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Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt

Titel: Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt
Autoren: Giovanni di Lorenzo Helmut Schmidt
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später, also im Laufe der letzten 30 oder 40 Jahre, hat sich dann eine sehr herzliche Freundschaft ergeben.
    Und dann haben Sie etwas nachgeholt.
    Wir hatten zwei Kinder. Ein Junge ist relativ früh gestorben. Wenn es nach meiner Frau und nach mir gegangen wäre, hätten wir vielleicht fünf Kinder gehabt, jedenfalls mindestens drei. Das ist so leider nicht gekommen.

    5. Juli 2007

[ Inhalt ]
    Passt das Hemd zum Anzug?
    Über die Nutzlosigkeit
politischer Talkshows
    Lieber Herr Schmidt, nichts macht Sie immer wieder so verdrossen wie Talkshows.
    Richtig ist, dass ich die Talkshows nicht sonderlich nützlich finde. Insbesondere die politischen Talkshows haben inzwischen das Parlament und die Parlamentsdebatte in den zweiten oder dritten Rang versetzt; im ersten Rang für einen aufstrebenden Politiker steht heute die Talkshow.
    Ist das die Schuld der Talkshows?
    Zum größten Teil liegt dies am Geltungsbedürfnis von solchen Politikern, die keine Bücher schreiben, die zu lesen sich lohnt, die keine Debattenreden halten, die zu verfolgen sich lohnt. Sie gehen lieber in die Talkshows, wo sie einen Gedanken höchstens drei bis vier Minuten am Stück entwickeln können – und dann kommt der andere dran.
    Aber was kann das Fernsehen dafür, dass die Debatten im Bundestag so langweilig geworden sind?
    Es ist mir nicht klar, ob die Debatten im Parlament wirklich langweilig geworden sind. Das Fernsehen hat das Interesse an Personen außerordentlich gefördert. Es geht darum, ob Hemd und Schlips zum Anzugpassen. Bei den Frauen geht es darum, ob die Frisur zum Gesicht passt. Das sachliche Gewicht eines Arguments tritt dahinter zurück. Das war früher anders.
    Sie glauben im Ernst, dass die Menschen ohne Fernsehen schlauer waren?
    Nein, sie waren genauso verführbar. Wahrscheinlich ist die Verflachung der politischen Kultur durch die elektronischen Medien zwangsläufig, und man muss sie ertragen. Vielleicht kann man aber dagegen Kräfte mobilisieren.
    Aber wie?
    Wir müssen dem Publikum einen Überblick verschaffen über Probleme und nicht nur Nachrichten über den jüngsten Streit, den jüngsten Mord oder das jüngste Attentat. Ich habe gestern Abend, weil ich zu müde war zum Schlafen, eine halbe Stunde vor der Glotze gesessen und zweimal rauf und runter gezappt. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Schießereien, Morde und Auto-Crashs ich insgesamt erlebt habe.
    Schauen Sie selbst Privatfernsehen?
    Jedenfalls nicht bewusst. Mir kommt es auch so vor, als ob sich in Deutschland die ARD und das ZDF längst an die Erwartungen des Publikums angepasst haben, die im Wesentlichen von den privaten Fernsehanstalten gefördert und provoziert worden sind.
    Vor zwei Jahren haben Sie in der FAZ Politiker dazu aufgerufen, die Fernsehtalkshows »den Wichtigtuern« zu überlassen. Wollten Sie damit sagen, dass im Parlament keine Wichtigtuer sitzen?
    Im Parlament sitzen natürlich auch manche Wichtigtuer. Eine der Antriebskräfte, sich in der Politik zu tummeln, ist ja das eigene Geltungsbedürfnis. Das ist durchaus legitim, und es ist menschlich. Aber es ist nicht unbedingt wünschenswert.
    Gibt es einen bestimmten Politikertypus, der Ihnen im Fernsehen besonders auf die Nerven fällt?
    Bangemann, Hausmann, Möllemann, Westerwelle; die ganze Reihe führender FDP-Politiker der letzten Jahrzehnte.
    Warum gehen Sie selber in Fernsehtalkshows, wenn Sie das Fernsehen so sehr kritisieren?
    Ich war noch nicht in einer Talkshow.
    Sie waren zusammen mit Richard von Weizsäcker gerade bei Maischberger, davor bei Beckmann!
    Das waren keine Talkshows. Ich habe nichts gegen Interviews zwischen zwei oder drei Personen, egal, ob das im Fernsehen oder in der Zeitung geschieht.
    Frau Maischberger hat ihre Talkshow nur für Sie zu einem Interview umgestaltet, und die Quote war gewaltig. Freut Sie das?
    Ganz freiwillig wäre ich da nicht hingegangen. Aber Frau Maischberger kann sehr einnehmend sein.

    12. Juli 2007

[ Inhalt ]
    Ein Urwald in Schleswig-Holstein
    Urlaub am Brahmsee
    Lieber Herr Schmidt, wie in jedem Jahr verbringen Sie auch in diesem Sommer Ihren Urlaub am Brahmsee. Warum ist es am Brahmsee so schön?
    Aus dem Wohnzimmerfenster oder von der Diele aus, wo wir Kaffee trinken, sehen wir auf den See und das jenseitige Ufer. Man sieht viel Grün, viel blaues Wasser und darüber einen großen, leider in diesem Sommer sehr grauen Himmel.
    Auf das Wetter kann man sich in Norddeutschland ja nie so richtig verlassen. Stört Sie das?
    Von Zeit zu Zeit
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