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Bandscheiben-Aktiv-Programm

Bandscheiben-Aktiv-Programm

Titel: Bandscheiben-Aktiv-Programm
Autoren: Doris Br?tz , Michael Weller
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Gedanken und wissenschaftlichen Erkenntnisse es gibt und welche Handlungen daraus resultieren.
Gezielt belasten statt entlasten
    Nach einer Verletzung setzen sofort die Wundheilung und die Neuorganisation des Gewebes ein. Die Gewebestruktur und deren Festigkeit richten sich nach der Belastung, die sie erfahren. Funktion schafft Struktur. Gewebe sollte also auch während der Heilungsphase entsprechend seinerAufgabe belastet werden. Dabei müssen Sie die angemessene Stärke der Belastung in der jeweiligen Heilungsphase und die persönliche maximale Belastbarkeit herausfinden. Wenn Schmerzen nach der Belastung auftreten, haben Sie überdosiert oder die Übung falsch ausgeführt. Dann sollten Sie dieselbe Übung mit geringerer Intensität fortführen und die Ausführung kontrollieren. Geringere Intensität bedeutet
weniger Kraftaufwand
geringeres Bewegungsausmaß und
niedrigere Anzahl der Wiederholungen.
    Bei einer Bandscheibenverlagerung ist es Ziel der Übungen, die Bandscheibe so zu belasten, dass der Teil, der noch zwischen den Wirbelkörpern liegt, wieder in Richtung Mitte des Wirbelkörpers verlagert wird und sowohl Druck- als auch Zugbelastungen aushält. Bei der Druckbelastung einer Nervenwurzel wird hingegen die Entlastung der Nervenwurzel angestrebt, da es nicht ihre Aufgabe ist, Druck aufzunehmen, sondern Impulse zu leiten.
    Tipp
    Ausreichende Erholungsphasen sind wichtig. Erholung wird bei Bandscheibenleiden am besten durch Bewegung ohne Anstrengung erreicht, nicht durch Bettruhe oder gar Sitzen.
Die Wirbelsäule strecken statt beugen
    Die „Beugephilosophie” bei der Behandlung von Rückenschmerzen ist von dem Ziel geprägt, die Wirbelsäule zu entlasten.
    Dazu wird die Rückenlagerung mit gebeugten Hüft- und Kniegelenken im Stufenbett vorgeschlagen. Genau die entgegengesetzte Lagerung ist jedoch bei Bandscheibenleiden meistens erfolgreich, nämlich die Bauchlage auf einem Keil, bei der die Wirbelsäule in Streckung gebracht wird (siehe Abbildung →  Seite 41 ). Dadurch wird die Beugung der Wirbelsäule ausgeglichen, die Bandscheibenschäden verursacht. In Bauchlage wird von hinten Druck auf die Bandscheiben ausgeübt, um sie wieder nach vorne zu verlagern.
    Tipp
    Haben Sie keine Angst vorm „Hohlkreuz”! Die meisten Menschen leiden unter einem Mangel an Streckung der Wirbelsäule, und nur wenige zeigen eine übermäßige Vorwölbung der Lendenwirbelsäule, die man als Hohlkreuz bezeichnen kann.
    Auch Kräftigungsprogramme und Haltungsschulen hängen häufig der „Beugephilosophie” an. Als Bauchmuskeltraining werden Übungen wie das Hochkommen zum Sitz aus Rückenlage („sit ups”) empfohlen. Bekannte Anbieter von Gerätetraining nutzen die riskante Beugung der Wirbelsäule gegen Widerstand zur Kräftigung. Viele Übungshinweise und Haltungsinstruktionen werden von der Warnung begleitet, „nicht ins Hohlkreuz zu fallen”. Solche Übungen sind jedoch zur Behandlung und Vorbeugung von Bandscheibenleiden ungeeignet. Durch Beugung werden die Bandscheiben nach hinten, also rückenwärts, verlagert, und es kann zum Bandscheibenvorfall kommen. Die entgegengesetzteBewegungsrichtung, nämlich die Streckung der Wirbelsäule, dient der Behandlung und Vorbeugung von Bandscheibenleiden.
Auch die Nerven müssen sich bewegen lassen
    Wenn Sie schon immer dachten, Sie hätten verkürzte Kniebeuger (ischiokrurale Muskulatur), weil Sie einen ziehenden Schmerz an der Rückseite der Oberschenkel und in der Kniekehle verspüren, wenn Sie sich nach vorne beugen, dann irren Sie sich. Der ziehende Schmerz wird in der Regel von Bewegungseinschränkungen der Nerven hervorgerufen. Nerven müssen sich für eine reibungslose Funktion bei Bewegungen von Armen, Beinen und Wirbelsäule passiv mitbewegen. Die freie Beweglichkeit des Nervensystems muss bei jedem Wirbelsäulenleiden geprüft und ggf. gezielt geübt werden. Diese Tatsache ist unter Therapeuten und Betroffenen noch wenig bekannt.
Bewegung statt Muskelentspannung
    Verspannung und Blockierung sind Folgen von Bandscheibenschädigungen und keine eigenständigen Krankheitsbilder. Die Spannung der Rückenstreckermuskulatur verhindert die schädigende Beugung der Wirbelsäule. Das nach hinten verlagerte Bandscheibenmaterial führt zu einer mechanischen Blockierung, meistens der Streckung der Wirbelsäule. Die Beugung kann zusätzlich schmerzhaft eingeschränkt sein, weil dabei das Bandscheibengewebe noch weiter nach hinten verlagert wird und gleichzeitig Zug auf das
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