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Ballast oder Eva lernt fliegen

Ballast oder Eva lernt fliegen

Titel: Ballast oder Eva lernt fliegen
Autoren: Mona Jeuk
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Kennst keinen Ballast außer vollen Windeln, du Glückliche.
    Ariane hält sich zurück, erstaunlich. Will sie keine Szene im Treppenhaus, damit sich nicht herumspricht, dass die große Eva Idengart keine Lust mehr hat, Theater zu spielen?
    Türe aufschließen, Türe zu und „!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! WIE ZUM TEUFEL HAST DU DIR DAS VORGESTELLT?? !!!!“
    Ach Ariane, so wird die Kleine wieder weinen.
    „ ICH HAB DICH SO SCHON KAUM ERREICHT!!!! SOLL ICH JEDES MAL ANTANZEN, WENN ES WAS ZU BESPRECHEN GIBT???!!“
    Schhh, kleine Nora, es ist gut, deine Mutter wird sich wieder beruhigen. Wie weich ist doch der Flaum auf deinem Köpfchen... Pass auf, ich werde es ihr erklären:
    : Vielleicht wird es gar nicht mehr so viel zu besprechen geben./
    Ariane, fassungslos: „Hast du den ganzen Rummel schon vergessen?!! Glaubst du, beim nächsten Buch läuft das anders??!?!“
    : Ich habe es nicht vergessen./
    Das Mädchen weint. Ariane schäumt. Ich muss das hier schnell beenden.
    : Ich werde keine Emails mehr lesen, weil ich überhaupt nicht mehr am PC sitzen werde. Nie mehr./
    – – – – – ?
    Selbst Nora ist verstummt und guckt mit großen Augen. Als könne sie verstehen. Vielleicht versteht sie mich ja besser als ihre Mutter.
    : Ich werde auch nichts mehr diktieren – ... Nein, natürlich werde ich dir keine handgeschriebenen Manuskripte zumuten. Wozu auch, es wird kein drittes Buch geben.“
    – – –
    Die Stille lastet schwer. Kann auch Stille Ballast sein? Gleich wird Nora wieder weinen –
    „!!! .... WAHNSINN!!! .... UNS ANTUN!!! .... WAHNSINN! ... ABHÄNGIG! ... WAHNSINN!!!! ... EGOTRIP!!! ... VERANTWORTUNGSLOSER : WAHNSINN!!!!!!“
    Still kleine Nora, es geht vorüber,
    sie wird sich beruhigen...
    Sie wird sich beruhigen, es ist ja gut,
    wie kann sie so schreien,
    wie kann sie ihr Kind so vergessen?
    Arme kleine Nora, deine Mama wird bald wieder gut sein.

    Stille.
    Sie reißt mir das Kind aus den Armen. Die Kleine fängt wieder an zu schreien. Ariane schreit nicht mehr. Sie sieht mich an, so kalt. Zumindest ist sie jetzt ruhig. Ich kann nun versuchen, zu erklären. Sie wird mich nicht verstehen, aber das ist bedeutungslos.

    ***

    Wieder das Telefon. Bernd glaubt mir nicht, dass der Schlüssel zum anderen Raum fort ist. Ruft er an, um mich wieder anzuflehen, zum Arzt zu gehen? Seit das Türschloss ausgewechselt ist, klingelt das Telefon ununterbrochen. Er will mich mürbe machen. Er will, dass ich verrückt werde. Dann hätte er Recht behalten.
    Draußen bin ich sicher vor dem Klingeln. Aber vielleicht steht er unten. Also warten. Bis es still ist.
    Warum will er mich unbedingt verrückt haben? Warum kann er mich nicht nehmen, wie ich bin? Weil er mich nicht besitzen kann. Er ist wütend, weil ich nein gesagt habe. Deshalb versucht er, mich mit dem Telefon in den Wahnsinn zu treiben. Ich muss sehr vorsichtig sein.

    *

    : Ja./ : Nein./ : Danke. Ich brauche keine Hilfe./
    Sie gibt nicht auf, redet und redet. Mein Lächeln schmerzt – also weg damit. Sie will mich nicht durchlassen, steht mitten auf dem Treppenabsatz. Aus ihrer Wohnung riecht es nach Essen. Immer riecht es bei ihr nach Essen, dass mir ganz schlecht wird. Sie wäre zu schwer zum Fliegen, aber das begreift sie nicht, mit ihrem Kohlfischbratengekoche. Wenn ich vorbei will, muss ich nachgeben. : Ja, ich verspreche es./ und : Der mittlere Weg führt zu einem guten Leben./ aber : Buddha hat sich geirrt, als er sagte, auf dem mittleren Weg könne der Kreislauf des Lebens unterbrochen werden./
    Sie gibt den Weg frei. Mit seltsamem Blick.

    *
    Ich habe dich nie ausgenutzt, Ariane. Du warst die Schlange an meinem Busen. Aber ich trage es dir nicht nach.

    *

    Hinter den Gemüsekisten: Heinrich.
    „ Eva, wie geht es dir?“
    Darauf antwortet man mit : Gut, danke, und dir?/
    „Uns geht es gut, danke. Die Kleine hält uns ganz schön auf Trab. – Hättest du...“, er beißt sich auf die Lippen, „ ...möchtest du...“, er weiß nicht, wie er es sagen soll. „Komm doch mal wieder vorbei. Wir haben uns so lange nicht gesehen! Ich koche uns was Leckeres.“
    Er hat nicht gesagt, dass ich halb verhungert aussehe. Das sagen die anderen. Ach Heinrich! : Danke, ich komme bestimmt bald./ Er weiß, dass es eine Lüge ist. Ach Heinrich!

    *

    Fliegen muss schön sein. Dort oben, mit den Wolken. Der Fels ist kalt, es wird Herbst.

    *

    Die Tür: geht nicht auf. Im Laden ist es dunkel – ? Die Sonne sagt Vormittag, dann also Sonntag. Vergessen. Ich habe
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