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B00BOAFYL0 EBOK

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Titel: B00BOAFYL0 EBOK
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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folgender Art konfrontiert: »Als Skeptiker hält Taleb alles für zufällig und behauptet, erfolgreiche Menschen hätten einfach nur Glück.« Die Narren-des-Zufalls-Symptome traten sogar in einer weithin publizierten Cambridge Union Debate auf, in der mein Argument »Die meisten Börsenasse sind Narren, die Glück haben« zu »Alle Börsenasse sind Narren, die Glück haben« verdreht wurde. (In dieser Debatte zog ich eindeutig den Kürzeren gegenüber dem schier unüberwindlichen Desmond Fitzgerald in einer der unterhaltsamsten Diskussionen meines Lebens – ich war sogar versucht, die Seiten zu wechseln!) Die gleiche irrige Vorstellung, Respektlosigkeit sei mit Arroganz gleichzusetzen (die ich in meiner Botschaft ansprach), führt dazu, dass Skeptizismus fälschlicherweise für Nihilismus gehalten wird.
    Lassen Sie mich an dieser Stelle eines ganz deutlich sagen: Natürlich begünstigt das Glück diejenigen, die entsprechend vorbereitet sind! Harte Arbeit, Pünktlichkeit, ein sauberes (vorzugsweise weißes) Hemd, Gebrauch von Deodorant und ähnliche konventionelle Dinge tragen zum Erfolg bei – sie sind sicherlich nötig, reichen aber nicht unbedingt aus, denn sie sind nicht die Ursache des Erfolgs. Gleiches gilt für konventionelle Werte wie Beharrlichkeit, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen: nötig, unbedingt nötig. Man muss das Haus verlassen und einen Lottoschein ausfüllen, um zu gewinnen. Bedeutet das aber, dass die Mühe, die man sich mit dem Gang zur Lottoannahmestelle gemacht hat, ursächlich für den Gewinn war? Natürlich sind Fähigkeiten von Bedeutung, aber sie zählen in sehr zufallsabhängigen Umfeldern weniger als beispielsweise in der Zahnmedizin.
    Nein, ich behaupte nicht, dass die Lehren Ihrer Großmutter zum Wert der Arbeitsmoral verkehrt seien! Da die meisten Erfolge zudem von sehr wenigen »Opportunitätsfenstern« verursacht werden, kann es den Karrieretod bedeuten, wenn man diese Chancen nicht wahrnimmt. Bauen Sie also auf Ihr Glück!
    Achten Sie darauf, wie unser Gehirn bisweilen den Kausalpfeil in die entgegengesetzte Richtung dreht. Nehmen wir einmal an, gute Eigenschaften seien die Ursache des Erfolges. Auch wenn es uns intuitiv richtig erscheinen mag, impliziert dann die Tatsache, dass jeder intelligente, hart arbeitende, ausdauernde Mensch Erfolg hat, keineswegs, dass jeder erfolgreiche Mensch intelligent, hart arbeitend und ausdauernd ist. (Es ist bemerkenswert, wie ansonsten äußerst intelligente Menschen einem so primitiven logischen Irrtum – einem Umkehrschluss – anheim fallen können – ein Aspekt, den ich in dieser Ausgabe als Problem der doppelten Logiksysteme bezeichnen werde.)
    Eine Ausprägung der Erfolgsforschung hat ihren Weg in die Ratgebersektionen der Buchläden gefunden: »Hier sind die Eigenschaften der Millionäre, die Sie besitzen müssen, wenn Sie genau wie diese erfolgreichen Menschen sein wollen.« Einer der Autoren des irreführenden Buches The Millionaire Next Door (Der Millionär nebenan), das ich in Kapitel 8 anspreche, schrieb den noch unsinnigeren Band The Millionaire Mind (So denken Millionäre). Er bemerkt, dass in einer von ihm untersuchten repräsentativen Gruppe von über 1000 Millionären die meisten in ihrer Kindheit sich nicht durch überragende Intelligenz auszeichneten, und folgert daraus, dass es nicht das genetische Erbgut sei, sondern vielmehr harte Arbeit einen reich mache. Daraus kann man naiv folgern, dass Glück keinen Erfolgsbeitrag leistet. Wenn Millionäre ähnliche Eigenschaften besitzen wie die Durchschnittsbevölkerung, würde ich mich dagegen intuitiv der beunruhigenden Interpretation anschließen, dass sie ihren Erfolg teilweise dem Glück zu verdanken haben. Glück ist demokratisch und kann jeden treffen, ungeachtet seiner ursprünglichen Fähigkeiten. Der Autor sieht Abweichungen von der Durchschnittsbevölkerung in einigen wenigen Zügen wie Hartnäckigkeit und harter Arbeit: eine weitere Verwechslung von Voraussetzung und Ursache. Die Tatsache, dass alle Millionäre beharrliche, hart arbeitende Menschen waren, macht unermüdliche Schwerstarbeiter noch nicht zu Millionären: Viele erfolglose Unternehmer arbeiteten stets sehr hart. In einem Paradebeispiel für naiven Empirismus suchte der Autor auch nach Eigenschaften, die diese Millionäre gemeinsam hatten, und kam zu dem Schluss, dass sie alle risikofreudig seien. Risiken einzugehen ist gewiss nötig, um große Erfolge zu erzielen – aber auch Voraussetzung
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