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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition)
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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Mary, und drehe mich um. Aber es ist Alex. In einem schwarzen Anzug. Ich muss zugeben, er sieht scharf aus.
    »Hey«, sage ich.
    Alex tut überrascht. »Kennst du mich noch? Ich bin Alex Lind. Der, mit dem du in diesem Schuljahr noch kein Wort gesprochen hast.«
    Wider Willen muss ich lächeln. »Ich war so beschäftigt.«
    Er lacht. »Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dich heute Abend hier zu sehen.«
    Spöttisch sage ich: »Wie könnte ich mir denn Homecoming entgehen lassen! Die tollste Nacht unseres Lebens.« Mein Tonfall ist zwar spöttisch, aber die Gefühle in mir sind durchaus echt. Ich habe Alex vermisst. Mehr, als ich mir eingestehen mag. Und es fühlt sich gut an, wieder mit ihm zu reden, wie in alten Zeiten.
    Alex lächelt. »Du siehst hübsch aus, Kat.«
    »Ja, ich weiß«, sage ich, aber dabei lächle ich ihn an, damit es nicht so schroff rüberkommt. Ich trage ein enges schwarzes Kleid aus einem Stretchmaterial, dazu kurze schwarze Stiefel und eine Tonne Augen-Make-up. Als ich aus dem Haus gegangen bin, hat mein Dad entgeistert gefragt: »Sag mal, Katherine, willst du in eine Biker-Bar?« Also ob es so was gäbe auf Jar Island – echte Biker-Bars!
    »Und ich?«, fragt Alex. Er sagt es im Scherz, doch ich spüre, es liegt ihm wirklich etwas an meiner Meinung. »Wie sehe ich aus?«
    »Ganz okay«, sage ich. Aber als ich sehe, wie das Lächeln aus seinem Gesicht verschwindet, sage ich schnell: »Gut siehst du aus.«
    Seine Miene wird ernst. »Kat, ich wollte dir gern etwas sagen: Ich trag dir nichts nach.«
    Wie bitte???
    Er reibt sich den Nacken. »Ich hatte viel Spaß mit dir diesen Sommer – und auch an dem Abend auf dem Boot. Aber ich hab’s verstanden, für dich war das nichts Ernstes. Das mit uns hat vermutlich nicht sein sollen, stimmt’s?«
    »Stimmt.« Ich bin wie benommen. Ich hatte Alex ja nur abblitzen lassen, weil ich glaubte, er sei an Nadia interessiert. Das ging gegen meinen Stolz. Aber jetzt, wo ich weiß, dass da nichts dran war, dass er nie was mit Nadia hatte, vielleicht könnte da doch noch etwas laufen zwischen uns.
    Alex geht zurück an seinen Tisch, wo Lillia und die anderen schon sitzen. Ich fühle mich, als hätte man mir einen Schlag in die Magengrube versetzt. Bestimmt habe ich nur Hunger, rede ich mir ein.
    Mary kommt zu mir an den Stand. Sie sieht mir nicht ins Gesicht, sondern schaut unablässig aufs Essen.
    »Nimm dir einen Dorito, Mary«, sage ich leise. »Oder einen von diesen kleinen Kuchen.«
    Ihr Kopf fährt hoch. »Ich kann nichts essen, ich bin viel zu nervös.« Sie schaut sich suchend um. »Sollte er nicht langsam was merken?«
    Ich betrachte sie, ihre schmalen Handgelenke, das Schlüsselbein, das sich so deutlich abhebt. Inzwischen ist mir auch klar, wieso sie nie was isst. Auch daran dürfte Reeve schuld sein. Dieser Scheißkerl mit seinem bescheuerten Footballstipendium! »Keine Sorge«, sage ich und halte mir einen Nacho vor den Mund, damit niemand sieht, dass wir reden. »Es muss gleich so weit sein. Wir müssen uns nur zurücklehnen und zusehen.«
    Mary nickt und versucht ein Lächeln. »Unsere geheimen Mitternachtstreffen werden mir fehlen.«
    »Machst du Witze? Seitdem schlafe ich in der ersten Stunde immer fast ein. Ich kann mir nicht leisten, dass mein Notendurchschnitt noch schlechter wird.« Jedenfalls nicht, wenn ich nächsten Herbst ans Oberlin-College will.
    »Ich hoffe bloß, wir finden eine Möglichkeit, trotzdem Freunde zu bleiben.« Mary zwinkert nervös. »Außer euch habe ich doch hier niemanden.«
    Ich zögere. Keine Ahnung, was ich ihr antworten soll, ich weiß es doch selbst nicht. Sicher, im Moment kommen Lillia und ich gut klar. Andererseits werde ich bestimmt nicht von morgen an mit dem Freundschaftskettchen herumlaufen. Doch Mary sieht mich so flehentlich an, dass ich sie nicht enttäuschen will. »Mary, mach dir doch heute Abend über solche Sachen keine Sorgen. Wir wollen uns einfach amüsieren, okay? Darauf hast du doch die ganze Zeit gewartet.« Ich muss lauter reden, als ich eigentlich will, weil auf einmal so laut geklatscht wird. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und schaue zur Tanzfläche hinüber, wo immer mehr Leute gerade einen Kreis bilden. Ich grinse Mary an.
    »Komm mit.«
    Ich gehe voraus in die Mitte der Halle und bleibe am Rand der Menge stehen, die sich um Reeve versammelt hat. Alles klatscht und schaut ihm zu. Reeves Gesicht ist gerötet, sein Hemd bereits durchgeschwitzt. Er hat die obersten Knöpfe
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