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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren
Autoren: Emily Bold
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dir eines: Wenn jemand anfängt, meine Brüder ermorden zu lassen, ergreife ich jede Chance herauszufinden, wer dahintersteckt. Und wenn ich mich dabei auf eines der kranken Spiele des Wanderers einlassen muss, dann tue ich das – und rette dabei noch das Mädchen, denn sie ist unschuldig! Oder weißt du nach all den Jahren als Krieger nicht mehr, was das heißt, Lamar?“
    Der nickte, auch wenn seine Lippen wütend zusammengekniffen waren.
    „Rom, ja? Und du glaubst, du kannst gegen ihn gewinnen?“
    „Allein sicher nicht. Darum brauche ich dich ja. Aber wenn du dich weigerst, gehe ich ohne dich“, erklärte Julien entschlossen.
    Er drehte sich zu Fay um, hörte Lamar schimpfend die Treppe hinuntergehen und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie leicht ihm ums Herz wurde, in Fays Blick Hoffnung anstelle von Verachtung zu sehen.
    „Nimm das Nötigste mit, den Rest besorgen wir unterwegs.“
    Fay nickte und begann stöhnend zu packen. Bei jeder Bewegung zuckte sie zusammen, und vor Anstrengung brach ihr der Schweiß aus.
    „Ich denke, das war‘s. Wird schon reichen“, keuchte sie und gab ihm die Tasche.
    Er tat das nicht für sie, redete Julien sich ein und hob die Frau, die ihn so sehr verwirrte, in seine Arme. Sie wollte protestieren, aber er wusste, mit ihrer Wunde würde ihr jeder Schritt schmerzen, also tat er so, als bemerkte er es nicht.
    „Brauchst du noch etwas?“, fragte er und sah sich in der armseligen Kammer um.
    „Ich habe alles, was ich brauche“, flüsterte sie und legte ihre Hände um seinen Hals.

Wer bist du?

    Paris, heute
    Fay fühlte sich wie in einem Traum, losgelöst von allem, das ihr vertraut war. Als sie mit ihrer Tasche am Flughafen stand und versuchte, sich ihre Schmerzen nicht ansehen zu lassen, erkannte sie sich selbst kaum wieder. Die letzten Tage schienen ihr einfach nicht real, sie trieb dahin, als wäre sie schiffbrüchig.
    Möglichst unauffällig beobachtete sie die fünf Männer, die bei Julien standen und dabei waren, sich zu verabschieden. Sie hoben sich allein durch ihre Ausstrahlung von all den anderen Passagieren ab, die gehetzt ihre Koffer durch die weitläufigen Hallen zerrten.
    Diese Männer waren anders. Obwohl Fay müde und erschöpft war, glaubte sie nicht, dass es nur ihre Einbildung war, die ihr dies vorgaukelte. Julien sah zu ihr herüber, und sie erahnte ein großes Geheimnis in seinen Augen. Er lächelte sie an und kam schließlich, nach einem letzten Gruß an seine Freunde, zu ihr geschlendert.
    „Wie geht es dir?“, fragte er und deutete auf ihre Rippen, wo Cruz ihren Streifschuss genäht und sauber verbunden hatte.
    Fay fühlte sich seltsam schüchtern in seiner Nähe, und sie wünschte sich fast, er wäre nicht so fürsorglich. Denn sie wusste, mit jeder Minute in seiner Gegenwart würde es ihr schwererfallen, später wieder ohne ihn zu sein. Und der Tag würde sicher bald kommen.
    „Es geht“, versuchte sie tapfer, ihre Schmerzen zu überspielen, aber anscheinend gelang ihr das nicht besonders gut, denn Julien grinste.
    „Keine Sorge, das verheilt, und deine Schönheit bleibt“, zog er sie auf, ehe er ernst wurde.
    „Wir können einchecken. Lamar und Cruz werden uns begleiten. Sie sind schon vorgegangen. Kannst du laufen, oder …“
    „Nein, ich komme klar. Wäre ja nun auch etwas albern, wenn du mich über den Flughafen trägst“, wehrte Fay ab.
    Julien grinste noch breiter, und Fay wurde bei diesem Anblick beinahe schwindelig.
    „Es würde so aussehen, als wären wir verliebt – vielleicht auf dem Weg in die Flitterwochen.“
    Sie musste lachen, was furchtbar schmerzte und ihr die Tränen in die Augen trieb, aber sie ließ es doch geschehen, als er sie hochhob und ihr zuzwinkerte.
    „Halt dich fest – und vergiss nicht, mich angemessen anzuhimmeln, ja?“
    Fay schüttelte den Kopf und war froh um die Locken, die ihr ins Gesicht fielen und die, so hoffte sie, ihre Verlegenheit verbergen würden. Schüchtern legte sie ihre Arme um Juliens Nacken. Sein herrlicher Duft stieg ihr in die Nase, und sie seufzte. Da war etwas zwischen ihnen – etwas, das ihr Angst machte. Denn trotz all der Versuche, ihre Gefühle für ihn zu leugnen, stellte sie bei jedem schnellen Schlag ihres aufgewühlten Herzens fest, dass es dafür bereits zu spät war.
     

    Zwischen ihnen herrschte eine bedrückende Stille, seit das Flugzeug gestartet war und Paris hinter ihnen lag. Lamar hatte kurzfristig nur noch Economyclass-Tickets bekommen, und so
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