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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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sie lachte. Um ihren Hals waren die gleichen Würgemale zu sehen wie die, die ich selbst nun auch trug.
    Monique.
    »Hallo, Alastair«
, wisperte sie.
    Einst war sie älter als er gewesen, doch das sah man nun nicht mehr. Ich sah an seinem Blick, wie seine Gefühle am Überkochen waren. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, weder seinen Körper noch seine Gedanken.
    »Monique …«, ihr Name klang merkwürdig aus seinem Mund. Er hatte sie geliebt, sehr, und doch hatte er sie getötet, genauso wie mich.
    »Empfindest du noch etwas für mich, Alastair?«
, fragte sie seelenruhig und trat so nah auf ihn zu, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten.
    Alles in ihm schien sich gegen das Geständnis aufzulehnen; er rang mit sich selbst, sträubte sich davor, die Wahrheit zu sagen. Doch dannstieß er nur ein einziges Wort hervor, schnell und beinahe unverständlich: »Ja.«
    Ein strahlendes, überirdisch schönes Lächeln erhellte das Gesicht von Monique und wärmte selbst mich. Sie machte einen letzten Schritt, schlang die Arme um den Hals von Alastair und drückte ihren schlanken, beinahe mageren Körper an den seinen. Alastair wagte es nicht mehr zu atmen. Er stand reglos da, und dann, plötzlich, löste sich seine Starre. Er senkte das Kinn herab bis auf ihre Schulter und vergrub die Nase ein einziges Mal in Moniques weichem, duftigem Haar.
    »Bitte, lass nicht zu, dass die Welt zerstört wird. Du musst es verhindern.«
    Alastair nickte. Langsam, als müssten die Worte, die Monique sagte, erst in seinen Verstand sickern.
    »Danke«
, murmelte Monique – und dann war sie verschwunden.
    Sie löste sich nicht langsam in Luft oder Schaum auf, genauso wenig wie die anderen. Sie hinterließen kein Glitzern um uns herum. Sie waren einfach nur schlagartig weg. River richtete sich gerade auf, kam näher zu mir und legte seinen Arm über meine Schultern. Dann streckte er Alastair die Hand hin so wie Claude wenige Minuten vor ihm.
    Alastair blickte herab auf Rivers Finger, sah in sein Gesicht und dann in meines.
    »Es ist Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden«, flüsterte er, noch immer ganz ergriffen, und dann – dann händigte er River und mir die beiden Waffen aus.
    Sofort kam Leben in mich.
    »River, nimm du die Sense und geh zu den anderen Erdenbeschwörern! Ich versuche, die Welle aufzuhalten!«
    River nickte knapp und sprang in die Fluten.
    Ein heißes Kribbeln bildete sich unter meinen Fingerspitzen, während ich die Energie des Dreizacks in mich aufnahm und er sich ganz automatisch mit mir verband. Er wurde zu einem Teil von mir, wie vormals die Sense, und ich wurde ein Teil von ihm.
    »Sag mir, was ich tun soll!«, bat mich Alastair.
    »Hast du noch einen Viorev-Stein?«, fragte ich ihn.
    Er nickte knapp.
    »Du musst mir helfen, diese Wassermassen aufzuhalten – allein schaffe ich es nicht.« Alastairs Blick fiel an sich herab. Langsam zog er den Dolch hervor, den sein Vater ihm als letztes Geschenk überlassen hatte. Der Stein glomm unter Alastairs Berührung tiefblau auf. »Ich bin bereit.« Er neigte den Kopf herab, ich tat es ihm gleich.
    Ein letztes Mal sog ich frische, klare Luft in meine Lungen, ein letztes Mal sammelte ich in mir alle Kräfte, die ich aufbringen konnte – ein letztes, ja, ein allerletztes Mal. Die Götter waren uns wohlgesonnen, doch längst hatte ich verstanden, dass Schicksal und Götter nichts miteinander zu tun hatten.
    Ich ließ mich fallen, einfach nur hinunter, bis ich wieder in die Fluten traf. Eine Bewegung hinter mir verriet mir, dass Alastair mir folgte. Im nächsten Moment durchstießen wir wieder die Oberfläche; das Meer trug uns sicher und treu.
    Mein Griff um den Dreizack verstärkte sich, bis ich spürte, wie sich das Metall unter meinen Fingern erhitzte. Der Dreizack, der so lange ungebraucht gewesen war, erwachte langsam, aber stetig zu neuem Leben, das bereit war, mit mir zu kooperieren.
    Ich wurde zur ganzen Welt, und die Welt wurde ein Teil von mir, als ich weit ausholte, mit bebenden Muskeln, und einen Halbkreis mit dem Dreizack in der Luft zeichnete. Eine enorme Druckwelle riss mich augenblicklich von den Füßen, doch ich fiel nicht hin, denn Alastair stärkte das Wasser, das mich trug, mit seiner linken Hand, bevor er sich meinem Druck gegen die Wasserfront anschloss.
    Für einen kurzen Moment schien die riesige Welle zum Stillstand zu kommen, doch ebenso schnell stürzten sich die oberen Wässer wieder hinab und die ganze Meereswand rollte wieder auf uns
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