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Auf Befehl des Koenigs

Auf Befehl des Koenigs

Titel: Auf Befehl des Koenigs
Autoren: Julie Garwood
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wiederholte sie den Tratsch über die Sünden des Hochland-Kriegers, dessen Besuch in einer Woche erwartet wurde.
    Damit spornte sie – vielleicht sogar mit Absicht – die Zwillinge zu noch schrillerem Gekreisch an. Und dieser Lärm konnte sogar die Geduld eines Heiligen auf eine harte Probe stellen.
    Papa versuchte den Schotten zu verteidigen. Da er ihn nicht persönlich kannte und nur das Allerschlimmste über die schwarze Seele des Mannes gehört hatte, sah er sich gezwungen, vorteilhafte Charaktereigenschaften zu erfinden. Vergeblich. Aye, er verschwendete nur seine Mühe, denn seine Töchter beharrten auf ihrem Standpunkt. Das sollte mich nicht überraschen, dachte er und rülpste. Seine Engel nahmen niemals ernst, was er sagte.
    Wenn sie sich so aufregten, schaffte er es einfach nicht, sie zu beruhigen. Bis jetzt hatte ihn das nicht sonderlich gestört. Doch nun erschien es ihm sehr wichtig, die Oberhand zu gewinnen. Er wollte nicht wie ein Narr vor seinen ungeladenen Gästen dastehen, mochten sie nun Schotten sein oder nicht. Und man würde ihn gewiss als Narren bezeichnen, wenn die Mädchen seine Anweisungen auch weiterhin missachteten.
     
    Nach seinem dritten Schluck Ale beschloss er, andere Saiten aufzuziehen, und schlug mit der Faust auf den Tisch, um die allgemeine Aufmerksamkeit zu erringen. Und dann verkündete er, das ganze Gerede über die Mordtat des Schotten sei purer Unsinn. Als diese Behauptung auf taube Ohren stieß, wuchs sein Zorn. Also gut, wenn die Gerüchte zutrafen, hatte es Kincaids Frau vielleicht verdient, umgebracht zu werden. Vielleicht hatte er sie anfangs nur verprügeln wollen, und dann war die Situation außer Kontrolle geraten. Diese Erklärung fand der Baron einleuchtend. Seine Ausführungen sicherten ihm endlich das Interesse der Mädchen, aber ihre ungläubigen Mienen enttäuschten seine Hoffnungen. Entsetzt starrten ihn seine geliebten Engel an, als sähen sie eine riesige Rotzglocke aus seiner Nase hängen. Und plötzlich merkte er, dass sie an seinem Verstand zweifelten. Da riss ihm endgültig die Geduld, und er brüllte, die arme Frau habe ihren Herrn vermutlich zu oft herausgefordert, und seine respektlosen Töchter sollten sich gefälligst in Acht nehmen, wenn sie mal verheiratet sein würden.
    Er hatte ihnen nur Ehrfurcht vor dem Allmächtigen, ihrem Vater und den künftigen Ehemännern einflößen wollen, musste aber erkennen, dass er kläglich versagt hatte. Die Zwillinge begannen wieder zu schreien, und davon bekam er grässliche Kopfschmerzen. Um sich vor dem gellenden Gekreisch zu schützen, hielt er seine Ohren zu. Dann schloss er die Augen, um Marys durchdringendem Blick zu entrinnen. Immer tiefer sank er in seinem Stuhl hinab, bis seine knorrigen Knie den Boden berührten. Er senkte den Kopf, und aller Mut verließ ihn. Verzweifelt wandte er sich zu seinem treuen Diener Herman und befahl ihm, seine jüngste Tochter zu holen.
    Der Auftrag schien den grauhaarigen Mann maßlos zu erleichtern. Er nickte mehrmals, ehe er aus der Halle schlurfte. Der Baron hätte schwören können, er habe den Diener murmeln hören, es sei höchste Zeit für diesen Entschluss.
    Knapp zehn Minuten verstrichen, ehe das Kind, das nach Baron Jamison benannt worden war, am Schauplatz des Durcheinanders erschien. Vernichtend starrte er Herman an, um ihn wissen zu lassen, er habe die geflüsterte Kritik wohl vernommen, dann wandte er sich aufatmend seiner jüngsten Tochter zu. Nun würde Jamie das Heft in die Hand nehmen.
    Jetzt lächelte er sogar, und er gestand sich ein, dass es unmöglich war, angesichts seiner Jamie mürrisch dreinzuschauen. Bei ihrem erfreulichen, bezaubernden Anblick konnte ein Mann alle seine Sorgen vergessen. Jamie hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt, das rabenschwarze Haar, die violetten Augen, die ihren Papa stets an den Frühling erinnerten. Und ihre Haut war so makellos und rein wie ihr Herz.
    Der Baron behauptete zwar, alle seine Töchter gleichermaßen zu lieben, aber insgeheim bevorzugte er Jamie, seinen ganzen Stolz. Das fand er selbst erstaunlich, da sie nicht sein eigenes Fleisch und Blut war. Ihre Mutter, seine zweite Frau, hatte ihn in hochschwangerem Zustand geheiratet. Jamies Vater war einen knappen Monat nach der Hochzeitsnacht auf dem Schlachtfeld gefallen. Baron Jamison hatte das Kind als sein eigenes angenommen und allen Leuten verboten, es seine Stieftochter zu nennen. Seit er die Kleine zum ersten Mal im Arm gehalten hatte, betrachtete er
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