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Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren
Autoren: Jochen Till
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können wir, absolut nichts dagegen. Ich schließe meine Augen und warte auf ihre Lippen. Hey, Moment mal, was soll das denn?
    Sie lässt meinen Kopf los und schiebt sich an mir vorbei. Ich öffne meine Augen wieder und sehe, wie sie an den Rand des Betts krabbelt und nach irgendetwas auf dem Boden fischt. Sekunden später hat sie ihren Slip in der Hand und kurz darauf liegen ihr BH , ihr T-Shirt, meine Boxershorts und ihre Hose auf dem Bett.
    »Äh … was soll das denn werden?«, frage ich verwirrt. »Ich dachte, wir wollten da weitermachen, wo wir aufgehört haben?«
    »Haargenau«, sagt sie und drückt mir meine Jeans in die Hand. »Los, anziehen.«
    » An ziehen?«, wundere ich mich. »Was soll das werden? Willst du etwa noch mal ganz von vorne anfangen?«
    »So ist es«, sagt sie lächelnd, während sie den BH hinter ihrem Rücken schließt. »Wir fangen noch mal ganz von vorne an.«
    »Verstehe«, sage ich und zwinkere ihr zu. »Das erhöht die Spannung.«
    Sensationell, dieses Mädchen. Ihr fällt immer wieder etwas Neues ein.
    Ich schlüpfe hastig in meine Klamotten.
    »Socken auch?«, frage ich.
    »Ja.«
    »Schuhe?«
    »Nein, keine Schuhe.«
    Als wir beide wieder angezogen sind, lehnt sie sich mit dem Rücken an das Kopfende des Betts und klopft auffordernd mit der flachen Hand auf den Platz neben sich. Ich rutsche neben sie, küsse ihren Hals und schiebe meine Hand unter ihr T-Shirt.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir so angefangen, nicht wahr?«, flüstere ich und bewege meine Zunge auf ihr Ohrläppchen zu.
    »Nicht ganz«, haucht sie leise. »Du musst noch ungefähr eine halbe Stunde weiter zurückspulen.«
    »Noch eine halbe Stunde zurück? Was war denn da?«, frage ich und versuche mich daran zu erinnern, was wir zu diesem Zeitpunkt gemacht haben. Vergeblich.
    Sie löst sich von mir, taucht erneut über dem Bettrand ab und kurz darauf mit dem Geschichtsbuch in der Hand fies grinsend wieder auf.
    »Oh nein«, seufze ich. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst.«
    »Und ob das mein Ernst ist«, sagt sie und schlägt das Buch auf. »Du musst das lernen, Danny. Das ist wichtig.«
    »Och, Menno«, stöhne ich. »Können wir das nicht morgen machen? Morgen ist es noch genauso wichtig.«
    »Morgen kann ich aber nicht«, erwidert Clarissa. »Morgen kommt mein Onkel aus Berlin zu Besuch, da muss ich zu Hause bleiben, hab ich dir doch erzählt.«
    »Dann kannst du ja mit dem lernen«, brummele ich.
    »Muss ich nicht«, frotzelt sie verschmitzt. »Der hat sein Abi schon vor Ewigkeiten geschafft.«
    »Dann hat er bestimmt auch so eine oberfiese Freundin gehabt«, frotzele ich zurück.
    »Genug geschmollt jetzt«, sagt sie bestimmt. »Los geht’s. Also, wer war für das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verantwortlich?«
    »Keine Ahnung«, brumme ich. »Aber ich bin mir sicher, dass seine fiese Freundin etwas damit zu tun hatte.«
    Clarissa lacht und ich muss mitlachen. Ich schaffe es nie, länger als ein bis zwei Minuten böse auf sie zu sein.
    »Hatte sie nicht«, sagt Clarissa glucksend. »Verantwortlich für das Attentat war Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Aber apropos: Wie hieß denn Hitlers heimliche Geliebte, die er einen Tag vor dem gemeinsamen Selbstmord noch heiratete?«
    »Oh, das ist einfach, das weiß ich!«, platze ich hervor. »Als sie gestorben ist, hieß sie Frau Hitler!«
    »Ha, ha, sehr witzig. Jetzt musst du nur noch dafür sorgen, dass die Prüfung nächste Woche vor einer Comedy-Jury stattfindet. Komm, jetzt mal ernsthaft, wie hieß Hitlers Geliebte? Das weißt du, ganz sicher.«
    Ich denke ausnahmsweise einmal ernsthaft nach. Wenn Clarissa sagt, ich weiß das, dann weiß ich das auch. Und ich weiß das auch, ganz bestimmt. Die Frage ist nur, wo in meinem Hirn ich dieses Wissen verbuddelt habe. Plötzlich durchzuckt mich ein Geistesblitz.
    »Ich hab’s!«, jubiliere ich. »Ich weiß es! Hitlers Geliebte hieß Blondi!«
    Clarissa schlägt sich die Hand vor die Stirn und schüttelt seufzend den Kopf.
    »Oh, Mann«, stöhnt sie. »Bei dir sind geschichtlich gesehen echt Hopfen und Malz verloren. Blondi hieß sein Hund.«
    »Quatsch, Hitler hatte doch keinen Hund«, erwidere ich überzeugt. »Der hatte doch gar keine Zeit für einen Hund, der musste doch ständig Krieg führen und war so gut wie nie zu Hause.«
    »Vielleicht hat ja Eva Braun auf den Hund aufgepasst, wenn Hitler nicht da war«, sagt Clarissa und zwinkert mir verschmitzt zu.
    »Eva wer?«
    »Eva Braun. Seine
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