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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition)
Autoren: Susanne Fröhlich
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Schwiegertochter am Heiligen Abend mit den von Hessges unterm Baum sitzen zu dürfen. Sie macht mir sogar Vorwürfe, dass ich sie nicht gezwungen habe, Querflöte oder Geige zu lernen. Fehlt nur noch ein Kashmere-Twinset!
    Mark, mein Sohn, findet es »voll Scheiße« mit der Trennung, aber das ist auch schon alles, was er dazu zu sagen hat. Sarah Marie, übrigens gerade mal 31 Jahre alt, Christophs kleine Miezi, wie ich sie insgeheim nenne, mag er. Sie arbeitet bei Kaufhof-Sport und kann ihm günstig Turnschuhe besorgen. Mein Sohn denkt gerne praktisch – wenn er denn mal denkt. Und das scheint, ehrlich gesagt, nicht besonders oft der Fall zu sein. Meist kommt er mir ziemlich abwesend vor, so als wäre er zwar körperlich da, aber mit seinem Kopf sonst wo. Er ist mittlerweile über 1 Meter 85 groß und hat offenbar all seine Energie mit dem Wachsen aufgebraucht. Seine Hauptbeschäftigung deshalb: chillen.
    Alles in allem fühle ich mich mit meinen Problemen doch ein wenig allein gelassen – das war jetzt sehr erwachsen ausgedrückt. Ich fühle mich nämlich zeitweise so richtig scheiße und könnte Sarah Marie ungespitzt in den Boden rammen, Christoph eine, oder gleich mehrere, knallen und meine Tochter durchschütteln, damit sie aus ihrem Hausmütterchentraum(a) an der Seite eines Von-und-zu wieder aufwacht. Dann würde ich meinen Sohn in seinen lethargischen Hintern treten und mich selbst am besten auch noch.

    Aber zurück zu Herrn Reimer – Bastian. Tatsächlich bin ich also über meinen Schatten gesprungen und habe eingewilligt, ihn zum Essen zu treffen. Auch, weil Sabine, meine Freundin, der ich Bastian auf Facebook gezeigt habe, ihn echt lecker fand. Rein objektiv muss ich ihr recht geben. Bastian sieht gut aus. Aber ich war skeptisch. Jemand, der so toll ist und mich so toll findet – kann mit dem alles in Ordnung sein? Wieso will der mich, wo er doch bestimmt jede andere haben kann? Oder kann der keine andere haben? Spricht das jetzt alles für oder doch eher gegen ihn? Oder empfindet er vielleicht einfach nur Mitleid? Ich weiß, so zu denken, ist natürlich bekloppt und spricht auch nicht unbedingt für mein Selbstbewusstsein, aber trotzdem war mir das nicht geheuer. Da draußen laufen so viel tolle Frauen rum, was will der dann ausgerechnet von mir? Ich bin älter, habe Anhang und verbreite Chaos. Unter einer guten Partie versteht man jedenfalls was anderes.

    Ein Date zu haben ist aufregend, aber in meinem Alter eben nicht nur. Gerade weil man nicht mehr die Jüngste und Unbedarfteste ist und die Aufregung sowieso schon von ganz allein kommt, erfordert es eine umfassende Vorbereitung und Planung. Man sollte ja für alle Eventualitäten gerüstet sein.
    Aber was sind das für Eventualitäten? Auch das ist eine Frage, die man sich vorab stellen muss. Küssen? Wildes Knutschen? Mit oder ohne Fummeln? Trennt man das überhaupt noch so säuberlich wie früher? Noch mit zu ihm in die Wohnung? Sex? Und was davon würde mir gefallen? Wozu wäre ich eigentlich bereit? Kann ich es überhaupt noch? Was gehört inzwischen zum Standard? Kann man Sex verlernen?
    All diese Fragen haben dazu geführt, dass ich fast kurzfristig abgesagt hätte. Allein der Gedanke, mal wieder Sex zu haben, also eventuell Sex zu haben … Einerseits ein wirklich schöner, erregender Gedanke, andererseits auch fast ein wenig beängstigend. Welche Ansprüche wird er stellen? Wird er Dinge tun wollen, die ich noch nie getan habe?
    »Mach dich mal nicht so verrückt!«, hat meine lesbische Freundin Heike aus München das ganze Theater kommentiert. »Ein Körper ist ein Körper, er hat Öffnungen, und letztlich sind die Möglichkeiten dann doch beschränkt.«
    Mal unter uns, das hat mich nicht wirklich beruhigt. Es gibt Öffnungen, also eine, um genau zu sein, die sollte nach meinem Geschmack privat bleiben, um es mal vorsichtig auszudrücken.
    Die nächste Frage: Darf man überhaupt am ersten Abend Sex haben? Allein diese Frage hat mich einen halben Tag lang beschäftigt.
    Sabine, meine Freundin, findet, dass man alles tun darf, wozu man Lust hat. »Warum auch nicht! Wir werden ja nicht jünger. Man sollte die Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich bietet! Bald sind wir im Seniorenwohnheim, und da wird’s mit der Auswahl an lebenden Männern wirklich eng! Mit anderen Worten, Andrea, so viel Zeit bleibt nicht mehr!«
    Das Internet (ja man kann sogar solche Dinge googeln und findet Hunderte von Kommentaren!) meint, man solle mindestens
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