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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
Autoren: Alexander Schuller
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Big Business. Irgendwie schien in Amys Leben die ganze Zeit die Sonne, und von nirgendwo drohte ein schicksalhaftes, dunkles Unwetter. Dabei spürte sie selbst, dass es wieder an der Zeit war zu arbeiten. Ob ihrem Label oder Nick Goldwyn oder gar dem großen Simon Fuller die Geduldsfäden reißen würden oder nicht, ging ihr dabei allerdings »komplett am Arsch vorbei«. An dieser Einstellung würde sie ihr Leben lang festhalten.
    »Ich wünschte, dass mich dieses Karrierezeugs endlich einmal interessiert«, erzählte sie im Juli 2007 dem Musikjournalisten Steffen Rüth, nachdem sie mit ihrem zweiten Album »Back to Black« längst zu den erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit gehörte. »Ich weiß nicht, wie viele Platten ich verkauft habe oder wie reich ich bin. Im Moment ist es auf jeden Fall genug. Neulich habe ich vor einer Horde russischer Banker gespielt. Die werden wohl anständig bezahlt haben. Freien Wodka gab’s außerdem.«
Amys Privatkonzert in Moskau soll dem russischen Multimilliardär Roman Abramowitsch übrigens eine Million Pfund wert gewesen sein.
     
    Aber bis dahin würden nach Amys Besuch im »Hawley Arms« im Frühling 2005 noch eineinhalb Jahre vergehen.
    »Ich schwöre, dass es irgendwann aus mir rauskommt«, ließ Amy ihr Management damals wissen, »und dann werde ich euch Songs schreiben wie der Teufel. Doch dafür muss ich erst einmal den richtigen Startpunkt finden.«
    Deshalb hatte sie sich zurückgezogen; in eine Normalität, von der sie zumindest annahm, dass sie normal war. Sie wollte und musste dem Leben eine Chance geben, ihr in die Fresse zu hauen, »sonst hätte ich doch nichts gehabt, worüber ich schreiben könnte«, würde sie später erklären. Amy wollte nichts anderes, als einer negativen »self-fulfilling prophecy« etwas auf die Sprünge zu helfen.
    Das »Hawley Arms« in der Castlehaven Road, mit seiner auffälligen, karminrot gestrichenen Fassade, diente ihr als Wohnzimmer, als ein Ort, der ihr half, ihre innere Leere zu betäuben, und die Jukebox diente ihr als Inspirationsquelle, denn im Grunde wusste sie schon damals ganz genau, was sie wollte: Ihr zweites Album würde mehr Soul und R&B-Elemente enthalten. Es würde fetziger und rauer klingen, aber auch zärtlicher und trauriger. Deshalb hörte sie all die Swing-, Motown- und Uralt-Rock’n‘Roll-Songs rauf und runter. Sie sog die Musik auf wie ein Schwamm, bis sie diese gefühlvollen Stilrichtungen – die sie seit ihrer Kindheit liebte – absolut verinnerlicht hatte. Vielleicht träumte sie insgeheim sogar davon, dieser
ursprünglich amerikanischen Musik auf den Britischen Inseln eine neue Heimat geben zu können. Dies wäre für sie weder eine Frage des Geldes, noch des Ruhmes gewesen. Amy wollte Musik machen. Sie wollte diese Songs singen. Das war alles. Deshalb war sie sich auch nicht zu schade, einige Male im »Hawley Arms« aufzutreten. Das letzte dieser Minikonzerte fand im Oktober 2010 für den Nordoff-Robbins-Wohltätigkeitsverein statt – ein netter Überraschungsgig der sorgenden Übermutter.
    Der Pub war außerdem ihre Tankstelle , wo sie mit den verschiedenen Bartendern (meistens traf es Craig Jones) im Laufe der vielen Tage und Nächte ihren Lieblingscocktail entwickelt hatte, den sie »Rickstasy« nannte; ein hochprozentiger Mix aus drei Teilen Wodka (Amy bevorzugte »Smirnoff«), einem Teil »Southern Comfort«, einem Teil Bananenlikör und einem Teil »Baileys«. Nach zwei Gläsern, meinte sie einmal, solle man lieber nicht mehr darauf hoffen, noch woanders hingehen zu können. Es sei klüger, einfach dort zu bleiben, wo man sich gerade befände, und sich hinzusetzen, bis die Vögel zwitscherten. Aber in Wahrheit schoss Amy sich häufiger mit Wodka ab, noch lieber trank sie »Jack Daniels« mit Coke und ein paar Jahre später würde es dann Weißwein sein, literweise.
    Das »Hawley Arms« wurde letztlich zu dem Ort, an dem ihre gut sechs Jahre dauernde Metamorphose begann. Amy wurde zunächst zu einem Mega-Mega-Superstar, dann zur Junkie-Drama-Queen und am Ende zum zutiefst unglücklichen, physisch und psychisch schwer kranken Wrack. Diese tragische Verwandlung endete mit einem letzten Abtauchen ins Schwarze Loch, auf das sie unbewusst immer hinsteuerte. Aus dem sie dann aber nicht
mehr herausfinden konnte – vielleicht aber auch nicht mehr herausfinden wollte.
     
    Vor dieser Metamorphose musste sich 2005 aber erst einmal Amys Hoffnung auf Inspiration für ein zweites Album erfüllen: eine
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