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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren
Autoren: Emily Bold
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Hintertür aufgeschossen.“
    Cruz erhob die Stimme.
    „Hat sie die Wahrheit , Juls?“, fragte er mit Nachdruck, als ein älterer Mann mit schütterem grauen Haar und einem Telefon in der Hand hereinkam. Er trug einen Morgenmantel und hielt ihnen das Mobilteil wie eine Waffe entgegen.
    „Raus mit euch!“, rief er aufgebracht. „Ich habe die Polizei gerufen! Ihr habt meinen Laden zerstört!“
    Mit zwei schnellen Schritten war Lamar bei ihm, packte ihn am Kragen und drückte ihn auf die Theke, die den hinteren Teil vom Kundenbereich trennte.
    „Halt dein Maul! Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?“
    „Ist gut, Lamar! Mach es nicht noch schlimmer!“, riet Cruz, der immer noch auf eine Antwort von Julien zu warten schien, denn er sah ihn fordernd an.
    „Lass das Mädel, Juls, und sag mir, wo der Rubin ist. Hat er ihn? Der Wanderer?“
    Ohne zu antworten, hob Julien Fay auf seine Arme und stand auf. Er sah die Stufen hinauf, dann auf den Mann im Morgenrock.
    „Wo ist ihr Zimmer?“, fragte er diesen.
    „Fay?“, fragte der Besitzer der Reinigung und wurde laut. „Hat sie mit dieser Zerstörung zu tun? Fay? Hörst du mich, du und deine Schwester fliegt hier raus! Hätte euch längst hinauswerfen sollen, wenn ich mir das nun so ansehe!“, schimpfte er.
    „Sorg für Ruhe!“, befahl Julien knapp.
    Lamar nickte und schlug den Mann nieder. In der nun herrschenden Stille richteten sich erneut alle Augen auf Julien.
    Der sah die Stufen hinauf und ging ohne ein weiteres Wort in diese Richtung, während Fays Blut warm über seine Finger lief.
    „Juls!“, warnte Cruz, diesmal mit drohendem Ton. „Vergiss nicht, was unsere Aufgabe ist!“
    Julien blieb stehen und drehte sich um. Er war wütend. Wütend auf sich, weil er Fay allein gelassen hatte, wütend auf seine Männer, weil sie es nicht geschafft hatten, dieses Haus zu bewachen, und wütend auf Fay, weil sie so hilflos und verletzt in seinen Armen lag.
    „Sie hat gesagt, die Wahrheit wäre irgendwo in der Zwischendecke versteckt. Sucht danach, ich kümmere mich um ihre Wunde.“
    Damit ließ er die Männer zurück, die zeit seines Lebens für ihn an erster Stelle gestanden hatten, und stieg die Stufen hinauf. Die Angst, die er dabei verspürte, war so mächtig, dass er zitterte.
    „Bleib bei mir, Fay“, flüsterte er.

Aufbruch nach Jaffa

    Jerusalem, 1099
    Juliens Männer hatten ihre Wahl getroffen. Sie ritten im gestreckten Galopp in Richtung Jaffa und ließen dabei nicht nur Raimund von Toulouse, den Kreuzzug von Papst Urban II. und all die Männer zurück, an deren Seite sie in den letzten Jahren gekämpft hatten, sondern auch die Grundfesten ihres Glaubens. Jerusalem verschwand im Staub, den die Pferde aufwirbelten, aus ihrer Sicht – und damit schwanden auch ihre letzten Zweifel.
    Julien ritt an der Spitze der Männer, die am Morgen für ihn zu den Waffen gegriffen hatten. Für ihn hatten sie Verrat geübt, an der Mission, die sie in den letzten Jahren verfolgt hatten. Die Befehlshaber Raimund und Gottfried würden hoffentlich Besseres zutun haben, als ihnen zu folgen, besonders, da die Eroberung Jerusalems zugleich den Streit um die Herrschaft über die Stadt entfacht hatte.
    Schweigsam hatten sie die letzten Stunden im Sattel verbracht, aber nun schloss Gabriel zu ihm auf, und Julien versuchte sich an einem Lächeln.
    „Willst du die ganze Strecke bis Jaffa an einem Tag zurücklegen und dabei dein Pferd zu Tode schinden?“, fragte Gabriel und ließ sein Pferd ganz bewusst etwas langsamer gehen.
    Julien fuhr sich über den Kopf und zügelte ebenfalls das Tempo.
    „Nein, natürlich nicht.“
    „Wir haben jetzt die Berge erreicht. Lass uns hier im Schatten ein Lager aufschlagen. Wir müssen klären, was nun geschehen soll, Julien.“
    Julien zuckte die Schultern.
    „Ist es nicht zu spät, viel zu überlegen? Warum habt ihr mich Gisbert von Mons nicht einfach ausgehändigt, anstatt ihm das Schwert in den Leib zu stoßen? Mit diesem Widerstand gegen Raimunds Befehl haben wir ihm den Krieg erklärt. Er wird uns die Köpfe abschlagen lassen, sollte er uns erwischen!“
    Gabriel nickte betroffen. Er war kein Freud unnötiger Gewalt und hätte sicher Lamars Handeln kritisiert, wenn er damit etwas an ihrer Lage hätte ändern können.
    „Es ist, wie es ist, Juls! Und wenn Raimund beschlossen hätte, dich zu strafen, wäre das, dessen wir am Morgen Zeuge geworden sind, in Gefahr. Es ist richtig, uns vorerst den Befehlen der Kirche zu entziehen
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