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Azazel

Titel: Azazel
Autoren: Isaac Asimov
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erschienen wären.
    »Nun?« sagte ich später zu Azazel.
    »Ich werde es versuchen«, sagte er. »Ich werden ihn nach deinem Vorbild mit Organen füllen. Ich nehme an, daß du ein durchschnittlicher Vertreter deiner widerlichen, minderwertigen Spezies bist.«
    »Mehr als durchschnittlich«, sagte ich herablassend. »Ich bin ein hervorragendes Exemplar.«
    »Nun gut. Ihre Statue soll vollkommen aus weichem, warmen, vibrierendem Fleisch bestehen. Allerdings wird sie nach eurer Zeitrechnung noch bis morgen mittag warten müssen. Ich möchte nichts überstürzen.«
    »Ich verstehe. Sie und ich werden bereit sein.«
    Am nächsten Morgen rief ich Holunderbeere an. »Holunderbeere, mein Kind, ich habe mit Aphrodite gesprochen.«
    Holunderbeere flüsterte aufgeregt: »Meinst du damit, es gibt sie wirklich, Onkel George?«
    »In gewissem Sinne schon, mein liebes Kind. Dein idealer Mann wird heute mittag vor unseren Augen zum Leben erwachen.«
    »Du meine Güte«, sagte sie leise. »Beschwindelst du mich auch nicht, Onkel George?«
    »Ich schwindele nie«, sagte ich wahrheitsgemäß. Aber ich muß zugeben, daß ich ein wenig nervös war, denn ich verließ mich in dieser Angelegenheit vollkommen auf Azazel. Allerdings hat er mich auch noch nie im Stich gelassen.
    Um die Mittagszeit standen wir wieder vor der Wandnische und betrachteten die Statue, die mit leerem Blick in die Ferne starrte. Ich sagte zu Holunderbeere: »Geht deine Uhr auch richtig, Liebes?«
    »Oh ja, ich habe sie mit der Sternwarte abgeglichen. Es dauert noch eine Minute.«
    »Die Veränderung kann sich natürlich auch ein oder zwei Minuten später vollziehen. Solche Dinge lassen sich nicht genau bestimmen.«
    »Eine Göttin sollte eigentlich pünktlich sein«, sagte Holunderbeere. »Warum ist sie sonst eine Göttin?«
    Das nenne ich wahren Glauben! Und sie sollte recht behalten, denn auf die Sekunde genau um zwölf Uhr durchlief ein Zittern die Statue. Ihre Farbe wandelte sich von totem Marmorweiß hin zu dem warmen Rosa lebendigen Fleisches. Langsam kam Bewegung in ihren Körper, die Arme senkten sich, die Augen nahmen ein lebendiges, blaues Glitzern an, die Haare auf ihrem Kopf färbten sich hellbraun, ebenso wie an anderen passenden Körperstellen. Der Mann senkte den Kopf und blickte Holunderbeere an, die nach Luft rang.
    Langsam und ungelenk stieg er vom Sockel herunter und ging mit ausgestreckten Armen auf Holunderbeere zu.
    »Ich Dirk. Du Holunderbeere«, sagte er.
    »Oh, Dirk«, sagte Holunderbeere und sank in seine Arme.
    Sie standen lange in inniger Umarmung versunken da, dann blickte sie über die Schulter zu mir herüber und sagte mit verzückt leuchtenden Augen: »Dirk und ich werden einige Tage zu Hause bleiben, du weißt schon, Flitterwochen. Aber dann, Onkel George, werde ich dich besuchen.« Sie rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, als würde sie Geld zählen.
    Daraufhin leuchteten meine Augen ebenfalls verzückt und ich schlich mich aus dem Haus. Ehrlich gesagt, fand ich es ein wenig unschicklich, daß eine vollkommen bekleidete junge Frau sich so innig von einem nackten Mann umarmen ließ, aber ich war sicher, daß Holunderbeere diesen Umstand sofort nach meinem Weggehen berichtigen würde.
    Zehn Tage lang wartete ich auf Holunderbeeres Anruf, aber ich hörte nichts von ihr. Das überraschte mich nicht, denn ich dachte mir, daß sie wohl anderweitig beschäftigt war. Dennoch glaubte ich, daß man nach zehn Tagen einmal Zeit zum Luftholen haben müßte. Außerdem hielt ich es nur für angemessen, daß nun auch mein Wunsch erfüllt werden sollte, nachdem ihr sehnlichster Wunsch durch Azazels und meine Bemühungen erfüllt worden war.
    Ich stattete dem Haus, in dem ich das glückliche Paar zurückgelassen hatte, einen Besuch ab und klingelte. Es dauerte eine Weile, bis sich etwas regte, und in meinem Inneren sah ich schon zwei junge Menschen vor mir, die an übermäßiger Verzückung gestorben waren, als sich die Tür einen Spalt breit öffnete.
    Es war Holunderbeere. Sie sah vollkommen normal aus, wenn man einen ärgerlichen Gesichtsausdruck als normal bezeichnen will. Sie sagte: »Ach, du bist's.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Ich hatte schon befürchtet, ihr hättet die Stadt verlassen, um eure Flitterwochen etwas auszudehnen.« Ich sagte nichts von meiner Vermutung, sie könnten während der Flitterwochen ihr Leben ausgehaucht haben. Ich hielt das für nicht besonders diplomatisch.
    Sie sagte: »Und was willst du?«
    Das klang nicht
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