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Aufstand der Maschinen

Aufstand der Maschinen

Titel: Aufstand der Maschinen
Autoren: George Henry Smith
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einige Tage ein freier Mensch. Er mußte sich vor allem um seine Briefmarkensammlung kümmern; solange Agnes im Haus war, nahm er sie nie aus dem Schrank, weil sie es lächerlich fand, daß ein erwachsener Mann mit bunten Papierstückchen spielte. Damit würde er einen Abend lang beschäftigt sein, und am nächsten ... nun, vielleicht fand er schließlich doch den Mut, sich mit Bettirose zu verabreden.
    Zwanzig Minuten später nahm er seine Smogmaske ab und sah sich im Wohnzimmer nach Agnes um. Sie war nicht hier, und da das Appartement nur noch aus der Küche und dem Schlafzimmer bestand, mußte sie in einem dieser Räume sein. Charles Henry wußte jedoch, daß sie nicht gestört werden wollte, wenn sie ihr Make-up erneuerte oder das Abendessen zusammenstellte, deshalb rief er: »Ich bin wieder da, Liebling! Wo steckst du?«
    Nach einer kurzen Pause antwortete sie: »Ich bin mit Jerry auf der Veranda.«
    »Jerry!« Charles Henry lächelte erfreut. Jerry O'Connor war der einzige Freund, den er noch besaß. Sie hatten gemeinsam studiert und waren seitdem Freunde geblieben. Er eilte auf die winzige Veranda hinaus, die zu jedem der hundert Apartment in ihrem Gebäude gehörte.
    Agnes war malerisch auf der zusammenklappbaren Liege ausgestreckt, die fast den gesamten verfügbaren Raum einnahm. Sie trug einen zweiteiligen Hausanzug aus einem durchsichtigen Material, das der Phantasie des Betrachters nur wenig Spielraum ließ.
    »Charlie, alter Knabe!« begrüßte Jerry ihn von seinem Platz zwischen Agnes und der Mecho-Bar. »Wie gehen die Geschäfte in der Werbung?«
    »Nun, wir haben ziemlich ...«
    »Charles Henry hat eigentlich nichts mit Werbung zu tun. Er ist nur Layouter in einer Werbeagentur«, warf Agnes ein. Sie holte die Olive aus ihrem Martini und zerbiß sie mit scharfen weißen Zähnen, die sich auffällig von ihren gelblackierten Fingernägeln abhoben.
    »Nun, ich bin natürlich ...«, begann Charles Henry.
    »Hast du das Ticket nach Chicago gekauft?«
    »Ja, Liebling. Hier«, antwortete Charles Henry eifrig und nahm es aus der Tasche. Er hatte seine Mittagspause dafür geopfert und hatte lange anstehen müssen – aber dieser Preis erschien ihm nachträglich durchaus angemessen.
    »Gib es zurück und laß dir den Betrag ersetzen«, befahl Agnes. »Mutter fliegt nach Rio, deshalb bleibe ich hier.«
    »Du bleibst hier?«
    »Richtig. Hast du mein Schlankheitsmittel gekauft?«
    »Ja, Liebling«, antwortete Charles Henry mit schwacher Stimme. Er hatte das Gefühl, plötzlich um eine Woche im Himmel betrogen worden zu sein.
    »Du mußt es ebenfalls zurückbringen. Ich gehe doch lieber in einen Schönheitssalon.«
    Charles Henry ballte unwillkürlich die Fäuste. »Agnes, manchmal glaube ich fast, du ...«
    »Jerry hat etwas mit dir zu besprechen«, unterbrach Agnes ihn.
    »Ganz recht.« Auf Jerrys sommersprossigem Gesicht erschien ein Lächeln. »Paß auf, diesen Vorschlag kannst du einfach nicht ablehnen, alter Junge.«
    Wieder einmal die alte Leier, dachte Charles Henry, während er auf die Knöpfe der Mecho-Bar drückte und sich einen doppelten Whisky mit wenig Sodawasser bestellte. Wieder ein Abend, an dem Jerry von verlockenden Gebrauchtwagen sprach, die Charles Henry durchaus nicht haben wollte. Und Agnes würde ihm später wieder Vorwürfe machen, weil er alle Angebote zurückgewiesen hatte.
    »Trinkst du einen doppelten Whisky?« fragte Agnes scharf.
    »Ja, Liebling, ich trinke einen Doppelten«, antwortete Charles Henry.
    »Du weißt doch, daß du morgen ins Büro mußt?«
    »Das ist mir natürlich klar«, versicherte er ihr. »Ich muß morgen, übermorgen und an allen folgenden Tagen ins Büro.«
    »Heute abend bist du wirklich in hervorragender Laune«, stellte Agnes fest.
    »Ich habe heute drei Verkehrsunfälle gesehen, habe auf mein Mittagessen verzichtet, um dir ein Ticket zu kaufen, das du nicht willst, und habe mit einem Verrückten gesprochen«, erklärte Charles Henry ihr. Er trank das halbe Glas aus. »Das verdirbt jedem die Laune, glaube ich.«
    »Du müßtest dich nicht mit solchen Leuten abgeben, wenn du dich endlich entschließen könntest, nicht mehr mit der U-Bahn zu fahren«, erklärte Agnes ihm. »Wenn du selbst ein Auto hättest ...«
    Sie machte eine verblüffte Pause, als Charles Henry sein Glas leerte und sich einen zweiten Doppelten geben ließ. Er hätte ihr fast erzählt, daß der Zugverkehr ohnehin eingestellt werden sollte, aber er sprach doch nicht davon. Warum sollte er sie
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