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Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren
Autoren: Jochen Till
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mal an.«
    Ich gehe das Lied kurz im Kopf durch. Ja, das sollte machbar sein, das Schlagzeug ist relativ simpel.
    »Okay, also Schrei nach Liebe«, sage ich. »Das ist dann quasi die Hausaufgabe bis zu den nächsten Proben, jeder hört sich seinen Part raus.«
    »Alles klar«, sagt Steffen. »Und was spielen wir jetzt?«
    » Olaf«, sagt Clarissa bestimmt. »Da brauche ich noch ein bisschen mehr Textsicherheit.«
    »Gut, Olaf«, sagt Christopher und rückt seine Gitarre zurecht. »Danny?«
    »Eins, zwei, drei, vier!«

2.
    »Okay, nächste Frage. Wann wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt?«
    »Öh … neunzehnhundertpaarunddreißig?«
    »Ein bisschen genauer, bitte.«
    »Neunzehnhundertvierunddreißig!«
    »Fast.«
    »Fünfunddreißig!«
    »Dreiunddreißig.«
    »Ach so, ja klar, da hat ja dann auch der Zweite Weltkrieg angefangen.«
    »Hat er nicht.«
    »Nein, stimmt, sorry, hab ich verwechselt, das war neunzehnhundertfünfundvierzig.«
    »Da hat er aufgehört.«
    »Was, echt? Aber die Amis haben gewonnen, oder?«
    »Als Teil der alliierten Streitkräfte, ja. Aber zwei Punkte kriegst du dafür sicher nicht. Nächste Frage. Welche politischen Ideologien und Weltanschauungen kämpften im Zweiten Weltkrieg um die Vorherrschaft in Europa?«
    »Punks gegen Skinheads!«
    Clarissa seufzt und verdreht leicht genervt die Augen.
    »Jetzt bleib doch mal ein bisschen ernst, Danny. Wir machen das doch nicht zum Spaß, in vier Tagen hast du die Prüfung. Willst du dir so kurz vor Schluss etwa noch das Abi versauen?«
    »Bei einem Durchschnitt von 3,7 gibt’s nichts mehr zu versauen«, sage ich grinsend.
    »Doch«, erwidert Clarissa. »Wenn du die Prüfung vermasselst, kriegst du gar kein Abi. Willst du das?«
    »Nein, natürlich nicht«, sage ich mit todernster Miene. »Was ich will, ist etwas ganz anderes.«
    Ich schnappe mir das Geschichtsbuch aus ihren Händen und lasse es über den Bettrand auf den Boden plumpsen. Meine Hand schiebt sich unter ihr T-Shirt und ich rücke dicht an sie heran. Ich küsse ihren Hals, lasse meine Zunge ein Stück aufwärtswandern und knabbere sanft an ihrem Ohrläppchen.
    »Danny«, beschwert sie sich leise, »du wolltest doch lernen.«
    »Falsch«, flüstere ich in ihr Ohr. » Du wolltest, dass ich lerne.«
    Meine Hand rutscht unter dem T-Shirt weiter nach oben.
    »Ja«, seufzt sie. »Weil ich nicht will, dass du durchs Abi fliegst. Ich will dir doch nur helfen.«
    »Wenn du mir helfen willst, musst du nur dein T-Shirt ausziehen«, sage ich und lächle sie an.
    »Das hat aber nichts mit Geschichte zu tun«, stellt sie fest, muss aber auch lächeln.
    Ich schiebe ihr T-Shirt mit beiden Händen nach oben und ziehe es ihr über den Kopf.
    »Abwarten«, sage ich. »Vielleicht wird das ja gleich ein ganz besonderes Kapitel in unserer Geschichte. Ich werde mir jedenfalls alle Mühe geben, das heutige Datum historisch relevant und somit unvergesslich werden zu lassen.«
    »Aha. Und wie willst du das anstellen?«
    »Lass mich nur machen. Wie wäre es für den Anfang zum Beispiel hiermit?«
    Ich küsse sie. Sie versucht kurz zu widerstehen, geht dann aber doch wohlig seufzend darauf ein. Ich lasse meine rechte Hand nach unten gleiten und öffne den obersten Knopf ihrer Jeans.
    »Nicht, Danny«, flüstert sie zwischen unseren Kuss. »Deine Eltern.«
    »Oh, sorry, stimmt ja«, sage ich. »Das hab ich ja ganz vergessen.«
    Ich springe mit einem Satz vom Bett, reiße meine Zimmertür auf und rufe, so laut ich kann, hinaus in den Flur: »Mama! Papa! Nur zu eurer Information: Ich schlafe jetzt mit Clarissa! Könnte etwas lauter werden, wir schreiben nämlich Geschichte!«
    Ich schließe die Tür wieder und hechte zurück aufs Bett.
    »Das wäre also geklärt«, sage ich mit einem breiten Grinsen.
    »Deine Eltern sind gar nicht zu Hause«, stellt Clarissa richtig fest.
    »Kino«, sage ich. »Wir haben noch mindestens eine Stunde Zeit.«
    »Und Lisa?«
    »Ist bei Christopher. Und ich will schwer hoffen, dass seine Eltern zu Hause sind.«
    »Du glaubst, die beiden machen’s gerade?«
    »Nein«, sage ich bestimmt. »Ich glaube, die beiden spielen gerade Mensch ärgere dich nicht. Meine kleine Schwester hat noch keinen Sex. Wenn es nach mir geht, wird meine kleine Schwester niemals Sex haben.«
    »Ich fürchte, daraus wird nichts«, sagt Clarissa lachend. »Sie hat mir nämlich neulich erzählt, dass …«
    Ich halte mir ruckartig die Ohren zu.
    »La, la, la!«, brülle ich. »Ich will das nicht wissen! La, la,
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