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Auf den Flügeln der Sehnsucht

Auf den Flügeln der Sehnsucht

Titel: Auf den Flügeln der Sehnsucht
Autoren: Stefanie Burgemeister
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deine Arme flüchten."
       Das leuchtete Frank Palleda ein. Hoffnung erfüllte ihn, und er strahlte jetzt den alten Bauern an. "Und ich dachte wirklich, du hättest mit dem Leben abgeschlossen. Dabei bist noch ein rechtes Mannsbild, das mit beiden Beinen im Leben steht."
       "Danke, Bub, das hast du lieb gesagt. Und jetzt lass uns essen, sonst wird der Eintopf kalt." Er begann wieder zu löffeln. "Kochen kann sie, meine Tochter. Das wird mir schon fehlen."
       Frank nickte zustimmend.
     
    * * *
     
       Seit über zwei Wochen war Lena nun schon auf der Alm. Die Arbeit machte ihr Freude, und das Wetter war so herrlich und zudem beständig, dass ihr mit jedem Tag, der verging, wohler und wohler wurde.
       Jeden Abend kam Frank nach der Arbeit noch mit seinem Lieferwagen angefahren, um die Milch und andere Erzeugnisse abzuholen und ihr die Dinge zu bringen, die sie am Abend zuvor bei ihm bestellt hatte. Er lud die Kannen auf, dann setzten sie sich noch an den Holztisch und unterhielten sich. Meist berichtete Frank von allen Dingen, die im Laufe des Tages im Tal passiert waren, und dann ließ er sich von Lena erzählen, was es am Berg Neues gab.
       An diesem Abend jedoch machte Frank ein bedrücktes Gesicht. Er stellte seinen Lieferwagen direkt vor der Holzhütte ab, dann trat er ein. "Ist alles fertig?" fragte er statt eines Grußes.
       Erschrocken drehte sich Lena um. Sie hatte eben frischen Joghurt angesetzt, den sie in drei oder vier Tagen ins Tal schicken wollte. "Was ist los, Frank?"
       Der Mann ließ sich auf die Holzbank fallen und seufzte auf. "Zwei Dinge gibt es, die mich gar nicht freuen", sagte er. "Hast ein Glas frische Milch für mich?"
       Sofort brachte die Frau ihm das Gewünschte, dann setzte sie sich ihm gegenüber. "Sag schon", bat sie.
       "Mila hat ihr Kind verloren. Das ist im Moment das Schlimmste. Sie ist noch im Krankenhaus, kann erst in ein paar Tagen entlassen werden."
       Lena sagte zunächst nichts. Es schien, als könnte sie das eben Gehörte nicht glauben. "Vor ein paar Tagen, als ich im Dorf war, ging es ihr noch gut", wandte sie wenig später ein. "Wie hat es dazu kommen können?"
       "Der Arzt im Krankenhaus sagte, dass das Kind wohl nicht in Ordnung gewesen ist und der Körper es deshalb abgestoßen hat. Das kann bei einer frühen Schwangerschaft schon vorkommen."
       "Wie nimmt Mila es auf?"
       Der Mann zuckte die Schultern und nahm einen kräftigen Schluck Milch. "Sie wird darüber hinwegkommen", wich er einer direkten Antwort aus. "Sie ist jung und kräftig und außerdem noch nicht sehr lange verheiratet. Die beiden werden ihr Kind schon noch bekommen."
       "Und was gibt es noch?" Lena rechnete mit dem Schlimmsten. Zudem wollte sie Frank nicht zeigen wie sehr sie der Verlust von Milas Kind sie getroffen hatte. "Ist etwas mit dem Vater?"
       "Himmel, nein", fuhr Frank auf. "Deinem Vater geht es mit jedem Tag ein bisschen besser. Fast hab ich den Eindruck, als hätte er wieder ganz neuen Lebensmut bekommen." Er unterließ es, Lena den Grund für den Sinneswandel des alten Mannes zu nennen, denn sie hätte ihm das mit Sicherheit übel genommen. "Marion will mich besuchen kommen. Es geht ihr nicht so gut", fuhr er fort, als Lena erleichtert aufatmete. "Ich wollte dich fragen, ob sie eine Weile bei uns - bei dir wohnen kann. Wenn dir Unkosten entstehen, kannst du sie mir selbstverständlich vom Gehalt abziehen." Forschend blickte er sie an.
       "Marion?" Die Bäuerin fühlte einen schmerzhaften Stich im Herzen. Sollte Frank eine heimliche Freundin haben, von der sie nichts wusste? "Ich kenne keine Marion."
       "Meine kleine Schwester."
       "Deine...  Du hast mir nie von ihr erzählt." Lena hätte am liebsten gejubelt vor Erleichterung. "Was fehlt ihr denn?"
       "Was soll es schon sein in dem Alter?" Er zuckte die Schultern. "Liebeskummer hat sie halt. Sie hat sich in ein en älteren Mann verguckt, einen Kollegen, doch der hat schon eine Freundin. Dabei hat er ihr anfangs Liebe vorgeheuchelt, bis Marion dahinterkam, dass er dieselben Worte, mit denen er ihr immer schmeichelte, auch noch einer anderen Frau sagte."
       "Das weiß sie ganz sicher?"
       "Sie hat zufällig ein Gespräch der beiden belauscht. Es war keine Absicht, doch dann merkte sie, dass diese Unterhaltung wichtig war für ihr eigenes Leben und blieb stehen. Jetzt hat sie die Verbindung gelöst und weiß nicht, wohin sie gehen soll."
       "Natürlich kann sie zu dir kommen,
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