Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt
Autoren: Jörg Steinleitner
Vom Netzwerk:
Polizeifahrzeug arbeitete sich durch den Verkehr aus der Stadt heraus und erklomm die steile Straße zum Hotel. Nonnenmacher parkte das Fahrzeug vor dem Haupthaus, über dessen steinernem Torbogen das Wort »Reception« prangte. Seiner Meinung nach schrieb man das mit »z«, aber das mit dem Ausländischen im Bayerischen war eine Seuche, neulich erst hatte seine Frau gegenüber Bekannten ein hundsgewöhnliches Weißwurstfrühstück als »Brunch« bezeichnet. Ein Weißwurstfrühstück!
    Die drei Polizisten stiegen aus und betraten das Gebäude, wo sie ins Büro des Hoteldirektors geführt wurden.
    Christian Geigelstein war ein aparter Mann mittleren Alters mit schwarzen, nach hinten gegelten Haaren, der die drei nach kurzer Begrüßung bat, Platz zu nehmen.
    Anne fühlte sich in den bequemen Sesseln gleich wohl, wohingegen man Nonnenmacher und Sepp Kastner anmerken konnte, dass sie sich auf den Holzbänken des örtlichen Bräustüberls wohler gefühlt hätten.
    »So, und zu Ihnen kommt jetzt so ein Ölscheich«, begann Nonnenmacher etwas ungelenk das Gespräch.
    »Nun, ich würde es etwas anders formulieren; Herr Raschid bin Suhail ist der Emir von Ada Bhai, einem relativ kleinen Wüstenstaat auf der Arabischen Halbinsel, aber mit großem Ölvorkommen«, antwortete Geigelstein höflich.
    »Und der traut sich, jetzt in Urlaub zu fahren? Wo es in der gesamten arabischen Welt gerade lichterloh brennt?«, fragte der Dienststellenleiter mit schadenfrohem Unterton.
    »Falls Sie auf die Unruhen und revolutionsähnlichen Vorgänge Bezug nehmen sollten«, erwiderte der Hoteldirektor vorsichtig und wischte mit einer eleganten Handbewegung ein für die drei Polizisten nicht sichtbares Staubkorn von der glänzenden Tischplatte seines Schreibtischs, »bitte ich Sie, Ihre Mitarbeiter dringend zu instruieren, dass das gegenüber der Herrscherfamilie mit keinem Wort erwähnt wird. Der Emir und seine Gattinnen sollen sich bei uns erholen und sich keinesfalls mit etwaigen politischen Problemen belasten müssen.«
    »Das ist schon interessant, gell«, feixte Nonnenmacher jetzt derart unverfroren, dass Anne ihm am liebsten einen Tritt gegen das Schienbein verpasst hätte, »dass nicht nur der Bayer sich nicht unterdrücken lässt, sondern sogar der Araber. Der Mensch ist halt, ganz wurscht, woher er kommt, freiheitsliebend und mag es nicht, wenn irgend so ein daherstrawanzter Herrscher über ihn bestimmt.«
    »Aber Kurt«, schaltete sich Sepp Kastner ein, »du bestimmst ja auch über uns, und mir lassen uns das ja auch gefallen, meistens jedenfalls.«
    »Das stimmt natürlich«, meinte Nonnenmacher, »eine gewisse Führung ist sicherlich in vielen Bereichen nicht schädlich. Dies gilt insbesondere für so sicherheitssensible, wie die umfassenden Aufgaben und Zuständigkeiten der Polizei es sind.«
    Anne schämte sich in Grund und Boden für das Bild, das ihre beiden Kollegen abgaben, und so versuchte sie, den Blick des Hoteldirektors einzufangen. Doch der ließ sich von ihren blauen Augen nicht bezirzen, sondern meinte, ohne auf Nonnenmachers und Kastners Zwiegespräch über die Freiheit einzugehen: »Das Emirat von Ada Bhai zählt zu den wohlhabendsten Staaten der Welt. Armut und Arbeitslosigkeit sind dort Fremdwörter. Meines Wissens sind die Menschen dort frei. Jedem Bürger steht der Weg offen zu einem Studium, zu bester gesundheitlicher Versorgung und zu …«
    »Meinungsfreiheit?«, unterbrach Nonnenmacher den beflissenen Vortrag des Hoteldirektors.
    »Ich denke, dass es dort auch so etwas wie Meinungsfreiheit gibt«, erwiderte Geigelstein etwas irritiert. »Um es aber noch einmal klipp und klar zu sagen: Sollten Sie oder einer Ihrer Mitarbeiter gegenüber einer Person der Entourage des Emirs ein kritisches Wort verlieren, werde ich intervenieren, notfalls an höchster Stelle. Da werden Sie große Probleme bekommen. Für unser Haus geht es hier um einen wichtigen und anspruchsvollen Auftrag.«
    »Und um einen Haufen Geld«, stellte Nonnenmacher trocken fest.
    »Vielleicht sollten wir jetzt lieber das Sicherheitskonzept durchsprechen, anstatt weltanschauliche Diskussionen zu führen«, schaltete Anne sich in das Gespräch ein und wurde dafür endlich mit einem interessierten Blick des Hoteldirektors belohnt, der ihnen nun erklärte, dass der Emir mit seiner Familie vor allem im Schloss wohnen werde. Dort habe Raschid bin Suhail alle sieben Suiten und auch die übrigen Räume angemietet. Restaurant, Bar und was sonst noch in dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher