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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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Ninian kennengelernt hatte, galt LaPrixas Groll über Bysshes Leid nicht mehr Jermyn allein. Immer wenn die beiden jungen Leute das Badehaus besuchten, plagten sie widerstreitende Gefühle – Dankbarkeit, die sie durchaus für Jermyn empfand, und Zorn, der, einmal entfacht, lange in ihrem Herzen schwelte. Doch eine unwiderstehliche Macht trieb sie dazu, die Nähe der beiden zu suchen, so dass sie Cheroot befahl, ihr Bescheid zu geben, wenn sie kamen. Jermyns Vernarrtheit entging ihren scharfen Augen nicht und wenn die Wut in ihr die Oberhand bekam, malte sie sich aus, wie er das Mädchen verlieren würde.
    Immer öfter kreisten dabei ihre Gedanken um die ,kleine Hübsche' – als sie gesehen hatte, wie Jermyn sich auf der Brunnentreppe über das Mädchen gebeugt hatte, war sie dazwischen gegangen, ohne sich Rechenschaft über ihr Handeln abzulegen.
    In der Nacht der großen Hochzeit, als Jermyn sein Ziel erreicht hatte, hatte sie in diesem Becken gelegen und sich eingestanden, dass die Qual in ihren Eingeweiden nichts mit der verlassenen Bysshe zu tun hatte. Sie verstand ihn nur zu gut, hatte sie sich doch selbst in das zierliche Mädchen mit den hellen, wachsamen Augen so heftig verliebt, wie es ihr schon lange nicht mehr geschehen war.
    Es war bitter, dies zu erkennen, als die beiden sich gefunden hatten. Ihr Glück konnte LaPrixa nicht ertragen, sie hatte ihre Gesellschaft gemieden, wie sie es von Anfang an hätte tun sollen. Jetzt war es zu spät, sie war rettungslos gefangen und litt alle Schmerzen einer unglücklich Liebenden. Die einzige Linderung brachten ihr Phantasien, vor allem wie sie Jermyn die ,kleine Hübsche' abspenstig machte – eine süßere Rache konnte es nicht geben.
    Und nun sah es so aus, als könnten die Träume Wirklichkeit werden.
    Sie wusste um ihr abschreckendes Äußeres, aber auch um ihre Fähigkeit, es vergessen zu machen. Schon manche hochmütige Schönheit war ihren Liebeskünsten verfallen und LaPrixa hatte grob werden müssen, um die Affäre zu beenden.
    Die Kleine musste reif sein für ein wenig Abwechslung, für Frauenliebe. Der Streit mit ihrem Liebsten rührte aus dem Überdruss, den zu große Nähe hervorrief. LaPrixas Blicke liebkosten den hellen Leib des Mädchens, der durch das purpurne Wasser schimmerte.
    »Er hat dir weh getan.« Die Worte waren heraus, ehe die Frau sie zurückhalten konnte.
    Ninian öffnete träge die Augen und sah auf die sanfte Wölbung ihrer Brüste. Auf der blassgoldenen Haut hoben sich deutlich dunkle Male ab. Sie lachte leise. »Oh nein, er hat mir nicht weh getan.«
    Ihre Stimme war weich, sie dehnte die Worte träumerisch, als erinnerte sie sich daran, wie ihr die Liebeswunden zugefügt worden waren. Dann ließ sie sich tiefer in das warme Wasser sinken, so dass die verräterischen Male verschwanden und fügte trocken hinzu: »Außerdem hat er auch solche Stellen.«
    LaPrixa runzelte die Stirn. Sie hatte gehofft, das Mädchen hege, wie nicht wenige Frauen, die zu ihr kamen, zusätzlichen Groll gegen ihren Geliebten, weil er grob und rücksichtslos war. So wäre es noch einfacher gewesen, sie mit behutsamer Zärtlichkeit zu verführen.
    Die Hautstecherin dachte an das Fläschchen in ihrer Tasche. Die Essenz war mehr als ein bloßer Badezusatz. Stoffe waren in dem Öl gefangen, flüchtiger und zarter als jeder Blumenduft, aber von ungleich stärkerer Wirkung. Der alte Mann, der sie die Kunst der Hautverzierungen gelehrt hatte, hatte sie aus seiner fernen Heimat mitgebracht und seiner gelehrigen Schülerin vermacht. Er hatte sie gewarnt, das Mittel nicht leichtfertig zu gebrauchen, denn seine Wirkung war nicht rückgängig zu machen. Roch man an der Phiole, so verstärkte sich die Empfindung, die im Augenblick vorherrschte, um ein vielfaches. Je länger man sich dem Zauber aussetzte, desto mehr verfiel man diesem Gefühl. Gab man aber den Inhalt der Phiole in ein Bad, wie LaPrixa es bereitet hatte, ein Bad, das Körper und Seele lockerte, überwältigte das Gefühl den freien Willen des Badenden. Liebte man, empfand man unvergängliche Liebe, hasste man – unversöhnlichen Hass.
    Schweres Gold hätte sie dafür verlangen können, aber sie zog es vor, das Zaubermittel aufzusparen, um es für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.
    Nun schien der Zeitpunkt gekommen, die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. Gäbe sie das Destillat ins Wasser, wäre es ein Leichtes, ihr Verlangen nach der kleinen Hübschen zu stillen.
    Doch diesmal fühlte sie anders als
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