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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten
Autoren: David Weber
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schon, daß die Fearless doppelt so alt war wie sie selbst und nur wenig größer als ein moderner Zerstörer? Es war immer noch ein Kreuzer, und Kreuzer waren die Augen und die Ohren der manticoranischen Navy, waren gleichermaßen Geleitschutz und Handelsstörer, waren der Stoff, aus dem unabhängige Kommandos bestanden und Gelegenheiten, sich zu bewähren.
    Und Verantwortung. Der Gedanke brachte Honors Grinsen endlich zum Verschwinden, denn während ein unabhängiges Kommando das war, wonach jeder gute Offizier strebte, hatte eine Kommandantin andererseits in der großen schwarzen Leere auch niemanden, an den sie sich wenden konnte. Niemand, der ihr den Ruhm stahl oder einen Teil der Schande auf sich nahm.
    Dort draußen würde sie allein sein, Gebieterin über das Schicksal ihres Schiffes und direkte, persönliche Repräsentantin der Königin und des Königreiches, und wenn sie das in sie gesetzte Vertrauen enttäuschte, wurde keine Macht in der Galaxis sie retten können.
    Die Personenkapsel kam zum Stillstand. Honor trat hinaus auf die weitläufige Galerie des Raumdocks und ließ endlich aus hungrigen braunen Augen den Blick über ihr neues Kommando schweifen. Hinter der harten, dicken Scheibe aus Armoplast schwebte HMS Fearless in ihren Murings, schlank und glatt trotz des Gewirrs aus Arbeitsplattformen und Zugangsröhren. Die Kennnummer ›CL-56‹ hob sich gleich hinter dem vorderen Impellerring gegen den weißen Rumpf ab. Werftmechs umschwirrten das Schiff im Vakuum des Docks und wurden von Menschen in Raumanzügen beaufsichtigt. Der Hauptteil der Arbeiten konzentrierte sich offenbar auf die Waffenschächte in den Breitseiten.
    Honor stand regungslos da, starrte durch das Armoplast und spürte, wie sich Nimitz auf ihrer Schulter gerade aufrichtete, um sich der Musterung anzuschließen. Honor hob eine Augenbraue. Admiral Courvosier hatte beiläufig erwähnt daß die Fearless eine größere Umrüstung durchmachen doch was dort vor sich ging, war ein wenig tiefgreifender, als Honor erwartet hatte. Courvosiers Ausweichen und das Verschweigen aller Einzelheiten eingerechnet, konnte dies nur bedeuten, daß etwas ganz Besonderes in der Luft lag. Aber was konnte so bedeutend sein, daß der Admiral ihr deswegen auswich? Andererseits, was interessierte sie das jetzt wo sie den Anblick des neuen Kommandos – ihres neuen Kommandos! – mit gierigen Augen in sich aufsog.
    Honor wußte nicht, wie lange sie dort gestanden hatte.
    Schließlich riß sie den Blick von ihrem Schiff los und hielt auf die Zugangsröhre für die Crew zu. Die beiden Marineinfanterieposten dort standen in Grundstellung, beobachteten, wie sie näher kam, und gingen in Habtacht-Stellung, als sie sie erreicht hatte. Sie übergab ihre ID und beobachtete anerkennend, wie der Dienstältere, ein Corporal, sie prüfte. Die beiden wußten natürlich genau, wer Honor war, es sei denn, die Flüsterpropaganda wäre einen plötzlichen und unerwarteten Tod gestorben. Selbst wenn sie es nicht gewußt hätten: Nur einem einzigen Besatzungsmitglied eines Schiffes war es erlaubt, das begehrte weiße Barett zu tragen. Doch keiner von beiden verriet auch nur mit der leisesten Regung das Wissen vom Eintreffen ihrer neuen Herrin gleich hinter Gott. Der Corporal gab ihr die ID wieder zusammengefaltet zurück und salutierte. Sie erwiderte den Gruß, dann schritt sie an den Marines vorbei in die Zugangsröhre. Sie schaute nicht zurück, doch im Schottspiegel an der ersten Krümmung der Röhre, der vor hinter der Biegung ankommendem Verkehr warnen sollte, sah sie die Posten. Der Corporal schaltete gerade sein Armbandcom ein, um das Kommandodeck zu alarmieren, daß die neue Kommandantin auf dem Weg war.
    Das scharlachrote Band einer Null-Ge-Warnung leuchtete vor ihr auf dem Boden der Zugangsröhre. Als sie es Überschritt, spürte sie, wie Nimitz’ Krallen sich tiefer in das Schulterpolster bohrten. Sie stieß sich ab und ergab sich dem graziösen Schwimmen im freien Fall, als sie das künstliche Schwerefeld von Hephaistos verließ. Der Puls klopfte mit ungesunder Geschwindigkeit in ihren Adern, während sie sich wie ein Aal durch die Passage schlängelte. Noch zwo Minuten , dachte sie. Nur noch zwo Minuten.
     
    Lieutenant Commander Alistair McKeon zog die Uniformjacke glatt und verkniff sich einen verärgerten Gesichtsausdruck, während er an der Eingangsluke wartete. Er war in den Eingeweiden einer vivisezierten Feuerleitstation begraben gewesen, als die Nachricht kam.
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