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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob
Autoren: Karin Adams
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Weinen abbaut.
     
    Bevor ich die Kathedrale auf der Südseite verlasse und zur Plaza de la Quintana gelange, einem kleinen lebhaften Platz mit einem romantischen Pferdebrunnen ( Seite 126), auf dem ich von einheimischen Frauen angesprochen werde, ob ich vielleicht ein Zimmer suche, entdecke ich in der Kirche noch eine Christusfigur aus Leder mit Echthaarperücke, ähnlich wie in der Kathedrale in Burgos. Diese Figuren mussten irgendwann mal in Mode gekommen sein.
    Neben der Kathedrale befindet sich das Museo de Catedral , in dem alte Schriften, Pilgergeschenke und Gobeline ausgestellt sind. In einer anderen Abteilung des Museums kann man Werke von Meister Mateo bewundern. Noch schöner für mich, weil lebendiger, finde ich die Balkongalerie weiter oben, von dem ich die Plaza del Obradoiro überblicken und auf die Dächer von Santiagos Altstadt herabblicken kann.
    Mein Rad steht zum Glück noch immer an Ort und Stelle. Ich gehe hinüber in das nahe Pilgerbüro im ersten Stock. Eine Compostela, eine Pilgerurkunde, steht mir natürlich nicht zu, ich erhalte hier aber noch nützliche Informationen.
     
    Ich kehre zum Rad zurück und nehme es schiebend mit auf meinem Spaziergang durch die von Kolonnaden gesäumten Straßen, Rúa del Villar, Rúa Nueva, Rúa Raiña und die Calle del Franco , um einige zu nennen. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Und was es hier für eine Auswahl an Restaurants gibt!
    Ganz oben auf der Karte steht der Caldo Gallego, je nach Konsistenz eine Kohlsuppe, bzw. auf Kohl basierenden Eintopf, in dem sich außerdem meist noch Rüben, Kartoffeln und in seltenen Fällen auch mal ein Stück Fleisch befindet. Empanadas sind Teigtaschen, die unterschiedlich gefüllt sein können. Häufig sind Thunfischfüllungen, aber sie können auch Wurst wie die Chorizo enthalten. Dann gibt es Muscheln jeglicher Art, angefangen bei den klitzekleinen Almejas über die Mejillones, bei uns als Miesmuscheln bekannt, bis hin zu den Vieiras, den großen Jakobsmuscheln. Diese sind nicht ganz billig, aber die Preise variieren von Restaurant zu Restaurant, und wenn man nur mal eine Vieira probieren möchte, sollte man sich eine als Tapa bestellen und dabei besser auf ein elegantes Ambiente verzichten. Da sie mit Brot und viel leckerer Soße serviert wird, sättigt sie auch mehr als zunächst angenommen. Aus dem Bereich Tintenfisch werden Chipirones angeboten, zerwürfelt und in seiner eigenen Tinte gekocht, oder sogenannte Chocos oder die kleineren Choquitos. Klar, Gambas gibt es auch, „a la plancha“, d.h. gegrillt, oder „al ajillo“, also mit jeder Menge Knoblauch.
     
    Was mir schon seit Eintritt nach Galicien auffiel, außer vielleicht im Gebirge, sind die „Pulperías“. Das sind Restaurants, die sich auf Tintenfisch spezialisiert haben. Viele Restaurants hier in Santiago haben einen Kühlschrank mit Glasfenster zur Straße hin, sodass man die Zutaten schon von draußen begutachten kann. In keinem fehlt der Krake. Und wer das alles nicht mag, der findet natürlich auch „normales“ Essen in jeder Variation.
    Es ist schwer, sich für ein Restaurant zu entscheiden. Ich behalte zwei oder drei im Hinterkopf für heute Abend und begebe mich erst mal auf die Suche nach dem legendären Casa Manollo , dem Pilgerrestaurant schlechthin. Ich finde es in der Nähe der Markthallen in der Rúa Travesa, an der Ecke der Straße, die zur Plaza Cervantes hochführt. Die Speisekarte verspricht eine reichhaltige Auswahl und der Preis stimmt, was man nicht unbedingt über jedes andere Restaurant sagen kann. Und, welch ein Zugeständnis, das Restaurant öffnet bereits um 20:00 Uhr. Mittlerweile bin ich völlig fertig von der Nachmittagshitze und fahre zurück zum Campingplatz, wo ich mich dem Swimmingpool widme.
     
    Schließlich treibt mich der Hunger wieder in die Stadt. Casa Manollo öffnet zwar um 20:00 Uhr, aber ich erlaube mir eine akademische Viertelstunde, um nicht die Erste zu sein und wie gestern wieder in einem total leeren Restaurant essen zu müssen. Und nun findet der Kellner mit Mühe den letzten, leider etwas wackeligen Stuhl an einem Nottisch mitten in seinem Weg. Aber darauf kommt es hier auch nicht mehr an. Hier herrscht bereits schon das blanke Chaos. Pilger aus aller Welt sitzen dicht gedrängt an mit Speisen überladenen Tischen. Es ist laut, es wird gesungen und gegrölt. Logisch, denn hier feiern alle ihre Ankunft in Santiago.
    Kaum habe ich aus der umfangreichen Speisekarte gewählt, steht mein Essen auch
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