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B00BOAFYL0 EBOK

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Titel: B00BOAFYL0 EBOK
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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dass der Zufall mich zum Narren macht, doch kann ich seine Täuschungen auf Gebiete beschränken, in denen sie mir ein gewisses Maß an ästhetischer Befriedigung schenken.
    Dieses Buch schrieb ich direkt aus dem Bauch heraus; es ist ein persönlicher Essay, der sich in erster Linie mit den Gedanken, Kämpfen und Beobachtungen beschäftigt, die mit der Praxis der Risikoübernahme verbundenen sind – nicht gerade ein Traktat und ganz sicherlich kein wissenschaftlicher Bericht. Es wurde zum Spaß geschrieben und sollte (hauptsächlich) zum und mit Vergnügen gelesen werden. In den letzten zehn Jahren wurde viel über unsere (erlernte oder genetisch verursachte) Wahrnehmungsverzerrung im Umgang mit dem Zufall geschrieben. Für die erste Auflage des Buches galten folgende Regeln: Erstens wollte ich vermeiden, zu diesem Thema irgendetwas zu schreiben, das ich nicht entweder aus eigener Anschauung kannte oder selbst abgeleitet hatte, und zweitens wollte ich mich von allen Theorien fern halten, die ich selbst nicht gut genug verarbeitet hatte, um nur mit minimaler Mühe über das betreffende Thema schreiben zu können. Alles, was sich auch nur im Entferntesten wie Arbeit anfühlt, war tabu. Ich musste Passagen aus dem Text streichen, die aus einem Bibliotheksbesuch zu stammen schienen, einschließlich des wissenschaftlichen Namedroppings. Ich versuchte, kein Zitat zu verwenden, das mir nicht ganz selbstverständlich einfiel oder von einem Autor stammte, dessen Werke ich im Laufe der Jahre immer wieder gründlich gelesen habe (die willkürliche Verwendung geborgten Wissens ist mir ein Gräuel – mehr dazu später). Aut tace aut loquere meliora silencio (Sprich nur, wenn deine Worte besser sind als das Schweigen).
    Diese Regeln gelten weiterhin. Manchmal muss man im Leben allerdings Kompromisse eingehen: Unter dem Druck von Freunden und Lesern habe ich am Ende dieser Auflage einige wenig störende Anmerkungen hinzugefügt, die sich auf verwandte Literatur beziehen. Außerdem habe ich die meisten Kapitel – allen voran Kapitel 11 – um neues Material ergänzt, wodurch das Buch um mehr als ein Drittel länger wurde.

Den Gewinn aufstocken
    Ich wollte dieses Buch organisch wachsen lassen – indem ich, um einen Börsianerausspruch zu verwenden, »den Gewinn aufstockte«  – und so meine persönliche Weiterentwicklung in diesem Rahmen zeigen, anstatt diese neuen Thesen zurückzuhalten und in einem völlig anderen Buch zu verarbeiten. Seltsamerweise dachte ich nach der Veröffentlichung weitaus mehr über einige Abschnitte dieses Buches nach als zuvor, insbesondere in Bezug auf zwei voneinander unabhängige Bereiche: erstens die Mechanismen in unserem Gehirn, die bewirken, dass wir die Welt für weitaus weniger zufällig halten, als sie eigentlich ist, und zweitens der »Tipping-Point«, das Zünglein an der Waage bzw. die wilde Form der Unsicherheit, die gewaltige Abweichungen verursacht (seltene Ereignisse erklären immer mehr die Welt, in der wir leben, widersprechen aber zugleich unserer Intuition ebenso stark, wie dies bei unseren Vorfahren der Fall war). Die zweite Fassung dieses Buches zeigt, dass mein Schwerpunkt etwas weniger auf der Untersuchung der Unsicherheit liegt (über den Zufall können wir so wenig in Erfahrung bringen). Vielmehr konzentriere ich mich mehr darauf zu erforschen, wie Menschen sich vom Zufall narren lassen.
    Ein weiteres Phänomen sind die Veränderungen des Autors durch sein eigenes Buch. Als ich dieses Buch nach seiner ersten Zusammenstellung zunehmend zu leben begann, fand ich Glück an den unerwartetsten Orten. Es war, als gäbe es zwei Planeten: denjenigen, auf dem wir tatsächlich leben, und die weitaus deterministischere Welt, in der wir der Überzeugung der Menschen zufolge leben. Das ist ganz einfach: Die Ereignisse der Vergangenheit werden immer weniger zufällig erscheinen, als sie tatsächlich waren (das bezeichnet man als Rückschaufehler bzw. als Hindsight Bias ). Wenn Menschen ihre eigene Vergangenheit beschrieben, erkannte ich, dass ein Großteil dessen, was sie sagten, rückblickend angepasste Erklärungen waren, die sie hinterher in ihrer verschobenen Wahrnehmung zusammenzimmerten. Bisweilen wurde dies unerträglich: Ich spürte, wie ich die Vertreter der Sozialwissenschaften (zumal konventionelle Ökonomen) und der Investmentbranche ansah, als handle es sich um Geistesgestörte. In der Realität zu leben kann schmerzhaft sein, insbesondere wenn man aus Aussagen eher
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