Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren
Autoren: Jochen Till
Vom Netzwerk:
ja viel mehr Spaß gemacht hat als mit Robbie, Steffen und mir.
    Am liebsten würde ich sofort hinter dem Baum hervorspringen, mir beide am Kragen schnappen und sie zur Rede stellen, aber ich reiße mich zusammen. Nicht jetzt. Nicht einen Tag vor dem Auftritt, der zumindest mir noch sehr, sehr wichtig ist. Wenn ich sie jetzt konfrontiere, raste ich nur aus und die Stimmung für morgen ist komplett und nachhaltig im Arsch. Nein, so schwer es mir auch fallen wird, ich muss die Klappe halten bis nach dem Gig.
    Clarissa und Christopher verabschieden sich freudig lächelnd von Mark. Die beiden laufen los in Richtung U-Bahn, Mark geht in die entgegengesetzte Richtung.
    Als sie außer Sichtweite sind, lasse ich mich neben Lisa auf den Boden sinken.
    »Du bist ganz schön sauer, was?«, fragt Lisa und streichelt mir tröstend über den Arm.
    »Ich bin scheißwütend«, knurre ich. »Wie können sie mir nur so in den Rücken fallen?«
    »Ich sehe Christopher nachher noch. Soll ich mal versuchen rauszufinden, was das alles soll?«
    »Nein. Du sagst keinen Ton, verstanden? Das kläre ich schon selbst. Aber erst nach dem Konzert.«
    Und das wird verdammt noch mal das beste Konzert aller Zeiten und danach können sie ihre komische Akustikband in die Tonne treten, diese miesen Verräter! So eine verfluchte Scheiße! Ich könnte echt kotzen!

16.
    »Nein, gib her, das mach ich selbst!«
    »Schon gut, schon gut, ich wollte ja nur helfen.«
    »Das ist mein Schlagzeug, also baue ich es auch ab. Kümmer du dich um deinen Gitarrenkram und lass mich gefälligst in Ruhe.«
    »Okay, okay, kein Problem, von mir aus, mach deinen Scheiß alleine. Was bist du denn so gereizt heute? Bist wohl mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden.«
    Ich kann dir gern mal mit dem richtigen Fuß ganz kräftig in den Arsch treten, du mieser Verräter. Ist doch wahr, verdammt. Warum ich so gereizt bin? Weil du hinter meinem Rücken eine neue Band gegründet hast, ich deswegen heute Nacht kaum ein Auge zugekriegt habe und in der letzten halben Stunde jede Menge Sätze runterschlucken musste, die mir nun quer im Hals stecken.
    »Hat irgendeiner von euch an meinem Amp rumgedreht?«, fragt Steffen. »Das sind nicht meine Einstellungen.«
    »Öh … keine Ahnung«, sagt Christopher und zuckt mit den Schultern. »Hab ihn nicht angefasst.«
    Stimmt. Aber du weißt ganz genau, wer es war, du dreckiger Lügner. Und ich auch. Es war natürlich Mark, der gestern über Steffens Amp gespielt hat. Und wieder etwas, was ich runterschlucken muss.
    Wenigstens ist Clarissa nicht da, sonst wäre ich wahrscheinlich längst erstickt. Wir haben ihr für den Transport freigegeben, da wir auch ohne sie genug Leute zum Schleppen sind. Ich habe heute Mittag kurz mit ihr telefoniert, da fing das dann an mit dem Runterschlucken. Wie aufgekratzt und fröhlich sie geklungen hat, das war kaum auszuhalten. Ich war kurz davor, ins Telefon zu brüllen, dass ich von der verfickten neuen Band weiß, habe es dann aber doch gelassen. Ich will diesen Gig heute Abend, das ist alles, was zählt, der beschissene Rest muss warten.
    Es klopft an der Tür. Robbie öffnet sie. Es ist wie erwartet Kurt.
    Kurt ist der Leiter des JUZE , in dem wir letztes Jahr gespielt haben. Auf Kurt kann man sich immer verlassen. Er ist im JUZE für die meisten mehr Kumpel als erwachsene Aufsichtsperson, ich mag ihn sehr gern. Als ich ihm von unserem anstehenden Auftritt erzählt habe, hat er uns sofort seine Hilfe beim Transport unseres Equipments angeboten, die wir natürlich sehr dankbar angenommen haben.
    Das Praktischste daran ist, dass Kurt uns nicht nur seine Kraft fürs Schleppen, sondern auch den JUZE -Bus zur Verfügung stellt. Da passt alles auf einmal rein und wir sind nicht auf irgendwelche Eltern mit viel zu kleinen Autos angewiesen.
    »Na, Jungs, alles klar so weit? Kann’s losgehen?«, fragt Kurt.
    »Hi, Kurt«, begrüße ich ihn. »Danke, dass du gekommen bist.«
    »Für euch immer gern«, sagt er. »Am besten zuerst die Amps, oder?«
    »Ja«, sagt Christopher.
    »Vielleicht kannst du mir bei meiner Bassbox helfen?«, fragt Steffen. »Die krieg ich allein nicht gewuchtet.«
    »Klar, kein Problem«, sagt Kurt und packt sofort mit an.
    Während die anderen nach und nach ihr Zeug nach unten tragen, baue ich weiter mein Schlagzeug zusammen.
    Eins steht fest: Als Schlagzeuger ist man beim Transportieren seines Instruments eindeutig der größte Depp in jeder Band. Gitarristen oder Bassisten brauchen ihren Amp
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher