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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition)
Autoren: Claudia Gray
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Gestalt in den tiefer werdenden Schatten des Nachmittags suchte. Bald schon würde die Nacht hereinbrechen. Sie rannte, bis sie eine Hand an ihrem Ellbogen spürte, die so kräftig an ihr riss, dass sie aufschrie. Als Skye herumwirbelte, sah sie, dass der Vampir nicht länger verwirrt war. Sein Griff war kräftig und schmerzte, und obwohl sie mit aller Macht versuchte, sich zu befreien, war daran überhaupt nicht zu denken.
    »Lass uns rote Rosen in den Schnee malen«, flüsterte er.
    Sie dachte: Jetzt werde ich sterben .
    Doch in diesem Augenblick griff jemand von hinten an ihr vorbei nach dem Vampir, riss ihn von ihr fort und schleuderte ihn weg – schleuderte ihn buchstäblich, weiter und kräftiger, als es irgendein Mensch gekonnt hätte –, sodass er gegen einen Baumstamm in fast zehn Metern Entfernung prallte, ehe er auf dem Boden landete.
    Skye drehte sich blitzschnell herum, um ihren Retter anzusehen, und keuchte. Dort, das markante Profil vom schwachen Schein der untergehenden Sonne beschienen, stand ein anderer Vampir, und zwar einer, den sie kannte.
    Sein Name stahl sich als Flüstern von ihren Lippen. »Balthazar.«

2
    Balthazar war hierhergekommen, um nach Skye Tierney zu sehen. Durch Lucas hatte er gewusst, dass sie in Schwierigkeiten war, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er geradewegs in einen Kampf gegen einen anderen Vampir geraten würde. Genauso wenig allerdings war sein Gegner darauf gefasst gewesen – und zu einem Gegner würde der Typ werden, ob ihm das nun gefiel oder nicht. Balthazar hatte vor, dafür zu sorgen, dass es ihm ganz und gar nicht gefallen würde.
    »Balthazar.« Skyes weit aufgerissene Augen waren voller Angst und Erstaunen. »Was machst du denn hier?«
    »Jetzt, in diesem Augenblick? Ich werde dem Typen da in den Hintern treten. Geh ein paar Schritte zurück und halt dich raus, falls du das schaffst.« Dankbar kam sie seiner Aufforderung nach und brachte sich ein Stückchen weiter weg in Sicherheit, denn so würde er sich nicht darum kümmern müssen, sie zu beschützen. Stattdessen würde er sich ganz darauf konzentrieren können, den anderen Untoten dazu zu bringen, es bitter zu bereuen, dass er sich je dazu entschlossen hatte, das Blut eines hilflosen Mädchens im Wald trinken zu wollen.
    Sein Gegner richtete sich wieder auf und war vom Aufprall lediglich ein wenig benommen. Das hatte Balthazar erwartet. So schnell er konnte, stürmte er auf den Mann zu. Das Überraschungsmoment war alles, was er auf seiner Seite hatte. Er trank nicht oft menschliches Blut, offenbar ganz im Gegensatz zu seinem Gegner. Außerdem wusste Balthazar aus irgendeinem Grund, dass der andere Vampir älter als er selber war. Stärker. Mächtiger.
    Der unerwartete Angriff machte sich bezahlt. Es gelang ihm, Skyes Verfolger umzurennen, sodass dieser zu Boden stürzte. Balthazar sah sich rasch nach einem kurzen Ast um, der ihm als Pflock würde dienen können. Auch wenn er es hasste, Leute seinesgleichen zu töten, und es vermied, wann immer es ging, bedeutete die Alternative in diesem Fall, eine Bedrohung für das Leben anderer Menschen ungeschoren davonkommen zu lassen. Und das kam nicht in Frage. Doch gerade als Balthazar den Pflock in seinen Händen über den Kopf hob, um den tödlichen Stich auszuführen, geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
    Er erkannte den Vampir.
    »Lorenzo«, sagte er. Dass er ihm vertraut war, war nur noch ein Grund mehr, ihn zu pfählen. Aber das Erstaunen darüber, auf diesen Vampir zu stoßen – den er aus den entsetzlichsten Augenblicken seiner Vergangenheit kannte –, ließ ihn beinahe erstarren, während er den Pflock weiterhin mit seinen Fingern umklammert hielt. »Was zur Hölle machst du hier?«
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen.« Lorenzo wirkte genauso schockiert wie er selbst. Dieses Zusammentreffen war lediglich ein schrecklicher Zufall, sonst nichts. Die Unsterblichkeit schien die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Aufeinanderstoßens zu steigern, selbst wenn man es unbedingt vermeiden wollte.
    »Lass dieses Mädchen in Ruhe. Warum bist du hinter ihm her?«
    »Weil es ein Mensch ist und weil wir Vampire sind – etwas, was du leider nur allzu häufig vergisst. Und nun frag mich, was du wirklich wissen willst«, sagte Lorenzo. »Frag mich, ob ich mit Redgrave hier bin.«
    Er sprach den Namen so zärtlich aus, als handele es sich bei dem Genannten um seinen Vater oder seinen Geliebten. Soweit Balthazar wusste, traf beides in gewisser Weise
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