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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'!
Autoren: C Winter
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ich mit der Zunge.
    „Sie ist wunderbar“, flüstert Melissa mit glänzenden Augen und lässt den Blick nicht von Frank. Erleichtert sinke ich rückwärts gegen meine Stuhllehne und knete meine verkrampften Fingergelenke. Unbewusst hatte ich meine Hände zu Fäusten geballt.
    „Jetzt umarmen sie sich“, bemerke ich unnötigerweise.
    Melissa gibt sich unvermittelt einen Ruck. Ich zucke zusammen, als sie resolut ihre Serviette auf den Tisch schleudert.
    „Entschuldige mich bitte. Ich glaube, ich bin an der Reihe.“
    Sie streicht sich sorgsam mit einer aufreizenden Geste die langen, dunklen Haare zurecht und ordnet ihr nachtblaues Kleid. Setzt ein strenges Gesicht auf und geht festen Schrittes auf Frank und Julia zu. Ich halte den Atem an. Melissa ignoriert ihren Exfreund, neigt sich stattdessen ihrer Schwester zu und umfasst sie liebevoll. Ihre Köpfe rücken ganz nah aneinander. Während sie beschwörend auf sie einspricht, werden Julias Augen immer größer. Sie schluckt und wirft mir plötzlich durch den kompletten Saal einen hilfesuchenden Blick zu. Sanft neige ich das Kinn und lächle sie aufmunternd an. Sie zögert kurz, dann strafft sie ihr zweifellos vorhandenes Rückgrat, lächelt zuerst Melissa und schließlich den zerknirschten Frank an. Erneut lehne ich mich zurück und lasse alle Anspannung endgültig los. Endlich ist die Wahrheit dort, wo sie hingehört.
    Melissa indes wendet sich nun Frank zu, der merklich zusammenschrumpft. Na, der wird noch ein paar Mal zu hören bekommen, was die Damen von ihm denken. Fast tut er mir leid. Aber nur fast. Völlig ermattet fächle ich mir mit meiner Serviette Luft zu. Danke, Chef. Ich werde mich revanchieren. Bei Gelegenheit. Wenn´s sein muss, gehe ich am Sonntag in die Kirche.
    „Kann es sein, dass dein Finger schon wieder in fremden Töpfen steckt?“
    Britta baut sich drohend vor mir auf. Ich lächle sie unschuldig an. Und nicke ergeben. Was sollte ich auch sonst tun? Lieber schiebe ich mir ein Lachshäppchen in den Mund und biete meiner Freundin ebenfalls eines an.
    „Aber es funktionierte doch!“
    Britta zuckt zusammen. Treffer, versenkt. Ich finde es sehr befriedigend, dass meine Anspielung auf ihre jüngste Verfehlung ins Ziel getroffen hat. Wer im Gewächshaus sitzt, soll bekanntlich nicht mit Gemüse werfen. Oder so. Britta wendet mir schnaubend den Rücken zu. Ihr Häubchen hüpft dabei beleidigt auf und ab.
    Ein spitzer Schrei schallt aus der Küche, gefolgt von ohrenbetäubendem Poltern.
    „Wieso hat mir keiner gesagt, dass die noch leben???“
     
    Vida wollte sich nicht davon abbringen lassen, gegrillte Langustenschwänze als Zwischengang zuzubereiten. Es war klar, dass Julius dem arglosen Mädchen eins auswischt. Unauffällig erhebe ich mich von meinem Stuhl. Frank sitzt mit Melissa Händchen haltend in einer Ecke und Felix hat sich gottlob in Luft aufgelöst. Alle anderen beschäftigen sich mit Johannes köstlicher Gurkensuppe. Dankbar entschwinde ich durch die Flügeltür, um Seelenfeuerwehr zu spielen.
    In der Küche remple ich versehentlich gegen Julius, der sich mit in die Seite gestützten Armen und hochrotem Gesicht drohend vor der schluchzenden Vida aufgebaut hat, während Sascha leise auf sie einredet. Ich greife kurzerhand nach einer Schürze und angle nach einem zappelnden Krebstier. Das kommt mir gerade recht. Grimmig sehe ich mich nach einem freien Kochtopf um.
    „So, wo kann ich das Biest jetzt umbringen?“
     
    *
     
    Natürlich rührt Vida nicht eine der leckeren Langusten an. Bleich und mit den Nerven am Ende kauert sie auf ihrem Stuhl, kippt einen Wodka nach dem nächsten und mustert verächtlich die Teller der anderen. Die Gäste hingegen stürzen sich begeistert auf den Zwischengang. Nachdem ich mich versichert habe, dass die Ente im Ofen schmort, der Seeteufel in der Zitronensauce gart und mein Dessert im Kühlschrank seiner Festigung harrt, schleiche ich mich ins Lokal und packe unauffällig das letzte Krebstier auf meinen Teller.
    Meinen ehemaligen Nachbarn kann ich nach wie vor nirgends entdecken. Offensichtlich hat er sich tatsächlich aus dem Staub gemacht. Genussvoll schiebe ich den ersten Bissen in den Mund. Doch leider freue ich mich zu früh.
    Felix rutscht neben mir auf die Sitzbank. Erschrocken zucke ich zusammen. Über den Sonntag reden wir noch, Boss! Grimmig spieße ich eine unschuldige Kirschtomate auf meine Gabel. Der vertraute Geruch schwindelt mir. Seine Nähe macht mich total konfus. Am liebsten würde
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