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Augen auf, Schwarze Sieben

Titel: Augen auf, Schwarze Sieben
Autoren: Enid Blyton
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können, er hätte die Geige nie genommen, nicht wahr, das hättest du nicht?«
    »Nein, nein«, sagte Luke, »ich habe gedacht, daß sie nicht mehr als ein paar Mark wert wäre, und noch nicht einmal die hatte ich, nachdem unser Häuschen abgebrannt war. Ich wollte sie später bezahlen, aber ich mußte sie gleich haben.«
    »Und warum? Weil Ihr Banjo verbrannt war?« fragte Colin empört.
    »Mein Banjo? Ach, nein, daran war mir nicht so viel gelegen. Ich kann mir überall eins leihen. Nein, die Geige war für Benny bestimmt.«
    »Für Benny? Aber der kann doch bestimmt gar nicht spielen«, rief Janet.
    »Benny, Liebling, willst du uns etwas vorspielen?« sagte Frau Bolan und beugte sich zu dem verstört aussehenden kleinen Jungen hinab. Er schien nicht sofort zu begreifen, denn er fürchtete sich noch immer. Warum weinte die Mutter?
    Ohne ein weiteres Wort legte Luke die Geige in die braunen Hände des Kindes, und zögernd begann es über das glatte Holz zu tasten.
    Dann entfernte es sich ein Stückchen, hob den Bogen, und da begann es wieder, das Klagen, das die Jungen am vergangenen Abend gehört hatten! Es war nur eine Aneinanderreihung von Tönen, aber sie klangen so rein und schön, daß Janet die Tränen in die Augen schossen. ›Er hat es selbst komponiert‹, dachte sie,›und es klingt so, wie wenn die Vögel singen. ‹ »Nein, nein«, rief Frau Bolan, »spiel uns ein richtiges Lied.« Und sofort erklang die hübscheste Melodie, die die Kinder jemals gehört hatten, und sie lauschten schweigend und voller Bewunderung.
    Frau Bolan betrachtete sie lächelnd. »Das ist ein altes Zigeunerlied, er kennt sie alle. Da staunt ihr wohl? Ja, ja, ihr habt meinen kleinen Benny eben noch nie spielen hören.«
    »Doch«, sagte Peter, »gestern, als es dunkel war, und Matt hat ihn schon in der Nacht davor gehört, aber er konnte sich nicht erklären, was es war. Und deshalb sind wir gestern abend heraufgekommen, und wir wußten sofort, daß es eine Geige ist, und am Klang merkten wir gleich, daß es eine sehr gute sein mußte, und da kamen wir auf den Gedanken, daß es die gestohlene wäre.«
    »Oh, Benny, Benny, du solltest doch schlafen!« sagte Frau Bolan. »Und trotzdem bist du aufgestanden, hast die Geige entdeckt und bist hinausgegangen, um zu spielen. So war es doch?«
    Benny antwortete nicht. Er wandte nicht einmal den Kopf. In kurzen leichten Strichen fuhr der Bogen über die Saiten, und es klang so, als ginge der Wind durch die Bäume.
    ›Er ist ein Genie !‹ dachte Janet, und dann rief sie begeistert: »Er spielt wunderbar! Warum schicken Sie ihn nicht zur Schule? Da hätte er auch Musikunterricht.«
    »Er kann nicht zur Schule gehen«, sagte Frau Bolan und zog den Kleinen zu sich heran. »Weißt du denn nicht, daß mein Benny blind ist?«
    Blind! Jetzt begriffen die Kinder, warum die großen dunklen Augen so seltsam und ausdruckslos blickten!
    »Musik ist das einzige, was ihn glücklich macht«, fuhr Frau Bolan fort, »und als seine Geige verbrannte, war das sehr schlimm für ihn, und deshalb hat Luke gestohlen, nur, um unseren kleinen Benny wieder glücklich zu machen!«

Das Treffen der Schwarzen Neun
    Voller Mitleid ruhten die Blicke der Kinder auf dem stillen, kleinen Benny. Wie konnte man ihm nur helfen? Irgend etwas mußte geschehen! Aber die Schwarze Sieben allein war machtlos, hier mußten sich Erwachsene einschalten, Erwachsene wußten sicher Rat!
    Und so gingen sie alle an diesem Vormittag zu Peters Eltern und erzählten ihnen die ganze Geschichte.
    »Wir wissen nicht, was wir tun sollen«, sagte Peter, als sie ihren Bericht beendet hatten. »Die Geige muß zurückgegeben werden, aber der arme Luke darf nicht ins Gefängnis kommen! Und Benny muß zur Schule gehen, und Musikunterricht muß er auch haben, und eine Geige müssen wir auf jeden Fall für ihn beschaffen. Die Schwarze Sieben ist bereit, ihm eine zu kaufen, und wenn sie ein ganzes Jahr dafür sparen müßte.«
    »Ihr seid gute Kinder«, sagte der Vater, schwieg einen Augenblick nachdenklich und fuhr dann fort: »Tatsächlich, das ist eine sehr bemerkenswerte Geschichte, das muß ic h sagen! Es ist mir nur unbegreiflich, daß die Schwarze Sieben immer derartige Dinge erlebt. Nun aber ein Wort über die Geige. Wir können sie zurückbringen, ohne daß Luke in Schwierigkeiten gerät. Matt sagte mir übrigens, daß er ein ordentlicher Mann ist, und ich nehme an, er hätte den Diebstahl niemals begangen, wäre es nicht für Benny
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