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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger
Autoren: Bernd Frenz
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Unterholz ab, doch sosehr er sich auch bemühte, das grüne Blattwerk mit seinen Blicken zu durchdringen, von der Greisin war nicht mehr der kleinste Leinenzipfel zu sehen.
    Seltsames Weib. Faselte etwas von drohendem Unheil und verschwand dann einfach wieder.
    Rorn zuckte mit den Schultern.
     
    In diesem Moment flatterten zwei Baumfasane über die Lichtung und landeten am Bachlauf. Das brachte den Schmied sofort auf andere Gedanken. Rasch befeuchtete er seinen Zeigefinger und hielt ihn in die Luft. Ein Glück, der Wind schlug ihm immer noch entgegen.
    Von neuem Jagdfieber gepackt, ließ er sich auf alle viere nieder und verschwand unter dem Kriechkorb. Trotz der Moosabdeckung fiel Licht durch die Weidenruten. An der Vorderseite klaffte außerdem ein Sichtschlitz. Rorn hatte schon oft mithilfe des Korbs gejagt und kannte das Gelände, darum fiel ihm die Orientierung leicht. Trotz der hohen Gräser bewegte er sich zielstrebig vorwärts.
    Feine Morgenschleier trieben über die Wiesen. Der Boden unter seinen Händen war feucht und weich. Manchmal sank er mehrere Fingerbreit ein, dann gab es saugende und schmatzende Geräusche, wenn er sich vorwärtsbewegte. Kein Wunder. Bis vor wenigen Generationen war dieses Gebiet noch eine reine Sumpflandschaft gewesen. Erst die Entwässerungsgräben ihrer Vorväter hatten es urbar gemacht.
    Ohne auf seine durchweichten Hosenbeine zu achten, kroch Rorn vorsichtig weiter. Das Gras teilte sich leise vor dem stetig vorrückenden Tarnkorb.
    Trotz der um ihn herum wippenden Halmspitzen schöpften die Baumfasane keinen Verdacht. Er wusste das, ohne sie zu sehen, denn er hätte ihren Flügelschlag gehört, wenn sie aufgeschreckt wären.
    Als die Marschwiese endlich lichter und niedriger bewachsen wurde, machte er die Vögel am Ufer aus. Zwei von ihnen stritten sich gerade mit ihren zahnbewehrten Schnäbeln um ein paar Bucheckern, während sich ein dritter ein wenig abseits von ihnen am Futter gütlich tat. Rorn frohlockte. Zwischen den beiden Gruppen ragte ein ans Ufer geschwemmter Ast empor. Mit ein wenig Glück konnte er den Einzelgänger auf der ihm zugewandten Seite der Barriere erlegen, ohne dass es die anderen beiden bemerkten. Dann hatte er die Möglichkeit für einen zweiten sicheren Schuss und konnte den letzten verbliebenen Fasan vielleicht sogar noch im Flug vom Himmel holen.
    Zufrieden schob er sich weiter auf das einzelne Tier zu. Nun galt es vor allem, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht zu überhastet zu handeln. Rorn spürte, wie seine Anspannung mit jeder Handbreit, die er weiterschlich, anwuchs, doch er zwang sich zur Ruhe, bis er eine optimale Schussposition erreicht hatte. Ohne den tarnenden Korb hätte ihn das Tier längst entdeckt, doch so war es völlig arglos, zumal sich Rorn gegen den Wind näherte.
    Geschwind zog er einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. Um den Baumfasan zu erlegen, musste er sich mitsamt dem Korb ein wenig aufrichten, das war der heikelste Moment bei dieser Art der Jagd.
    Seine Schultern berührten bereits das sich über ihm wölbende Weidengeflecht, als er ein leises Vibrieren in den Knien spürte. Zuerst hoffte er noch, dieses Zittern wäre seiner eigenen Aufregung geschuldet, doch als es immer stärker wurde, musste er sich eingestehen, dass es sich um eine ferne Erschütterung handelte, die sich durch das Erdreich bis zu ihm fortpflanzte.
    Den Baumfasanen blieb das Beben ebenso wenig verborgen. Alarmiert flatterten sie in die Höhe und schossen in verschiedene Richtungen davon.
    Einen leisen Fluch ausstoßend, sandte ihnen Rorn noch einen Pfeil hinterher, doch er hatte einen Moment zu lange gezögert und den richtigen Augenblick verpasst. Der Pfeil zischte durch die Luft, ohne an einer einzigen Feder zu zupfen.
    Rorn wäre am liebsten aufgesprungen, um den Bogen wutentbrannt über dem Knie zu zerbrechen, doch inzwischen hallte schwerer Hufschlag über die Lichtung. Sein geschultes Ohr machte mehr als ein halbes Dutzend Pferde aus, die den nördlich von ihm angrenzenden Wald durchquerten und jeden Augenblick zwischen den Bäumen hervorbrechen konnten. Dort, wo sie ritten, gab es keine ausgetretenen Pfade, außerdem konnte er weder das Rumpeln von Rädern noch das Quietschen einer schlecht geschmierten Nabe hören. Trotzdem wurde das anschwellende Getrappel von metallischem Klappern begleitet.
    Verdammt, da nahten Bewaffnete auf Streitrössern!
    Plötzlich klang ihm wieder die Warnung der Hexe im Ohr. Bleib mit den
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