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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman
Autoren: Kurt Geisler
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Rasmussen, Bruder von Fiete und Ehemann von Anna Maria.« Der Mann verbesserte sich mit finsterer Miene. »Nein, inzwischen Witwer.«
    Ten Hoff drückte ihm sein Beileid aus und stellte sich und Hansen kurz vor. Dann übergab er das Gespräch an den Kieler Kommissar, der ihn kurz von der Schießerei und der Festnahme seines Bruders und Ducksteins in Kenntnis setzte.
    Rasmus Rasmussen setzte sich grimmig auf einen Barhocker vor den Tresen. Er lud die beiden ein, neben ihm Platz zu nehmen. Getrunken hatte er nicht.

     
    Hansen eröffnete das Gespräch. »Sie scheinen nicht sonderlich überrascht zu sein von dem, was ich Ihnen berichtet habe.«
    Rasmussen verneinte. »Jörn Rost, ihr Kollege von der Wasserschutzpolizei hier, der hat heute Mittag angerufen und mich über den gewaltsamen Tod meiner Frau informiert. Eben hat er noch einmal durchgeklingelt und mich von der Verhaftung in Kenntnis gesetzt. Sie wissen, dass Duckstein und mein Bruder früher zusammen undurchsichtige Geschäfte in der Hamburger Rotlichtszene betrieben haben?«
    Hansen nickte. »Bis er vor acht Jahren zu Ihnen auf die Insel kam, richtig?«
    Rasmussen bestätigte das. »Ja, die Jahre davor waren für die Familie furchtbar. Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, wie das ist, wenn man einen Bruder hat, der nicht nur krumme Geschäfte macht, sondern ausgesprochen brutal zur Sache geht. Zangen-Fiete war sein Spitzname. Sie werden das wissen. Vor zehn Jahren musste er wieder einmal für zwei Jahre ins Gefängnis, weil er im Auftrag von Duckstein mit einer Zange einem Zahlungsunwilligen die Fingerkuppe weggequetscht hat. Ich bin dann zu ihm ins Gefängnis gefahren und habe ihm in einem letzten Versuch den Vorschlag gemacht, zu mir auf die Insel zu ziehen, damit er endlich aus dem Schlamassel herauskommt. Irgendwann stand er dann mit einem Pappkarton vor meiner Pension, und ich habe ihm mein Börteboot überlassen. Damals liefen hier noch viele Fahrgastschiffe an, und er kam nicht nur gut ins Geschäft, er kam endlich auch auf andere Gedanken.«

     
    Jetzt fragte Ten Hoff nach. »Hatten die Insulaner denn keine Ahnung von seinem Vorleben?« Rasmussen schüttelte den Kopf. »Anfangs nicht. Ich habe auf Helgoland ja eine gute Stellung, und deswegen bekam Fiete natürlich einen Vertrauensvorschuss. Es ging auch lange Zeit gut. Irgendwann sprach jedoch der Leiter unserer Biologischen Anstalt, Dr. Rogge, einmal verächtlich von Flachzangen, und die Bemerkung richtete sich eindeutig gegen Fiete. Da sich keine Nachfragen am Stammtisch einstellten, musste ich davon ausgehen, dass die Geschichte von seinem Vorleben auf der Insel herumgegangen war. Vielleicht hatte Jörn Rost einmal einen über den Durst getrunken und dann ist es ihm herausgerutscht. Ansonsten ist unser Polizist ausgesprochen korrekt, da lasse ich nichts auf ihn kommen. Es kann aber auch aus dem Rathaus gedrungen sein. Standesamt oder so. Ich weiß es nicht.«
    Hansen sah ihn skeptisch an. »Herr Rasmussen, Ihren Ausführungen muss ich entnehmen, dass es irgendwann mit Ihrem Bruder nicht mehr gutging. Können Sie den Zeitpunkt eingrenzen?«
    Rasmussen nickte. »Leider Gottes, ja. Das war genau der Zeitpunkt, als ich Anna Maria auf die Insel gebracht hatte. Für einen Mann wie mich, der nicht zu groß geraten ist und auch den Bauch schlecht verbergen kann, war Anna im ersten Moment ein wahrer Glücksgriff. Ich habe versucht, ihr trotz der Enge auf der Insel das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich habe sie geliebt wie keine andere Frau auf der ganzen Welt. Ich habe ihr Kreditkarten gegeben, und sie konnte auf das Festland fahren, wann immer sie wollte.«
    »Das ist ja zunächst nichts Schlechtes«, befand Ten Hoff.
    Rasmussens Gesicht verfinsterte sich. »Doch. Immer öfter scharwenzelte Fiete um Anna Maria herum. Am Anfang dachte ich noch, dass er einfach familiären Kontakt zu uns suchte. Aber immer öfter bekam ich mit, dass er sie scheinbar unabsichtlich berührte. Fiete ist ein bisschen größer als ich, und durch seinen Job war er stets braun gebrannt und hatte eine athletische Figur. Vielleicht konnte ich allein ihre Bedürfnisse nicht zufriedenstellen, aber sucht man sich denn ausgerechnet den eigenen Bruder aus? Nein!«
    Hansen konnte das natürlich nachvollziehen. »Es gab aber mindestens noch einen anderen Mann im Leben ihrer Frau, richtig?«
    Rasmus Rasmussen sah ihn erstaunt an. »Woher wissen Sie das? Aber es ist richtig. Als ich sie kennenlernte, war sie
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