Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
reinsehen.«
    »Sag Marty, er soll aussteigen, damit wir sehen können, dass er es ist.«
    Beck wandte sich um. »Hey, Marty?«, rief er nach hinten.
    »Wink Reba doch mal zu. Sie glaubt, du bist jemand anders.«
    Der Fahrer in Martys Wagen winkte uns zu und betätigte die Lichthupe, ehe er den Motor aufheulen ließ wie ein Fahrer am Start eines Autorennens. Ich fasste Reba am Arm und zischte ihr ins Ohr: »Weg hier!«
    Ich lief los, indem ich einen Haken nach links schlug. Im selben Moment machte Martys Wagen einen Satz nach vorn.
    Die Reifen quietschten, und das Fahrzeug wurde immer schneller, während es auf uns zuhielt. Reba packte den Griff des Rollenkoffers und raste hinter mir her. Der Koffer kam auf der unebenen Fläche des Parkplatzes ins Schleudern und kippte schließlich auf eine Seite. Den Koffer nach wie vor im Schlepptau, lief sie auf die Straße zu. Ich hörte die Rollen übers Pflaster schleifen, bei ihrer Flucht so hinderlich wie ein Anker.
    »Lassen Sie das Ding los!«, schrie ich.
    Der Fahrer von Martys Wagen trat auf die Bremse und riss das Lenkrad herum, so dass das Heck ausbrach und nur um wenige Zentimeter an meinem Käfer vorbeischlitterte. Zwei Männer sprangen heraus, der Fahrer und ein zweiter, der auf einmal vom Rücksitz auftauchte, wo er sich verborgen gehalten hatte.
    Beck stand mit den Händen in den Manteltaschen da und sah gelassen zu, wie Reba den Koffer stehen ließ und davonrannte.
    Die beiden Männer waren schnell. Sie war noch nicht weit gekommen, als der eine sie von hinten zu fassen bekam und gemeinsam mit ihr zu Boden ging.
    Ich kehrte um und lief ohne jeden Plan in ihre Richtung. Der Koffer war mir völlig egal, doch ich wollte Reba nicht im Stich lassen. Sie wehrte sich und trat nach dem Typen, der sie angegriffen hatte. Er schlug ihr ins Gesicht. Ihr Kopf flog nach 420
    hinten und knallte aufs Pflaster. Ich kam bei ihm an, als er gerade die Faust hob, um erneut auf sie einzuschlagen, doch ich klammerte mich mit beiden Armen an seinen rechten Arm und ließ nicht mehr los. Auf einmal packte mich der andere von hinten. Er drückte mir die Arme an den Körper, hob mich hoch und schwenkte mich weg von seinem Kumpel. Ich reckte den Hals, um nach Reba zu sehen, die sich auf die Seite gerollt hatte.
    Mühsam hievte sie sich auf alle viere. Sie wirkte benommen, und Blut rann ihr aus Mund und Nase. Der Typ, der sie niedergeschlagen hatte, wandte sich jetzt mir zu. Er packte mich an den Füßen, und die beiden schleppten mich zu Martys Wagen. Ich bog den Rücken durch und versuchte mich zu befreien, doch der Kerl griff einfach fester zu, so dass ich keine Chance hatte.
    Beck trat an Martys Wagen heran und machte eine der
    hinteren Türen auf. Der Typ, der mich umklammert hielt, ließ sich auf den Rücksitz fallen und zerrte mich mit hinein. Dann drehte er mich um, bis ich unter ihm lag, das Gesicht in die Polster gepresst. Sein Gewicht war derart erdrückend, dass ich keine Luft mehr bekam. Ich fürchtete, meine Rippen würden brechen und mir die Lunge zerquetschen. Ich versuchte zu stöhnen, doch das Einzige, was ich zustande brachte, war ein kaum vernehmbares Japsen.
    »Verdammt, geh von ihr runter«, fauchte jemand.
    Der Typ rammte mir seinen Ellbogen ins Kreuz, als er sich von mir erhob. Gleichzeitig packte er mein rechtes Handgelenk und drehte mir den Arm auf den Rücken, während er meinen Kopf zu Boden drückte. Ich blickte auf die Fußmatten, die nur fünfzehn Zentimeter unter meiner Nasenspitze lagen. Jemand knickte mir die Beine ein und schlug die Tür zu. Kaum eine Sekunde später fiel die Tür von Becks Wagen ins Schloss. Er ließ den Motor an, während der Fahrer von Martys Wagen sich wieder ans Lenkrad setzte, die Tür zumachte, den Motor anließ und gemächlich davonfuhr. An der Ausfahrt des Parkplatzes 421
    wurden wir langsamer. Keine quietschenden Bremsen. Nichts, was in irgendeiner Weise die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt hätte. Womöglich lag Reba noch immer dort draußen auf dem Asphalt und versuchte, das Blut zu stillen, das ihr aus der Nase lief. Ich hatte einen kurzen Blick auf meinen Rückbankgenossen werfen können und gesehen, dass über seinem linken Auge ein weißer Verband klebte. Zwei dunkelrote und violette
    Blutergüsse zogen sich über seine Wangen wie Farbschlieren.
    Das Stuhlbein musste ihm fast das Auge ausgeschlagen haben, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass er es so genossen hatte, mich zu malträtieren. Ich konzentrierte mich auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher