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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Autoren: Mali Benro
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und blieb abrupt stehen.
    „Holt sich bestimmt was zu trinken“, besänftigte ihn Olivia in der Hoffnung, er würde weitertanzen. Aber Saskia ging zielstrebig auf einen großen schmalen Mann zu und warf sich ihm an den Hals.
    Es war Herbert, der unscheinbare Gatte von Frau Leitner, Besitzerin eines Friseursalons i n der Berliner Vorstadt. Unangefochten gehörte sie zu den wichtigsten Persönlichkeiten, was sie ihrer Monopolstellung als Austauschbörse für Klatsch und Tratsch verdankte, und der Tatsache, dass sie über zwei homosexuelle Angestellte verfügte, die von sich sagen konnten, dass sie in Paris gelernt hatten und dort immer wieder die neuesten Modetrends einholten, was den Kundinnen die Sicherheit gab, hier in besten Händen zu sein. Als Verwalterin der Gerüchteküche wusste Frau Leitner so ziemlich alles über das Glück und Unglück vieler Anwohner, und zu diesem Zeitpunkt ahnte sie anscheinend, dass Saskia eine ernst zu nehmende Rivalin war, denn sie streute jede Menge nachteilige Informationen unters Volk.
     
    „Jetzt reicht es. Wie ein ausrangierter Vamp torkelt sie da rum und stiftet Unfrieden“, mit diesen Worten marschierte Albert an die Bar, packte Saskias Hand, riss sie los und versuchte, sie aus dem Saal zu ziehen. Im Gegensatz zu Greta ging sie aber nicht mit, und die Aktion endete in einem jämmerlichen verbalen Schlagabtausch vor allen Leuten, mit dem Ergebnis, dass Albert die Veranstaltung verließ und Saskia blieb, um sich wider aller Vernunft an der Bar dem Fassbier hinzugeben. Olivias Vorschlag, den Abend woanders zu verbringen, ignorierte sie und klagte über die unbegründeten Eifersüchteleien ihres Mannes und Frau Leitners und die Boshaftigkeit der Damen ihrer Gymnastikgruppe, die gerade zum Demonstrationsturnen auf der Bühne antraten. Ohne sie, was sie zutiefst kränkte. Niemand hatte sie gefragt, ob sie mitmachen möchte, und es kam ihr nicht in den Sinn, warum sie ausgeschlossen worden war.
    Im Café saßen die ehrenwerten Angehörigen und schwiegen sich an. Saskias Vater, ihre Schwester, Albert und seine Familie. Menschen, bei denen sie vergeblich Halt suchte. Alle zusammen waren in ihrem Leben nichts als ein einziger Schmerz gewesen, der ihren Geist, ihre Seele malträtierte und aus ihrer reinen Natur eine rastlose Nymphomanin werden ließ, die sich, gequält von der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, rächte, indem sie immer wieder durch ihre sexuellen Übergriffe auf verheiratete Männer die gepriesene Monogamie der Ehe als Lügengebilde enttarnte und sich über die feine Gesellschaft amüsierte . Auch wenn sie aussah wie das Schneewittchen, sie war aus keinem Märchen hervorgegangen und in keines hineingegangen. Ihr Tod ließ den Spiegel der Wahrheit für immer erblinden, und die offizielle Erklärung für den unverzeihbaren Suizid, die manische Depression, entschuldigte jeden Schuldigen in diesem Raum.
    Olivia fror in der gefundenen Klarheit, die sie selbst gesucht und heraufbeschworen hatte. Sie durfte sich über die herrschende Kälte also nicht beschweren.
     
     

Kapitel 32
    Gunter schien sehr aufgewühlt und berichtete sorgenschwer, dass er gerade von Saskias Beerdigung käme. Eine Ewigkeit hätte er gebraucht, um von Potsdam bis nach Berlin zu kommen, und dann dieser Dauerregen, sein Anzug sei völlig durchnässt, gefroren habe er, dieses Nahverkehrsnetz sei eine Katastrophe.
    „Gunter, ich bin mitten in einer wichtigen Sitzung, Du störst mich. Das mag alles ganz unangenehm gewesen sein, aber niemand hat von Dir verlangt, dorthin zu fahren. Ich rufe Dich später zurück.“
    „Nein, Oskar, hör mir zu. Ich habe vergessen, Dir von dem Mädchen zu erzählen, aber als sie aus der Kapelle ging, da habe ich mich an sie erinnert.“
    „An wen?“
    „An das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren. Sie kam mir im Hotel entgegen, als ich zum Tatort lief. Sie rannte zwischen den Zimmern über den Gang, und ich fragte mich noch, wieso das Kind so früh unterwegs ist. Aber dann habe ich gedacht, es kann sicher nicht schlafen, viele Kinder stehen gerne früh auf, das ist im Hotel nichts außergewöhnliches, und außerdem war ich im Stress, wie Du weißt.“
    „Bist Du Dir ganz sicher?“
    „Mehr denn je, sie sieht ihrer Mutter tierisch ähnlich.“
    In welchem Zimmer das Mädchen übernachtet haben könnte, wusste Gunter nicht. Er hatte bereits in der Rezeption nachgefragt. Für das Zimmer 233 war kein Zustellbett gebucht gewesen, und auf den Nachnamen der Mutter
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