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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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Ihr Gott manche Rassen gegenüber anderen vorzieht?«
    »Ich benutze das Wort nur aus Gewohnheit als Synonym für ›zivilisiert‹«, protestierte Cornewall Lewis.
    »Dann muss ich das wohl so verstehen, dass Sie die Araber für unzivilisiert halten, obwohl sie die moderne Mathematik, chirurgische Instrumente, Seife und Parfum erfunden haben. Und die Windmühle, die Kurbelwelle und zahlreiche andere Dinge. Obwohl es die Araber waren, die erkannten, dass die Erde eine Kugel ist, die um die Sonne kreist, und das fünfhundert Jahre bevor Galileo von der christlichen Kirche gefoltert wurde, weil er dieselbe Auffassung vertrat.«
    Der Kriegsminister schürzte unbehaglich die Lippen.
    »Dabei fällt mir ein   …«, meldete sich Monckton Milnes zu Wort. »Richard, ich habe das Manuskript, über das wir gesprochen haben   – das persische Traktat.«
    »Das was?«
    »Die Übersetzung, nach der du gesucht hast.« Er trat vor und schlang sich bei Burton ein. »Sie ist in der Bibliothek. Komm mit, ich zeige sie dir. Bitte entschuldigen Sie uns, meine Herren, es wird nicht lange dauern.«
    Bevor Burton Einwände erheben konnte, wurde er von der Gruppe weggezogen und zwischen den Gästen hindurch zur Tür geschoben.
    »Was für ein Traktakt, zum Kuckuck?«, stieß er hervor.
    »Eine notwendige Erfindung, um dich vom Schlachtfeld zu entfernen«, zischte Monckton Milnes ihm zu. »Was ist bloß in dich gefahren? Warum fällst du über Cornewall Lewis her wie ein tollwütiger Hund?«
    Sie verließen den Raum, durchquerten einen Salon, passierten eine kleine Gruppe in der Empfangshalle, betraten einen Gang und blieben vor einer beschnitzten Eichentür stehen. Monckton Milnes zog einen Schlüssel aus einer Tasche seines Kostüms, drehte ihn im Schloss und sperrte die Tür wieder ab, nachdem sie den Raum dahinter betreten hatten.
    Sie befanden sich in seiner berühmten und auch ein wenig berüchtigten Bibliothek.
    Milnes deutete auf große, genietete Ledersessel in der Nähe des Kamins und sagte herrisch: »Setz dich.«
    Burton gehorchte.
    Monckton Milnes ging zu einem Schrank, holte eine Flasche und Gläser daraus hervor und schenkte ihnen beiden ein. Dann gesellte er sich zu Burton und reichte ihm ein Glas.
    »Touriga Nacional , Jahrgang 1822, einer der besten Portweine aller Zeiten«, murmelte er. »Hat mich ein Vermögen gekostet. Stürz ihn nicht einfach runter, genieß ihn.«
    Burton hielt sich das Glas unter die Nase und atmete das Aroma ein. Er kostete davon, schürzte anerkennend die Lippen, lehnte sich im Sessel zurück und musterte seinen Freund.
    »Ich entschuldige mich, mein Bester.«
    »Erspar mir das. Ich will keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung. Herrgott, Richard, ich habe dich schon wütend, besiegt, ungestüm vor Enthusiasmus und voll wie eine Strandhaubitze erlebt, aber ich habe dich noch nie so fahrig gesehen. Was ist los?«
    Burton starrte in das Glas Portwein und schwieg eine Zeit lang, dann schaute er auf und begegnete dem Blick seines Freundes.
    »Sie machen eine Marionette aus mir.«
    »Wer? Und wie?«
    »Die verdammten Politiker. Indem sie mich nach Afrika schicken.«
    In Monckton Milnes’ Zügen zeigte sich Überraschung. »Aber das hast du doch immer gewollt!«
    »Nicht unter diesen Umständen.«
    »Was für Umstände? Mann, du kannst mich steinigen, aber dir bietet sich eine seltene Gelegenheit! Die Royal Geographical Society hat sich entschieden dagegen ausgesprochen, dich zu entsenden, aber Palmerston   – der Premierminister höchstpersönlich   – hat Druck auf sie ausgeübt. Du erhältst eine weitere Chance, die Quelle des Nils zu entdecken, und keine andere Expedition hatte je so großzügige finanzielle Mittel und so viel Unterstützung, nicht einmal die von Henry Stanley! Warum also bist du so mürrisch und lässt immer wieder deinen verdrossenen Blick aufblitzen? Erklär mir das!«
    Burton schaute weg, betrachtete die von Büchern gesäumten Wände und die erotischen Statuetten auf Sockeln in verschiedenen Nischen, zupfte an seiner Jacke und wischte sich Flusen vom Ärmel. Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas, ehe er die Aufmerksamkeit wieder zögerlich auf Monckton Milnes richtete.
    »Stimmt, ich wollte schon lange nach Afrika zurückkehren, um zu beenden, was ich 1857 begonnen habe«, sagte er. »Endgültig die Quelle des Nils aufspüren. Stattdessen werde ich entsendet, um eine verdammte Waffe zu finden und herzubringen!«
    »Eine Waffe?«
    »Einen schwarzen
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