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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht
Autoren: K Ablow
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ohne sie je tatsächlich zu berühren. Sie suchte nach dem nächsten Anbieter jener Verehrung, nicht nach ihrem nächsten Liebhaber. »Sie sind viel zu schön, als dass ich jemals nie sagen könnte«, erklärte er ihr.
    Sie strahlte. »Sie sind nicht mit …« Sie deutete mit einem Nicken in Richtung von Kim Moffetts Schreibtisch.
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie atmete tief durch. »Gut. Dann gebe ich Ihnen einfach Zeit, ja?«
    »Geben Sie mir Zeit.«
    »Ich verstehe das.« Sie stand auf und zog ihre Jacke an.
    Er stand ebenfalls auf und betrachtete sie. Sie war eine wunderschöne junge Frau. Das war keine Notlüge gewesen. »Sie sind wirklich außergewöhnlich, wissen Sie«, sagte er.
    Zum ersten Mal schien sie verwirrt.
    »Und nicht nur, weil Ihr Vater das fand oder weil ich das finde.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine …« Er erkannte, dass er eine Sprache sprach, die sie nicht verstehen konnte. Ihr zu sagen, dass andere Männer sie nicht nur begehrenswert finden, sondern dementsprechend handeln würden, dass sie in jeder Hinsicht
ehrlich
mit ihr sein würden, würde ihr nichts bedeuten. Sie hatte ihr Selbstwertgefühl immer von ihrem Spiegelbild in John Snows Augen bezogen. »Das ist im Moment nicht wichtig«, sagte er schließlich.
    Es schien ihr recht zu sein, es dabei zu belassen. »Bis dann.«
    »Geben Sie auf sich Acht.«
    Sie ging hinaus.
    Gleich darauf kam Kim Moffett herein. »Ich habe Whitney McCormick für Sie in der Leitung«, sagte sie.
    Ihren Namen zu hören reichte aus, dass Clevenger ihr Parfüm zu riechen und zu fühlen glaubte, wie ihre Finger durch sein Haar strichen. Amouröse Halluzinationen. »Danke.« Er wartete, bis Kim gegangen war. Dann nahm er den Hörer ab. »Whitney.«
    »Ich habe mit meinem Dad gesprochen«, sagte sie.
    Er schwieg.
    »Es wurden zwei Patente für ein Flugstabilisierungssystem angemeldet, gemeinschaftlich im Namen von Snow-Coroway, InterState Commerce und Lockheed Martin.«
    »Coroway hat mich in Washington belogen«, sagte Clevenger. »Er und Reese haben Vortek. Snow hat seine Erfindung vollendet. Sie brauchten ihn nicht mehr.«
    »Das Gefühl kenne ich. Muss wohl ansteckend sein.«
    »Hör zu«, sagte Clevenger, »es war falsch von mir, die Sache so anzusprechen, wie ich es getan habe. Ich …«
    »Du könntest einfach nur sagen: ›Nett, mit Ihnen zusammengearbeitet zu haben‹«, fiel sie ihm kühl ins Wort.
    »Wann sehe ich dich wieder?«
    Sie legte auf.
    Begegnungen
    Nur zwanzig Tage zuvor
    13 Uhr 45
    Er konnte es kaum abwarten, sie zu sehen, es ihr zu erzählen. Er trug ein hellblaues Armani-Hemd und einen dunkelblauen Armani-Anzug, die er am Vortag in der Newbury Street gekauft hatte. Einen schwarzen Krokoledergürtel. Blank gewienerte schwarze Slipper. Er war frisch rasiert, und sein Haar war sorgfältig gestutzt. Er stand an dem Fenster, das Ausblick über den Public Garden bot, und beobachtete, wie sie am Bordstein aus einem Taxi stieg und der kalte Wind ihr kastanienbraunes Haar flattern ließ.
    Sie ging auf den Hoteleingang zu.
    Zwei Wochen hatten alles verwandelt. Vor zwei Wochen hatte er ihr gesagt, dass sie einander nicht mehr sehen könnten, dass die magische Kraft, die sie auf ihn ausgeübt hatte, als sie ihn nach seinem Anfall in ihren Armen gehalten hatte, wirkungslos geblieben sei. Er hatte den Tiefpunkt seiner Existenz erreicht, außerstande, den letzten Schritt zu machen, um die Erfindung zu vollenden, mit der er sich so lange herumgequält hatte. Vortek war tatsächlich nur eine Illusion. Er war ein Betrüger.
    Seine Tochter hatte von seiner Affäre erfahren und verachtete ihn.
    Sein Sohn hatte sich von ihm abgewendet.
    Selbst seine Kreativität hatte ihn im Stich gelassen.
    Er hatte sich nie einsamer, nie der Liebe unwerter gefühlt.
    Aber dann hatte Grace ihm gesagt, dass sie lieber sterben wolle, als ohne ihn weiterzuleben, und dass sie ein Kind von ihm unter ihrem Herzen trug.
    Sie liebte ihn. Mehr als das Leben. Und das brachte die Wende. Ihre Liebe drehte einen Schlüssel in seinem Innern um – abermals.
    Das Eis begann zu schmelzen. Das Räderwerk seines Verstands setzte sich in Bewegung. Er hatte Träume, in denen sich ganze Gleichungen wie von selbst lösten, in denen sich mehr und mehr Teile des Puzzles, an dem er knackte, zusammenfügten.
    Es klopfte an der Tür der Suite. Er öffnete.
    Im ersten Moment sah sie erschöpft und besorgt aus. Doch dann sah sie ihn, und ihr Gesicht strahlte. »Du siehst wie neugeboren aus«, bemerkte
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