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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch
Autoren: Ina Norman
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Nachfrage. Es war in jeder Hinsicht befriedigend!«
    Er starrte sie an. »So, war es das? Was hat Euch am besten gefallen, schönes Fräulein?«
    Sie schluckte und hob die Augen zum Himmel, als denke sie angestrengt nach. Das Spiel machte ihr sichtlich Spaß.
    »Mhm, willst du auch einen Krapfen, Strolch? Nein? Was mir gefallen hat? Alles - der Tanz, die Angebote der Männer, mein Kleid - ist es nicht prachtvoll? Etwas zerrupft, leider - die neidischen Blicke der anderen Frauen. Hm, aber das beste«, sie machte ein großes Aufhebens davon, den Sirup von ihren Fingern zu lecken, aber die Augen hinter der Maske funkelten, »das beste war, als um ein Haar der Tempel eingestürzt wäre ...«
    »Ein ganzer Tempel? Nicht schlecht für eine Nacht!« Es gelang ihm beinahe, die Erleichterung aus seiner Stimme herauszuhalten.
    »Danke.« Sie nickte keck und verspeiste den Rest des Krapfens. »Lob und Preis dem dicken Bodkin«, seufzte sie, »der selbst heute in aller Frühe Krapfen backt. Ich war schon fast verhungert.«
    Jermyn lachte. »Ich wusste nicht, dass vornehme Damen auch unter Hunger leiden.«
    »Doch, das tun sie«, erwiderte die Schöne würdevoll, »besonders, wenn sie lange in der Gesellschaft von Dieben und anderem Gesindel leben. Und da wir schon einmal dabei sind - wie war deine Nacht, Strolch?«, neugierig musterte sie ihn. »Auch recht lebhaft, wie mir scheint.«
    »Doch, ja, auch ich bin in jeder Hinsicht auf meine Kosten gekommen, mein Fräulein!« Er grinste.
    »In jeder Hinsicht ...«
    Mit einer heftigen Bewegung riss sie sich die Maske vom Gesicht und warf sie in den Fluss. Das Lachen war aus ihrem Gesicht gewichen, als sie von dem Geländer sprang.
    »Ich bin das Spiel leid, Jermyn.«
    Auch er war ernst geworden und eine Weile forschte einer schweigend in den Augen des anderen, ob aus dem Spiel bitterer Ernst geworden war. Eine leichte Röte färbte Ninians Wangen.
    »Die dunklen Götter waren mächtig in diesen Nächten«, murmelte sie.
    »Ja, ich weiß.« Seine Stimme klang wachsam.
    Sie hob die Hand und berührte sanft die blaue Schwellung unter seinem Auge. »Man kann Menschen widerstehen - und Göttern. Nichts hat sich geändert!«
    Es zuckte um seinen Mund. Wortlos zog er sie an sich und umarmte sie so fest, dass sie nach Atem rang. Das Gesicht in ihr nach Rauch riechendes Haar vergraben hielt er sie an sich gepresst, bis er seine Fassung wiedergefunden hatte. Dankbar fühlte er ihre Arme um seinen Hals, weiche Lippen, die zärtlich seinen Namen flüsterten, kühle Haut unter seinen Händen. Er schob sie ein wenig von sich.
    »Meine Süßeste, du kratzt ganz fürchterlich, weißt du das?«
    Ninian betrachtete ihr Mieder, dann die roten Schrammen auf seiner nackten Brust. Sie kicherte.
    »Dann sollte ich mich besser ausziehen. Das Kleid passt nicht hierher und zugig ist es auch. Lass uns heimgehen, Jermyn!«
     
    Die Sonne blieb der Großen Stadt an diesem Tag treu. Sie stieg höher und beschien gleichmütig die verschlafenen Menschen, die mit schweren Köpfen und schmerzenden Gliedern an ihr Tagwerk gingen:
    Die Niedrigen, die sich aufs Neue dem Befehl ihrer Herrn beugen und manche Frechheit büßen mussten, und die Hochgestellten, die sich erleichtert ihrer gewohnten Bequemlichkeiten erfreuten.
    Sie beschien eine stolze schwarze Frau, die sich fragte, ob sie Verrat an ihrer Göttin geübt hatte, und sich eingestehen musste, dass sie nicht anders hatte handeln können, und eine sehr junge schwarze Frau, die zusammengerollt in ihrem Bett lag. Glückselig presste sie das rote Lendentuch an sich, das in ihrem Volk als Heiratsversprechen galt, wenn der Mann es bei seiner Geliebten zurückließ. Und sie beschien diesen Mann in den Rahen eines großen Handelsschiffes. Der prächtige Wind würde es rasch auf die offene See tragen, er versprach gute Fahrt. Aber der Mann fiel nicht in den Gesang seiner Gefährten ein, sondern tat seine Arbeit in bedrücktem Schweigen.
    Sie beschien die, welche der Dunkelheit entkommen waren und wie neugeboren in die Welt schauten, und jene, in deren Herzen sich die Dunkelheit eingenistet hatte, um nicht mehr daraus zu weichen.
    Sie beschien die ganze Stadt, säuberlich geteilt in hoch und niedrig, reich und arm, edel und lasterhaft.
    Und sie beschien die Reste eines weißen, glitzernden Kleides, zerrissene, blutbefleckte Lumpen, achtlos hingeworfen auf dem Boden eines herrschaftlichen Schlafgemachs, und zwei junge Menschen, deren Leidenschaft alles Trennende überwand.
    *
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