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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen!
Autoren: Lois Greimann
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waren. Ich räusperte mich, schob einige Papiere und Dokumente auf meinem Tisch herum und rief mir wieder das Teeren-und-Federn-Szenario vor Augen. »Aber es ist mein Job, mich um Ihre Probleme zu kümmern«, gab ich mit bewundernswert ruhiger Stimme zurück und versuchte, gute anderthalb Meter Abstand zwischen ihm und mir zu wahren.
    »Aber wollen Sie denn nicht auch einfach mal …«, er zuckte mit den Schultern und hob das Glas, »… Ihr Haar offen tragen?«
    Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, wie seine rauen Hände über meine Kopfhaut strichen und durch die dicken, mahagonibraunen Locken glitten, wie sich die schicke Hochsteckfrisur löste und mir die Haare auf die Schultern fielen.
    Einen Moment mal! Die rosaroten Bilder machten kreischend Halt. Ich glaube, ich hatte mich in einen Liebesroman verirrt. Meine Haare waren am Hinterkopf festgesteckt und mit so viel Haarspray befestigt, dass man damit selbst eine Katze an die Wand hätte kleben können. Sie waren kerzengerade, reichlich dünn, und die Farbe würde ohne die Hilfe von Madame Clairol doch eher an Schmutzwasser erinnern. »Vielleicht sollten wir uns lieber auf Ihre Probleme beschränken, Mr. Bomstad.«
    »Sie haben doch garantiert auch welche!«
    »Aber ich bezahle keine hundertfünfzig Dollar die Stunde, um darüber zu reden!«
    Wieder musste er lachen. Es hörte sich verführerisch tief und sehr männlich an. Mein Magen drehte einen lustigen kleinen Looping. »Vielleicht würde ich Ihnen gratis zuhören.«
    Innerlich seufzte ich auf. Ich brauchte einen Augenblick, um das Geräusch zu erkennen und es in nahezu irrwitziger Eile abzuwürgen. Ich setzte mich gerade in meinem Bürosessel auf. »Das ist sehr nett von Ihnen«, antwortete ich und war mir ziemlich sicher, dass mein höflicher, aber dennoch zurückweisender Gesichtsausdruck wieder zurückgekehrt war. »Aber ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie -«
    »Sie haben mir schon geholfen.«
    »Habe ich das?«
    Er sah zu Boden. Manchmal war sein Verhalten einfach nur liebenswert jungenhaft.
    »Ganz enorm sogar«, sagte er und blickte zu mir hoch.
    »Es freut mich aufrichtig, das zu hören. Dennoch finde ich, dass wir -«, setzte ich wieder an, doch dann schob er seine Jacke zur Seite.
    Mir fielen bald die Augen aus dem Kopf, und meine Kinnlade knallte auf den Schreibtisch. Zwischen den auseinander geschobenen Hälften seiner Jacke sah ich, dass der Reißverschluss seiner Jeans offen stand. Er trug keine Unterwäsche, und voilà … Ganz offensichtlich hatte sich das Problem mit seiner Impotenz erledigt.
    »Und?«, fragte er. Krampfhaft versuchte ich, mich zu konzentrieren. Seine Ellbogen ruhten lässig auf der Lehne der Couch, während er mich beobachtete. Er grinste. »Was sagen Sie dazu?«
    »Verdammt«, krächzte ich, »ich bin echt gut!«
    Er gluckste und richtete sich langsam auf. Ein großer Mann, der innerhalb von wenigen Minuten sein jungenhaftes Verhalten abgelegt hatte. »Ja, das sind Sie«, sagte er, »und ich würde Ihnen gerne dafür danken.«
    »Sie könnten ja mein Honorar verdoppeln«, schlug ich vor und rollte vorsichtig mit meinem Bürosessel zurück. Es war eine Sache, sich in seiner Fantasie eine unerlaubte Affäre mit einem scharfen Patienten auszumalen, aber es war etwas völlig anderes, wenn diese Fantasie hier vor Gott und der Welt ihren Reißverschluss öffnete.
    »Das war nicht die Art Dank, die ich mir vorgestellt hatte, Doc«, sagte er und stützte sich auf die Schreibtischkante.
    »Wie ich Ihnen schon gesagt habe, Mr. Bomstad, würde ich es vorziehen, wenn Sie mich Ms. McMullen nennen würden.« Ich hörte mich an, als würde ich einem Zwölfjährigen eine Standpauke halten. Oder dem Barkeeper eine Bestellung aufgeben. Weniger, als würde ich mit einem Typen sprechen, der gerade seine Genitalien wie Früchte an einem Rebstock auf meinem Schreibtisch drapierte.
    »Wie Sie wollen«, sagte er. »Sie haben mir geholfen, jetzt habe ich eine Kleinigkeit für Sie. Oder sollte ich sagen … was Größeres?« Er nahm eine Hand vom Schreibtisch und schob die Jacke wieder beiseite.
    O mein Gott! Vielleicht war er nicht so groß wie ein Brotkorb, aber im Vergleich zu einem Knopf war er schon verdammt riesig!
    Er lächelte, während ich stierte. »Ich schließe mal die Tür ab, dann sind wir ungestört.«
    Als ich das hörte, schrillten in meinem Kopf die Alarmglocken. Ich packte den Telefonhörer, aber seine Hand, immer noch riesig, sauber und mit eckigen Fingernägeln, fiel
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