Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
das erste Kommando, ein kümmerliches, kleines systemgebundenes Leichtes Angriffsboot. Es hatte gerade zehntausend Tonnen gemasst und nur eine Rumpfnummer besessen, nicht einmal die Würde eines Eigennamens – aber wie hatte Honor dieses kleine Schiff geliebt! Dann diente sie als I.O., danach machte sie einen Abstecher als Taktischer Offizier auf einen Superdreadnought. Und schließlich, nach elf mühseligen Jahren, endlich der Lehrgang für Kommandierende Offiziere. Sie hatte gedacht, sie wäre gestorben und in den Himmel gekommen, als man ihr die Hawkwing anvertraute, denn der etwas in die Jahre gekommene Zerstörer war ihr erstes hyperraumtüchtiges Kommando gewesen. Die dreiunddreißig Monate, die sie als Konunandantin dort zugebracht hatte, waren das reinste, ungetrübte Glück gewesen und wurden mit dem begehrten ›E‹-Preis [Abkürzung für Efficency – sogenannte ›Wirksamkeits-Auszeichnung‹. (Anm. d. Übers.)] für Taktik beim letztjährigen Flottenmanöver gekrönt. Doch dies …
     
    Unter Honors Füßen erzitterte das Deck. Das Licht über der Luke blinkte bernsteinfarben, als das Shuttle an die Andockschleuse Hephaistos’ koppelte, und wechselte zu einem beständigen Grün, nachdem der Druck in der Zugangsröhre ausgeglichen worden war. Die Luke glitt beiseite, und Honor durchschnitt eilig die Öffnung.
    Der Werfttechniker, der die Luke am anderen Ende des Rohrs bediente, erkannte das weiße Barett der Sternenschiffkommandanten und auf den weltraumschwarzen Ärmeln die drei goldenen Streifen eines Commanders. Er nahm Haltung an; allerdings schmälerte das leichte Zögern bei Nimitz’ Anblick geringfügig die Mustergültigkeit seiner Reaktion. Der Techniker lief rot an und wandte die Augen ab, doch diese Verhaltensweise war Honor gewohnt. Die Baumkatzen ihrer Heimatwelt Sphinx waren recht wählerisch, wenn es darum ging, einen Menschen zu adoptieren. Außerhalb von Sphinx bekam man nur selten eine ‘Katz zu Gesicht, doch Baumkatzen ließen sich auch dann nicht von ihren Menschen trennen, wenn diese sich zu einer Raumfahrerkarriere entschlossen. Die Lords der Admiralität hatten in dieser Sache schon vor fast einhundertfünfzig manticoranischen Jahren nachgeben müssen. Baumkatzen rangierten auf der Intelligenzskala bei 0,83; das war etwas höher als die Gremlins von Beowulf oder die Delphine von Alterde; und sie waren Empathen. Bis heute war im Wesentlichen ungeklärt, wie ihre Empathie funktionierte. Sicher war nur, daß es ihnen extreme Schmerzen bereitete, von ihrem erwählten Gefährten getrennt zu sein. Schon früh hatte sich herausgestellt, daß Menschen, die von einer ‘Katz adoptiert wurden, meßbar stabiler und belastbarer waren als andere. Außerdem war Kronprinzessin Adrienne während eines Staatsbesuches auf Sphinx von einer Baumkatze adoptiert worden. Zwölf Jahre später hatte sie als Königin Adrienne von Manticore ihrem Mißfallen darüber Ausdruck verliehen, daß in ihrer Navy Anstrengungen unternommen wurden, Offiziere von deren Gefährten zu trennen. Schließlich sah sich die Admiralität gezwungen, eine besondere Ausnahme vom ansonsten drakonisch gehandhabten Haustierverbot zu erlassen.
    Honor war dankbar dafür, doch als sie damals der Akademie beitrat, hatte sie befürchtet, nicht mehr genug Zeit für Nimitz erübrigen zu können. Ihr war von vornherein klar gewesen, daß jene fünfundvierzig endlosen Monate auf Saganami Island darauf ausgelegt waren, auch einem Kadetten ohne ‘Katz mehr aufzuerlegen, als in der zur Verfügung stehenden Zeit erledigt werden konnte. Doch wenn die Ausbilder an der Akademie auch die Zähne zusammenbissen und grummelten, daß da eine Bürgerliche mit einer jener seltenen Baumkatzen aufkreuzte, erkannten und berücksichtigten sie doch unumgängliche Umstände. Außerdem behielt auch die domestizierteste ‘Katz die Unabhängigkeit (und Unverwüstlichkeit) ihrer wilden Vettern bei. Nimitz hatte sehr wohl begriffen, daß Honor unter Druck stand. Er brauchte nichts weiter als ein paar Streicheleinheiten, gelegentlich einen Ringkampf und die Erlaubnis, auf Honors Schulter oder in ihrem Schoß zu liegen, während sie über den Buchchips brütete, oder zusammengeringelt auf ihrem Kopfkissen zu schlafen, und schon war er glücklich. Nicht, daß er darüber erhaben gewesen wäre, traurig und elendig dreinzuschauen, um auf diese Weise von jedem Unglücklichen, der ihm über den Weg lief, Leckereien und Streicheln zu erpressen. Selbst Chief MacDougal,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher