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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung
Autoren: David Baldacci
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sie es auf sieben gebracht. Jetzt schaffte sie es, ihr Kinn dreiundzwanzig Mal über die Stange zu ziehen. Mit einem letzten Schrei voller Endorphin gefüllter Wut stand Mace auf und begann durch den großen Raum zu rennen, einmal, zweimal, zehnmal, zwanzigmal. Und mit jeder Runde beschleunigte sie ihr Tempo, bis ihr Tanktop und ihre Shorts vollkommen durchnässt waren und ihr am Leib klebten. Es fühlte sich sowohl gut als auch beschissen an, denn die Fenster waren noch immer vergittert. Mace konnte nicht von hier weglaufen ... jedenfalls die nächsten drei Tage noch nicht.
    Mace schnappte sich einen alten Basketball, dribbelte damit ein paarmal zwischen ihren Beinen hindurch und sprang dann zum Korb, der eigentlich nur ein Eisenring war, den man provisorisch an ein Brett geschraubt hatte. Sie legte den Ball im Korb ab, ein Dunking, dribbelte dann ein Stück nach links, setzte zu einem Sprungwurf an und versenkte auch diesen Ball. Sie dribbelte weiter durch den Raum, sprang wieder, traf den Korb, und das gelang ihr auch noch ein viertes Mal. Zwanzig Minuten lang versenkte sie Ball um Ball. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf das Spiel und versuchte zu vergessen, wo sie war. Mace stellte sich sogar den Jubel der Menge vor, wenn Mace Perry den Siegtreffer erzielte, so wie sie das auch in ihrem letzten Jahr auf der Highschool bei den Schulmeisterschaften getan hatte.
    Plötzlich knurrte eine tiefe Stimme: »Trainierst du für Olympia, Perry?«
    »Ich trainiere einfach nur«, antwortete Mace, ließ den Ball fallen und drehte sich um. Vor ihr stand eine große, uniformierte Frau mit einem Schlagstock in der Hand. »Aber vielleicht will ich ja auch nur nicht den Verstand verlieren.«
    »Nun, dann trainier noch was, und dann sieh zu, dass du deinen Arsch wieder in die Zelle bewegst. Jetzt gibt’s Futter.«
    »Okay«, erwiderte Mace. »Ich gehe sofort.«
    »Hafterleichterung bedeutet nicht, dass es mit einem Mal gar keine Sicherheitsmaßnahmen mehr gibt. Hast du verstanden?«
    »Jaja«, sagte Mace.
    »Du bist zwar nicht mehr lange hier, aber im Augenblick gehört dein Arsch noch mir . Klar?«
    »Klar!« Mace joggte den Gang hinunter, der zu beiden Seiten von grauen Betonblöcken eingerahmt war, als wären die Insassen nicht schon depressiv genug. Der Gang endete an einer massiven Metalltür mit einem Panzerglasfenster darin. Die Wache auf der anderen Seite der Tür drückte einen Knopf, und die Stahltür öffnete sich mit einem Klicken. Mace ging hindurch. Betonblöcke, Stahlstäbe, massive Türen mit winzigen Fenstern, aus denen wütende Gesichter starrten. Ein Klick zum Reingehen, ein Klick hinaus. Willkommen zur Kerkerhaft für Mace und drei Millionen andere Amerikaner, die den Luxus einer kostenlosen staatlichen Unterkunft von drei Quadratmetern genossen. Alles, was man dafür tun musste, war, das Gesetz zu brechen.
    Als Mace sah, welche Wache sie auf der andren Seite der Tür erwartete, murmelte sie: »Scheiße!«
    Es war ein älterer Mann, Mitte fünfzig vielleicht, mit bleicher, glänzender Haut, einem Bierbauch, kahl, mit knackenden Knien und Raucherlunge. Er hatte offensichtlich den Posten mit einem anderen Wachmann getauscht, der hier gesessen hatte, als Mace zu ihrem Training gegangen war, und Mace wusste auch, warum. Der Kerl hatte ein Auge auf sie geworfen, und jetzt verbrachte sie viel von ihrer Zeit damit, ihm aus dem Weg zu gehen. Ein paarmal hatte er sie dennoch erwischt, und keines dieser Zusammentreffen war sonderlich angenehm verlaufen.
    »Du hast vier Minuten zum Duschen, bevor es zur Futterkrippe und dann wieder in die Zelle geht, Perry!«, schnappte er und stellte sich mit seinem massigen Leib in den schmalen Gang, durch den Mace musste.
    »Das habe ich schon schneller geschafft«, erwiderte Mace und versuchte, an ihm vorbeizuspringen, doch das gelang ihr nicht. Der Kerl riss sie herum und drückte sie mit dem Gesicht an die Wand. Dann schob er seine fetten Latschen unter ihre Sohlen, bis sie nur noch auf den Zehenspitzen stand, und Mace spürte die Hand des Fieslings auf ihrem Hintern. Und der Kerl hatte sich genau die richtige Stelle dafür ausgesucht: im toten Winkel der Überwachungskameras.
    »Zeit für eine kleine Leibesvisitation«, sagte er. »Ihr Mädels versteckt doch alles Mögliche an den unmöglichsten Orten.«
    »Ach ja?«
    »Ich kenne eure Tricks.«
    »Wie Sie gesagt haben ... Ich habe nur vier Minuten.«
    »Ich hasse Weiber wie dich«, keuchte der Kerl Mace ins Ohr.
    Zigaretten
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