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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob
Autoren: Karin Adams
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mit einem Bad zu versorgen. Ich suche noch mal auf der anderen Seite von Lavacolla. Hinter der Brücke ist ein offeneres Stück, vielleicht wurde da gebadet.
     
    Meine nächste Station ist der Monte Gozo , was soviel heißt wie „Berg der Freude“, eine Erhebung, von der aus man Santiago in der Ferne sehen kann. Man sieht, dass da unten eine Stadt liegt, aber vom historischen Kern Santiagos kann ich von hier oben noch nichts erkennen. Wer früher von einer Pilgergruppe der erste war, der den Hügel erklomm und die Stadt erblickte, wurde zum Pilgerkönig der Gruppe ernannt. Schon 1105 hatte Erzbischof Gelmirez hier eine kleine romanische Kapelle errichtet. Heute krönt den Hügel außerdem eine moderne Plastik.
     
    Unweit des Monte Gozo befindet sich ein gigantisches, modernes Pilger- und Kongreßzentrum. Es wurde für den gewaltigen Besucheransturm im Heiligen Jahr 1999 errichtet und bietet bis zu 6.000 Pilgern Unterkunft. Ein Campingkomplex ist auch angeschlossen, wird aber erst im Sommer benutzt. Der ganze Komplex wirkt fremd auf mich. Später treffe ich auf verschiedene Pilger, die dort für ein paar Tage wohnen und von der Unterkunft doch sehr angetan sind. Es ist modern und sauber und sie haben dort alles, was sie brauchen.
     
    Glücklicherweise finde ich den Campingplatz „As Cancelas“ recht schnell, denn er ist an der Straße gut ausgeschildert. Die Straße zum Campingplatz schwingt sich in einer starke Steigung empor, aber der Platz ist schön und hat sogar einen Swimmingpool. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen und stelle mein Zelt auf. Zunächst plane ich, hier nur drei Tage lang zu bleiben, dann ein paar Nächte an der Küste zu campieren, um schließlich wieder herzukommen, bevor ich nach Hause fliege. Einer cleveren Eingebung folgend lasse ich jedoch schließlich mein Zelt die ganze Zeit hier stehen. Doch mehr dazu später.
    Ich montiere mein Fahrrad und sause durch das Wohngebiet den Hügel hinab. Nach gut 2 km habe ich den Rand der Altstadt erreicht. Die Gassen hier bewältige ich sowieso meist schiebend.
    Santiago . Was für eine Stadt. Ich spüre sofort, dass hier das Leben sprüht. Es ist eine junge Stadt, voller Pilger und Studenten. Planlos schiebe oder rolle ich durch die Gassen. Überall kleine Geschäfte. Dann wieder kleine Plätze. Hier und da macht jemand Musik.
    Ich habe mich total verfranzt und wo ist die Kathedrale? „Baja, baja, baja” (abwärts, abwärts, abwärts). Das ist die beste Beschreibung, die Kathedrale zu finden, wo auch immer man sich gerade in der Altstadt befindet. Egal welche Gasse man nimmt, wenn sie abwärts führt, gelangt man früher oder später auch zur Kathedrale ( Seite 123).
     
    Dann liegt er vor mir, der Plaza del Obradoiro . Eine gigantische Fläche, im Osten begrenzt von der Kathedrale , im Norden von dem vornehmen Parador Hotel Los Reyes Catholicos , ursprünglich als Hospiz von den Katholischen Königen Isabel und Ferdinand im Jahr 1492 gegründet, im Westen vom klassizistischen Palacio Rajoy , in dem das Rathaus untergebracht ist und auf der Südseite vom Kloster San Martín Pinario , das mit seinen Säulen prunkt, sowie ein paar Bürgerhäusern, in denen heute auch die eine oder andere Pension untergebracht ist. Ich überquere den Platz diagonal, um so den größten Abstand zur Kathedrale zu gewinnen. So beeindruckend hatte ich es mir nicht vorgestellt.
    Pilger und Bustouristen mischen sich. Jeder versucht seine eigene Fotokreation von der Kathedrale. Da gibt es einfach nur Bilder von den Pilgern vor der Kathedrale, als Beweis, dass sie da waren, oder es liegen Pilger auf dem Boden, um ihre Kamera einzurichten, sodass vom Kopfsteinpflaster im Vordergrund bis zur Kirchturmspitze alles schön mit drauf ist.
    Ein paar junge Mädchen finden es interessanter mit den diensthabenden Polizeiwachen zu schäkern und leihen sich ihre Mützen fürs Foto. Schließlich müssen die Beamten auch noch mit aufs Bild. Außerdem laufen Typen in mittelalterlichen Pilgerkostümen herum, die sich, gegen Bezahlung versteht sich, mit Busgruppen ablichten lassen. Einer hat sogar seinen Hund als Pilger verkleidet. Charlie Brown heißt das Kerlchen und macht auf Kommando Männchen, wobei ihm der Pilgerhut auf die Schnauze rutscht. Natürlich werden auch Pilgerandenken verscherbelt. Das Sortiment reicht von den üblichen Rosenkränzen, Muscheln, Pilgerstäben und Kürbisflaschen bis zu Selbstgebrannten CDs studentischer Kirchenmusikgruppen.
    Das mit den Händlern ist
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