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Ballast oder Eva lernt fliegen

Ballast oder Eva lernt fliegen

Titel: Ballast oder Eva lernt fliegen
Autoren: Mona Jeuk
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Mit Hingabe hatte sie sich auf dieses Thema gestürzt, nachdem sie gelesen hatte, dass zwanzig Minuten Meditation ein höheres Anti-Aging-Potential besaßen, als ein klassisches Wellness-Paket, wie es Schönheitssalons anboten. Tatsächlich ging Eva nach dem Kurs jedes Mal erfrischt und gestärkt nach Hause, während alle Anderen, die Kursleiterin inbegriffen, sich eher gereizt und ausgelaugt gefühlt hatten. Einmal hatte die Kursleiterin die Nerven verloren und gestöhnt, Eva halte mit Sicherheit den Rekord im extrovertierten Meditieren, sie solle um Himmelswillen versuchen, nicht so viel Aktivität auszustrahlen und ihre Energien statt dessen nach innen richten. Bevor Eva begriffen hatte, was die Frau damit gemeint hatte, musste der Kurs vorzeitig abgebrochen werden, weil die Kursleiterin mit Burn-out-Symptomen in Kur geschickt worden war.

    Auch Nummer Drei reagierte sichtbar erregt auf Evas Anblick. Das GP hatte die ohnehin schon hyperattraktive Eva in eine filmreife Diva verwandelt. Ihre Vorfreude aber ließ sie erstrahlen wie eine Liebesgöttin.
    Oh ja, Eva freute sich. Fast vierzehn Jahre lang hatte sie sich, wenn auch aus freien Stücken, mit bewundernden Blicken begnügt. Nun freute sie sich darauf, den ganzen Abend, vielleicht sogar die ganze Nacht umworben, begehrt und verwöhnt zu werden. Kurz gesagt: Eva freute sich auf Sex.
    Nummer Drei hoffte auf Sex. Das Restaurant, das er ausgewählt hatte, war gleichermaßen exklusiv und intim. Er trug einen Anzug, in dem er schon einmal mit Brad Pitt verglichen worden war, und das Parfum, das er aufgelegt hatte, hatte bei solchen Gelegenheiten noch nie versagt. Und dann war da noch die einfache, aber geschmackvolle Kette, die in seiner Brusttasche ruhte. Das war sein Trick, auf den er sehr stolz war: Den richtigen Augenblick abzupassen, dann der Auserwählten das Halsband umzulegen und beim Schließen desselben einen Kuss auf den so dargebotenen Nacken... Von diesem Kuss war es nur noch ein kleiner Schritt bis ins Bett. Nummer Drei war siegessicher. Welch ein Triumph! Ausgerechnet Eva, von der im Betrieb jeder wusste, dass sie keinen an den Honigtopf ließ! Und nun räkelte sie sich wie eine rollige Katze unter seinem Blick. Sie hatte also nur auf einen richtigen Kerl gewartet, auf einen Mann wie ihn.
    Beim Essen knisterte die Luft. Beim Tanzen brachen beide in Schweiß aus und küssten sich leidenschaftlich. In Evas Bett – für die Sache mit der Halskette war keine Zeit geblieben – explodierte ein Feuerwerk. Es war ein gelungener Abend. Bis Nummer Drei sich die Krawatte umband und nebenbei bemerkte, dass er bei Gelegenheit einer Wiederholung nicht abgeneigt sei. Eva setzte ihr verführerischstes Lächeln auf, zupfte seinen Krawattenknoten zurecht und säuselte, dass er dieses Vergnügen jeden Abend haben könne.
    Woraufhin Nummer Drei erschrocken die Flucht ergriff.

    Dies allerdings war noch nicht der Auslöser für Evas Badezimmerschrankdesaster. Tatsächlich war Eva noch Monate davon entfernt, in die Knie zu gehen. Im Grunde überraschte sie die Reaktion nicht einmal so sehr, war sie sich doch von Anfang an bewusst gewesen, dass es sich bei Nummer Drei um einen unsicheren Kandidaten handelte. Sie hatte den Abend unglaublich genossen, fühlte sich um Jahre verjüngt und ließ sich das durch nichts verderben. Nummer Drei wurde von ihrer Liste gestrichen und damit war dieser Fall erledigt.
    Auch die anderen beiden Herren bekamen ihren Probeabend. Same procedure as last time: Großes Programm, Abendessen, Tanzlokal, Bett. Die Abende unterschieden sich in erster Linie in der Wahl der Restaurants (die übrigens beide deutlich billiger waren, als das von Nummer Drei gewählte) und in zweiter die Qualitäten der Herren im Bett betreffend, die Eva nüchtern als akzeptabel im einen und ausbaufähig im anderen Fall einstufte. Beide überboten sich indes in Schwüren ewiger Liebe, beide gaben an, ohne Eva nicht mehr leben zu können.
    Eva vermied sorgfältig jede Offensive in Wort oder Tat. Sie hatte dazugelernt. Außerdem gehörten ihre beiden verbliebenen Verehrer eindeutig dem konservativen Typus an. Vermutlich legten sie Wert darauf, als Erste das Wort zu ergreifen und das letzte zu behalten. Also verlegte Eva sich auf die weiblichen Tricks. Sie gab, nach vollzogenem Akt, vor, von ihren Gefühlen überrumpelt worden zu sein. Die Hahnenkämme schwollen in männlichem Stolz. Schüchtern (und die testosterongefluteten Herren nahmen diese Schüchternheit für bare
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