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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Autoren: Mali Benro
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Erkrankung. Er redete so professionell um den heißen Brei, dass ihr innerer Widerstand und ihre Unzufriedenheit kurzweilig dahin schmolzen, sie gedanklich abdriftete und sich erneut mit der ungelösten Frage beschäftigte, wie es zu diesem Unglück kommen konnte und welche Rolle Albert spielte. Dabei kramte sie alte Erinnerungen aus, in der Hoffnung, Hinweise zu entdecken, die ihr früher unwichtig erschienen und jetzt Erklärungen geben könnten. Es war immer derselbe Ablauf. Steinchen für Steinchen trug sie akribisch alles zusammen, was ihr einfiel, und ihr Puzzle nahm langsam Formen an.
    Sie erinnerte sich an ihren einzigen gemeinsamen Urlaub mit Saskias kleiner Familie, in einer Clubanlage auf Sardinien. Wie eine Klette klebte Albert an ihren Fersen. Keine Minute ließ er sie allein und schien Saskia pausenlos zu beobachten. Am Anfang dachte Olivia, dass es ein Fehler war, mitgekommen zu sein, aber dann merk te sie, dass Saskia sie brauchte. Im Beisein von Olivia konnte sie ihm Dinge sagen, die sie, allein in seiner Gegenwart, niemals wagen würde. Sie fürchtete seine geistige und rhetorische Überlegenheit und die Gewandtheit seiner Sprache. Er war sich dessen bewusst, zeigte aber keine Anstalten, sie von ihren Ängsten befreien zu wollen, denn eine verängstigte Saskia war für ihn leichter kontrollierbar. Der Besitz dieser Frau in Demut schien ihm wichtiger als ihre freie unabhängige Liebe.
    Die Trauergemeinde, stimmte ein Kirchenlied an. „So nimm denn meine Hände“, klang es asynchron und verhalten. Alle waren aufgestanden, nur Greta blieb sitzen. Albert versuchte, sie am Ärmel in die Höhe zu ziehen, doch sie blieb stur, das Gesicht versteckt hinter den langen dunklen Strähnen. Als der Gottesdienst beendet war und sich die Gruppe gemächlich in Bewegung setzte, rannte sie nach draußen und wartete im Regen auf Olivia. Da stand sie ungeschützt, schon leicht durchnässt. Die Rufe ihres Vaters ignorierend. Sie stand einfach nur da und streckte ihr Gesicht dem Himmel entgegen. Mit zugekniffenen Augen empfing sie die kalte Herbstdusche auf ihrer blassen Haut. Als Olivia näher kam, drehte sie langsam den Kopf, wischte sich die tropfenden Haare aus dem Gesicht und flehte sie an:
    „Fahr mich heim, bitte.“ Wie gut konnte Olivia sie verstehen, diese trostlose Veranstaltung erleichterte ihr sicher nicht den schmerzhaften Abschied von der Mutter. Die Familienangehörigen waren längst im Café verschwunden. Nur ihr Vater wartete grimmig auf der anderen Straßenseite. Er ging wohl davon aus, dass Olivia die Situation in seinem Sinne managen würde. Hartnäckig klebte sein Blick in ihrem Nacken, und Olivia bemühte sich, Greta zu erklären, dass sie bei ihrer Familie bleiben musste und dem Vater beizustehen habe.
    „Dem stehe ich nicht bei, der hat mir alles weggenommen, alles, was mich an Mama erinnern könnte! Ihre Kleider, ihre Bücher, ihre Fotos. Nichts hat er mir gelassen, gar nichts! Er verbietet mir, über sie zu sprechen, und der Großvater redet auch nicht über Mama. Niemand in der Familie redet über sie, wie wenn es sie niemals gegeben hätte, und in der Schule darf ich auch nichts sagen, obwohl es längst alle wissen. Aber ich habe trotzdem noch ein Andenken, in einem ganz geheimen Versteck, das findet er niemals!“ Greta drehte sich ganz nah zu Olivia und gewährte ihr einen Blick in den Mantelausschnitt. An einer goldenen Kette baumelte ein Amulett mit dem Wappen des steigenden Einhorns. „Das ist von Mama, hat mir Josef geschenkt“, flüsterte sie und grinste triumphierend.
     

Kapitel 30
     
    Michael Roth klopfte mit dem Kuli auf die Schreibtischplatte und las die eingegangenen Beschwerden vor.
    Der Direktor des Print Hotels drohte, den Anzeigenvertrag für das komplette nächste Jahr zu stornieren und erteilte Oskar Schmitt Zutrittsverbot. Er verurteilte die Namensnennung seines Hotels im Zusammenhang mit dieser schmutzigen Geschichte, die grundlos zum Mordfall aufgeputscht würde und sein ehrenwertes Haus in Misskredit brächte. Sollte diese negative Berichterstattung einen Buchungsrückgang zur Folge haben, würde er eine Sondersitzung im Aufsichtsrat einberufen, und dann würden Köpfe rollen.
    Saskias Ehemann kündigte eine Unterlassungsklage an, falls weitere Interna über sein Privatleben veröffentlicht würden, und forderte Schadenersatz wegen übler Nachrede und Missachtung des Rechts auf Schutz der Privatsphäre.
    „Da wir uns anstandslos im Rahmen der presserechtlichen
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