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Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren
Autoren: Jochen Till
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als jemals zuvor, traumhaft, unvergesslich, in eine sexuell erfüllte Zukunft mit mir weisend, jawohl, all dies und auf keinen Fall weniger, das war meine Aufgabe, mein höchstes Ziel!
    Merke: Wenn man von etwas keine Ahnung hat, sollte man die Ziele nicht zu hoch stecken. Vor allem, weil man dann zu nervös und verkrampft ist und das Ziel dabei komplett aus den Augen verliert.
    Als es losging, war ich einzig und allein damit beschäftigt, bloß nicht zu grunzen und darüber nachzudenken, was passiert, wenn ich den Eingang nicht finde. Mein Kopf war mit tausend technischen Nebensächlichkeiten beschäftigt, nur nicht mit Clarissa. Und mein Körper stand dermaßen unter Stress, dass er das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, was er dann auch nach gefühlten dreißig Sekunden tat. Wenigstens hatte ich da meine Hose nicht mehr an.
    So tragisch, wie es sich angefühlt hat, war dieses verpatzte erste Mal dann aber gar nicht. Ich meine, ich hatte fest damit gerechnet, dass Clarissa enttäuscht von meiner Darbietung sein würde oder irgendwie sauer, aber das war nicht der Fall, im Gegenteil. Sie war sehr lieb und verständnisvoll. Als wir es dann etwas später noch einmal versucht haben, war ich weitaus weniger nervös und es lief bereits viel unverkrampfter. Seitdem wurde es stetig besser, wobei offenbar immer noch Steigerungspotenzial vorhanden ist, was die letzten zwanzig Minuten eindeutig bewiesen haben.
    Ich drehe mich schwer atmend auf die Seite und schaue Clarissa an. Sie dreht ihren Kopf zu mir. Mein Gott, von diesem Anblick werde ich nie genug bekommen, das ist pures Glück, nichts auf der Welt könnte schöner sein.
    »Ich liebe dich«, sage ich leise, weil es genau das ist, was ich empfinde.
    Ein Lächeln breitet sich über ihr Gesicht aus.
    Los, sag es. Ich will es hören. Nur ein einziges Mal. Sag es.
    »Ja«, flüstert sie, zieht meinen Kopf zu sich heran und küsst mich.
    Ja? Das ist alles? Was soll ich denn damit anfangen? Was soll das überhaupt bedeuten? Ja, ich weiß? Ja, schöne Sache? Ja, von mir aus? Ich wollte eigentlich hören, dass sie mich auch liebt. Ist das nicht die normale Reaktion, wenn jemand sagt, dass er einen liebt? Dass man es zurücksagt? Vorausgesetzt, man empfindet genauso, natürlich. Bedeutet das etwa, dass sie mich nicht liebt? Sonst würde/könnte/müsste sie es doch eigentlich sagen, oder? Nein, ich weiß, dass sie mich liebt. Das spüre ich. Die Liebe ist da, in ihren Augen, in ihrem Lächeln, in jeder Berührung und in jedem Kuss. Aber warum sagt sie es dann nicht? Dafür muss es doch einen Grund geben. Ich meine, das ist doch …
    »Alles okay bei dir?«, fragt sie plötzlich, ohne ihre Lippen ganz von meinen zu lösen.
    »Öh … ja, wieso?«
    »Entweder du denkst gerade an etwas komplett anderes oder deine Zunge ist eingeschlafen.«
    Oh, Mist. Gleichzeitig Grübeln und Küssen ist wohl nicht unbedingt meine Stärke, das muss ich noch üben.
    »Nein, nein, alles in Ordnung, sorry«, sage ich schnell und versuche dabei möglichst normal zu wirken.
    »Du bist sauer, weil ich es nicht gesagt habe, stimmt’s?«
    Okay, an dem Normalwirken sollte ich ebenfalls arbeiten.
    »Nein«, sage ich. »Nicht sauer.«
    »Enttäuscht?«, hakt sie nach.
    »Ich würde nur gern wissen, warum du es nicht sagst. Ich meine, willst du es einfach nicht sagen oder … oder kannst du nicht?«
    »Ach, Danny«, sagt sie und streichelt lächelnd meine rechte Wange. »Du weißt doch, was ich für dich fühle. Das musst du doch wissen. Oder etwa nicht?«
    »Ja … doch … schon …«, druckse ich herum.
    »Na also. Warum muss ich es denn dann extra noch sagen?«
    »Ich weiß nicht … Vielleicht, weil ich es gern hören würde.«
    »Hm«, sagt sie nachdenklich. »Das wäre tatsächlich ein sehr guter Grund, es zu sagen. Ich höre es ja auch gern, wenn du es sagst. Aber nicht, wenn du es nur sagst, um die entsprechende Reaktion von mir zu kriegen.«
    »Nein, so ist es nicht«, erwidere ich. »Ich hab es gesagt, weil mir gerade danach war. Weil es stimmt.«
    »Gut«, sagt sie. »Dann werde ich es auch sagen, wenn mir danach ist. Aber das wird nicht unbedingt dann sein, wenn du es erwartest. Okay?«
    »Okay.«
    Damit kann ich sehr gut leben. Sie wird es sagen. Ich werde es von ihr hören. Irgendwann. Ganz bald, hoffentlich.
    »Sehr schön«, sagt sie und nimmt meinen Kopf zwischen ihre Hände. »Dann können wir jetzt ja da weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
    Oh ja, das
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