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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller
Autoren: D. J. McIntosh
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Beigeschmack.
    Als ich auf der Party erschien, waren nur noch die notorischen Dauergäste zugegen. Von diesen hatte Professor Colin Reed sich an eine Frau mit weißblondem Haar und porzellanblauen Augen herangemacht, von der ich annahm, dass sie soeben ihr Examen abgelegt hatte und daher als jagdbares Wild galt. Eine hautenge Hose und eine schlank geschnittene Seidenbluse unterstrichen ihren wohlgeformten, durchtrainierten Körper.
    Reed entfernte sich, um, wie ich vermutete, frische Drinks zu besorgen. Als ich mich suchend nach Hal umschaute, trafen sich unsere Blicke. Ich erwiderte ihr Lächeln.
    »Ich bin Eris«, sagte sie, als wir uns einander so weit genähert hatten, dass wir uns verstehen konnten.
    »John Madison.« Sie machte einen weiteren Schritt auf mich zu.
    »Gehören Sie zur Braut oder zum Bräutigam?«, fragte ich.
    Ich bemerkte, wie ihre Augen größer wurden, als sie lachte. Sie waren von einem betörenden Blau, so intensiv, dass ich mich fragte, ob sie möglicherweise Kontaktlinsen trug, die ihre Augenfarbe verstärken. »Ja, es ist wirklich seltsam«, sagte sie, »manchmal sind diese Universitätspartys genauso tödlich wie die Hochzeit der eigenen Tante oder des eigenen Onkels zweiten Grades.«
    »Waren Sie auf der NYU ?«
    »Nein, ich habe mein Examen am MIT gemacht. Und Sie?«
    »An der Columbia. Aber das ist schon einige Zeit her. Hal und ich kennen uns eine halbe Ewigkeit. Wir sind seit unserer Kindheit miteinander befreundet und seit kurzem Geschäftspartner.«
    »Ist er nicht Professor?«
    »Ja. Ich bin Kunsthändler. Er hat über mich einige Kunstobjekte verkauft.«
    »Ein Kunsthändler. Das ist wirklich exotisch. Demnach müssen Sie Millionär sein.« Sie kicherte verhalten, um mir zu zeigen, dass es nur ein Scherz war.
    »Millionen von Dollars gehen durch meine Hände. Es tut weh, immer wieder mitzuerleben, wie sie auf dem Bankkonto von jemand anderem landen. Ich hätte es lieber mit Hedgefonds versuchen sollen.«
    Das rief bei ihr ein weiteres Grinsen hervor. »Sind Sie nun ein Freund von Hal?«, wollte sie wissen.
    »Mein älterer Bruder und sein Vater waren Freunde. Samuel hat mich bei seinen Besuchen immer hierher mitgenommen, und wenn Hal aus der Tagesschule oder dem Sommerlager nach Hause kam, haben wir gemeinsam die Zeit totgeschlagen. Er hatte nicht viele Freunde hier in der Stadt. Woher kennen Sie ihn denn?«
    Sie gab mir darauf keine Antwort und ich bemerkte, wie sie einen hastigen Blick quer durch den Raum warf. Reed erschien im Türdurchgang. Sein buschiges blondes Haar, das senkrecht vom Schädel hochzustehen schien, war irgendwie verrutscht. Seine gerötete Nase deutete an, dass dies bei weitem nicht sein erster Drink war. Seine Augen schossen quer durch den Raum spitze Dolche auf mich ab. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er sich ganz und gar nicht damit anfreunden konnte, dass ich das Objekt seiner Begierde mit Beschlag belegte.
    Normalerweise lasse ich mich nicht so einfach beiseiteschieben, aber ich musste Hal finden. »Tut mir leid, dass ich nicht noch ein wenig bleiben und mich mit Ihnen unterhalten kann.« Ich holte eine Visitenkarte heraus und reichte sie ihr. »Ich muss dringend mit Hal reden. Rufen Sie mich an, wenn Sie Lust auf eine gemeinsame Tasse Kaffee oder irgendetwas anderes haben.«
    Sie warf einen kurzen Blick auf die Karte und verstaute sie in ihrer Schultertasche. »Ich trinke nichts Koffeinhaltiges, aber ich liebe lange Spaziergänge am Strand und romantische Abendessen.«
    Ich war jetzt mit Lachen an der Reihe. »Ich freue mich darauf«, sagte ich. Ich ging, ehe Colin Reed herüberkam und die Atmosphäre störte.
    Bevor ich das Haus durch den Hinterausgang verließ, um nach Hal zu suchen, legte ich David Ushers »Black Black Heart« in den CD -Player, drehte die Lautstärke hoch und öffnete ein Fenster, damit die Musik nach draußen drang. Usher hatte das Lied für eine Frau geschrieben, aber ich dachte immer, dass der Titel genau auf mich passte.
    Ich ging hinaus auf den gepflasterten Weg. Mattes Licht drang aus den Fenstern und verlor sich im Gewirr des Gartens. Die Hitze der Augustnacht saugte den Duft aus den Espen und verteilte ihn in der Luft.
    Ich machte einen tiefen Atemzug und fühlte mich fast zufrieden.
    Ich fand Hal in dem kleinen Steinpavillon. Er saß in dem alten Korbsessel, den sein Vater stets benutzt hatte. Eine Öllampe hing an der hinteren Wand und verströmte einen angenehmen Zitrusduft. Einer seiner Ärmel war bis über den
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