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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt
Autoren: Anni Bürkl
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arme Caro.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber …« Mit einem Seitenblick auf
Selma brach Rita ab.
    »Ich wünschte, der Ausseer Wassermann würde sie alle
hinabziehen in sein kaltes, dunkles Reich«, schimpfte Selma, »all die Lügner
und Mörder.«
    »Nicht hier«, Rita war aufgesprungen und zog Selma zur Seite,
weg von Berenike. Sie fühlte sich mit einem Mal wieder fremd, sehr fremd.
    Beim Gehen sah Selma lauernd auf die Polizisten. »Blutig wird
die Gegenwehr der Verbannten und Geknechteten.«
    Männer – Feinde.
    »Glaubt ihr wirklich, unser eigenes Geschlecht sei
friedfertiger?« Als Berenike diese Frage stellte, sah Rita mit großen Augen auf.
Sie wandte sich ab, als ein roter Geländewagen vor ihnen bremste. Jonas, auch
das noch. Sportlich sprang er aus dem Wagen, der hübsche und bisher recht
erfolgreiche Herr Bezirksinspektor Jonas Lichtenegger. Der hatte Berenikes
Leben schon genug durcheinandergewirbelt. Mit seinen Berührungen und seinen
diffusen Worten. Sie wusste bei ihm nie so recht, woran sie war. Seit ihrem
Kennenlernen ging das so. Nähe-Distanz-Spiele, ein Jojo aus Qualen und Lust.
Jetzt, wo sie ihn sah, roch, spürte, verlangte es sie danach, die Distanz
aufzubrechen und sich der Nähe hinzugeben. Sich hinwegzusetzen über alles. Egal
was.
    »Berenike, du hier?«, unterbrach die kühle und dienstliche
Stimme von Jonas ihre Gedanken.
    »Zufällig habe ich eine Leiche entdeckt, großer Meister«,
stieß sie in mühsam unterdrückter Wut hervor. Sie konnte sich kaum noch auf den
Beinen halten, ihr war übel und eiskalt. Konnte der Mann jetzt bitte
übernehmen, damit sie von der Leiche ihrer Tanzlehrerin Caro wegkam?
    »Schon gut, deswegen sind wir da, um das aufzuklären. Beruhig
dich.« Seine Fingerkuppen fanden mit behänder Leichtigkeit jene Stelle in ihrem
Nacken, deren Berührung sie sofort wehrlos machte. Er schlang einen Arm um sie,
Wärme gebend. Sie hatte den violetten Stoff seines Poloshirts ganz nahe vor
ihren Augen. An jedem anderen hätte die Farbe blöd ausgesehen. Er sah sie an
aus dunklen Augen, hart und schön blickten sie auf Berenike herab. »Du kannst
dich auf mich verlassen. Ich tue alles, was ich kann.«
    Sie schüttelte seine Hand ab. Kühl tat sie das. Sofort
vermisste sie seine Wärme. Jonas legte den Kopf schief, jemand rief seinen
Namen, er wandte sich ab.
    »Bin schon unterwegs«, sagte er zu dem grauhaarigen Kollegen,
der hinter ihm aus dem Wagen gestiegen war. Dann warf ihr Jonas noch einen Blick
zu, heiß wie Chili-Eis. Sie erinnerte sich daran, wie sie letztes Jahr im
Strandcafé gesessen waren und mit Chili gewürztes Eis gegessen hatten. Und wie
die Luft zwischen ihnen geknistert hatte. Aber das Lokal hatte jetzt
geschlossen und Jonas … Sie hatten sich einfach zu lang nicht gesehen, das war
es wohl.
    »Unser Erfolgskieberer«, lästerte einer der Polizisten
halblaut und sah Jonas abwartend an. Ach ja, da war etwas in den Medien
gewesen. Er hatte einen großen Fall von Waffenschmuggel über die Alpen aufgeklärt,
einer der Bosse war getötet worden. Eine Hinrichtung, so hatte es geheißen. Und
Jonas hatte das alles aufgedeckt. Ob er schon goldene Sternchen und
Fleißbienchen in seinen Akten stehen hatte?
    Forsch trat Jonas auf die Wartenden zu. »Also, Kollege Kain,
was gibt’s?«
    Eine Leiche, Blut, Polizei. Die Polizistin hatte Berenike
auch schon gesehen, während der Mordserie, die sie vor einem Jahr in Atem
gehalten hatte. Sie selbst hatte den ersten Toten gefunden – in ihrem Salon in
der Nähe des Altausseer Sees. Das hier war also nicht ihre erste Leiche,
beileibe nicht. Und da sprach sie noch gar nicht von den Gespenstern, die sie
heimsuchten. Nie würde sie sich an solche Grausamkeit gewöhnen. Ihr Magen
drückte furchtbar, ihr war übel, sie wollte sich nur noch hinlegen und alles
ausblenden, vergessen, diese grausame Wirklichkeit.  

     
    Und dann gingen die Aktivitäten los. Berenike
sah aus eisiger Distanz zu. Der Amtsarzt, ein grobknochiger Typ in Lederhose,
ging mit Jonas auf den Leichenfundort zu, gefolgt vom Polizeijuristen. Jemand
jammerte über das Wetter, sicher die Männer von der Spurensicherung, die
nörgelten immer herum. Allesamt standen sie vor verschlossenen Türen. Die
Beamten mussten die Friseurmeisterin herausläuten. Die Fenster von Katharinas
Wohnung über dem Geschäft waren dunkel, doch sie öffnete das Haustor wenig
später. Die Haare waren zerzaust, schielend sah sie die Beamten an, ein kurzer
Wortwechsel folgte. Dann
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