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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat
Autoren: Anna Degen
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gegenüber.
    Â»Ihr Sohn ist Martin Kostner, nicht wahr?«
    Frau Kostners Augen weiteten sich angstvoll. »Ist etwas mit Martin?«, flüsterte sie. »Ist ihm etwas passiert?«
    Â»Ja, leider.« Es gibt einfach keine Möglichkeit, so eine Nachricht schonend zu formulieren, dachte Werner betreten. »Er wurde heute Morgen ermordet aufgefunden.«
    Â»Oh Gott, nein, nicht Martin!«, schrie Frau Kostner und drehte sich mit einem Blick voller Hass und Verachtung zu ihrem Mann um. »Das hast du nun davon!«
    Als habe sie dieser Satz all ihre Kraft gekostet, sank sie bewusstlos in sich zusammen.
    Claudia Jung sprang auf und rief: »Ich besorge ein Glas Wasser«, während Werner neben Frau Kostner niederkniete und sie behutsam seitlich auf das Sofa bettete.
    Er klopfte ihr sanft auf die Wange und rief ihren Namen, bis sie zu blinzeln begann. Als Claudia Jung mit dem Glas zurückkam, richtete er Frau Kostner auf und gab ihr vorsichtig zu trinken. Sie schluckte keuchend. Dann begann sie zu weinen.
    Claudia Jung setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm.
    Heinrich Kostner hatte sich nicht um seine ohnmächtige Frau gekümmert. Er war aufgestanden und hatte mit der Faust gegen die Wand geschlagen, als wolle er einen unsichtbaren Gegner fertigmachen. Jetzt ließ er sich wieder in seinen Sessel fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    Â»An uns hat es nicht gelegen«, knurrte er. »Wir haben ihn anständig erzogen. Obwohl die da …«, ein Kopfnicken in Richtung seiner Frau, »ihn maßlos verweichlicht hätte, wenn ich nicht aufgepasst hätte. Er sollte nicht glauben, dass er alles vorn und hinten reingestopft kriegt, dass er sich nur ins gemachte Nest zu setzen braucht. Ich hab mir auch alles von ganz unten auf erarbeiten müssen. Und ich bin auch nicht dran gestorben. Diese Herrensöhnchen, nur Weicheier – ich hab alles getan, um das zu verhindern, ich wollte, dass er ein Mann wird. Und jetzt …«
    Sein schwerer Oberkörper schwankte vor und zurück.
    Werner fragte mit leisem Erstaunen: »Herr Kostner, Ihr Sohn ist nicht der Täter, sondern das Opfer. Er wurde ermordet. Warum glauben Sie, das habe etwas mit Ihrer Erziehung zu tun?«
    Â»Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe!« Heinrich Kostners Gesicht verschwand wieder hinter seinen Händen.
    Claudia Jung strich Frau Kostner übers Haar, die sich wie ein verlorenes Kind in ihre Umarmung rettete, und fragte sie leise: »Was haben Sie damit gemeint, als Sie sagten, das habe Ihr Mann nun davon?«
    Frau Kostner schluchzte und murmelte dann kaum verständlich: »Na, weil er ihn doch rausgeschmissen hat.«
    Â»Halt doch dein Maul, du dumme Kuh!«
    Rücksichtnahme gehörte offensichtlich nicht zu Herrn Kostners hervorstechenden Eigenschaften.
    Â»Dann lebte Ihr Sohn also gar nicht mehr hier?«, hakte Werner nach.
    Â»Nein!«, antwortete Kostner barsch.
    Â»Und wann war das, dass Sie … ich meine, dass Ihr Sohn gehen musste?«
    Â»Vor drei Wochen«, antwortete Frau Kostner nach einem ängstlichen Blick auf ihren Mann. Der tat, als höre er sie nicht.
    Â»Warum, Herr Kostner, warum haben Sie Ihren Sohn rausgeworfen?«, fragte Werner.
    Schweigen, dann ein mürrischer Blick. »Wir hatten Streit.«
    Â»Und worüber haben Sie gestritten?«
    Â»Das geht Sie gar nichts … Mein Gott, können Sie uns denn nicht in Ruhe lassen? Sie haben uns gerade gesagt, dass unser Sohn tot ist. Da muss man doch … Verdammt, gehen Sie doch endlich!«
    Â»Herr Kostner, ich kann Sie ja verstehen. Aber wir brauchen Ihre Aussagen, wenn wir den Mörder Ihres Sohnes finden sollen.«
    Aus Kostners Kehle kam ein undefinierbarer Laut, dann stand er auf und ging auf sein Büro zu.
    Â»Herr Kostner, wir müssen Ihre Aussage protokollieren. Das können wir Ihnen nicht ersparen. Ich lasse Ihnen meine Karte hier. Und heute Nachmittag um zwei Uhr erwarte ich Sie in meinem Büro in der Schildstraße!« Werner musste sich anstrengen, seiner Stimme einen halbwegs höflichen Klang zu geben.
    Herr Kostner drehte sich nicht um. Die Tür zu seinem Büro fiel laut hinter ihm ins Schloss.
    Frau Kostner blickte ihrem Mann voller Abscheu nach. Ihr Schluchzen war plötzlich verstummt, wie erstickt im Hass.
    Â»Worum ging es denn bei dem Streit zwischen Ihrem Mann und Ihrem Sohn?«, fragte Werner eindringlich.
    Frau Kostner
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