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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)
Autoren: Philipp Mattheis
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Stress und Arbeit gewöhnt sind.
    Für die meisten Backpacker, die nicht länger als drei Monate unterwegs sind, ist der Strand der Gipfel. Der Strand ist dran, nachdem man Tage in klapprigen Bussen und Zügen mit sonderbaren Einheimischen verbracht hat, nachdem man alle Tempel und Pyramiden, die im Lonely Planet als sehenswert vermerkt sind, besichtigt hat, nachdem man auf dem Rücken eines Elefanten durch den Dschungel geritten und verschwitzt durch Megametropolen gehetzt ist. Man fotografiert den Strand, und es muss gar kein anspruchsvolles Bild sein: Brandung, Sand und vielleicht eine Palme am Bildrand genügen. Man lädt die Bilder auf Facebook hoch, woraufhin alle Daheimgebliebenen das Posting ebenso neidisch wie sehnsüchtig mit «Da wäre ich jetzt auch gern» oder «Du Drecksau!» kommentieren. Der Strand ist der sichtbarste Beleg dafür, dass man sich an einem Ort befindet, an dem alle anderen eigentlich auch gern wären. Es führt dem Reisenden nochmals vor Augen, dass er genau das Richtige getan hat. Der Strand ist ein Zustand, der dem Paradies nahekommt. Der Strand ist die Verheißung des Reisens überhaupt. Das Strandfoto zeigt den Daheimgebliebenen: Diese Reise hat sich gelohnt.
    Nur ist Strand nicht gleich Strand. Ein Strand mit Strandkorb, Supermarkt und Friseursalon ist ein gentrifizierter Strand. An solch einem Ort gewesen zu sein ist ungefähr so speziell, wie im Hard Rock Café Paris eine Cola mit Vanilleeis getrunken zu haben. Wichtig am perfekten Strand ist, dass erstens kaum Menschen und zweitens die richtigen dort sind. Einen solchen Strand zu finden ist eine Mission. Es geht darum, etwas Besonderes zu entdecken, um sich so zu vergewissern, dass man selbst ein besonderer Mensch ist.
    Rucksackveteranen lieben Sätze wie: «Koh Phangan? Da brauchst du nicht mehr hinzufahren! Da gibt es jetzt sogar ein Starbucks!» – «Goa? Vor 20 Jahren war das gut – aber heute sind da nur noch besoffene Russen.» Oder: «Zipolite? Vergiss es, die haben jetzt sogar durchgehend Strom.» Der perfekte Strand ist nämlich wie eine angesagte Bar oder eigentlich wie alle coolen Dinge: Sie zerstören sich selbst. Je einsamer, perfekter, abgelegener der Strand ist, desto mehr Leute wollen dorthin. Aber je mehr von ihnen kommen, desto schneller ist die kritische Masse erreicht.
    Und dann kippt alles. Die Einheimischen wollen Geld verdienen, erst ein bisschen, dann immer mehr. Sie merken, dass sich immer öfter verlottert aussehende und tendenziell knauserige Menschen mit iPods aus Ländern, die sie selbst nur aus Filmen kennen, für ihren Strand interessieren, den sie bisher für den gemütlichen Arsch der Welt gehalten haben. Und da die Engländer, Israelis, Norweger und Deutsche gern E-Mails schreiben, stellt man einen Computer neben die Bambushütte. Weil die Menschen Hunger haben, zimmert man aus Sperrholzplatten und Bambus eine Konstruktion zurecht, hängt bunte Glühbirnen daran und nennt es «Restaurant». Weil sie Dinge wie Zigaretten, Tampons und Duschgels brauchen, eröffnet man einen kleinen Tante-Emma-Laden. Noch ist alles im grünen Bereich. Der Strand liegt jetzt auf dem Banana-Pancake-Pfad. Aber weil das Leben in der Strandhütte nun ein paar kleine Annehmlichkeiten mehr bietet, die den Strand noch ein bisschen besser machen, spricht sich die Attraktivität des Strands in den Hostels der Städte herum. «Der beste Strand, der absolut beste!», erzählt der Typ im Hostel von San José oder Bangkok mit einem Gesicht wie Anthony Quinn in Der alte Mann und das Meer . «Und er steht noch nicht im Lonely Planet .» Auf die Hardcore-Hänger folgen jetzt die ersten Vier-Wochen-Backpacker. Sie haben höhere Ansprüche, wollen ein eigenes Bad und Klo und eine Klimaanlage.
    Fünf Jahre später ist aus dem Computer mit der schweißigen Tastatur ein Internetcafé geworden. Der kleine Laden für tägliche Gebrauchsgüter ist zu einem Seven-Eleven-Supermarkt angeschwollen, und der Imbissstand hat sich zur Pizzeria ausgewachsen. Später folgen dann Friseursalons, Kneipen, Starbucks, Bumsläden. Sobald ein Starbucks oder Bumsladen da ist, kann man die Sache komplett vergessen. Sie sind ein sicheres Zeichen dafür, dass man fünf Jahre zu spät dran ist. Ganz am Ende wird ein Resort gebaut, und besoffene Russen in Stringtangas spielen Badminton am Strand. Wenn irgendwo reiche Russen aufschlagen, ist es unwiederbringlich vorbei.
    Weil das fast immer nach diesem Schema so läuft, sollte man nicht zweimal an denselben
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