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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
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obwohl ich ihn nicht danach fragte.
    Er schien ein komisches Durcheinander mit seinen Weibern zu haben, denn einmal sagte er, daß er seine Frau liebte und die Freundin nur hätte, um ein wenig Abwechslung im Bett zu haben. Und dann sagte er wieder, daß er seine Freundin liebe und seine Frau nur hatte, damit er wieder einmal etwas Abwechslung im Bett hatte. Ich selber blickte da nicht mehr durch.
    Eine halbe Stunde später klingelte es, und der »Caporal« ging die Türe öffnen. Kurz darauf kam er mit einer aufgedonnerten Biene in das Zimmer und stellte mir seine Freundin vor. Das Weib war mir sofort unsympathisch, denn als ich ihr die Hand hinstreckte, um sie zu begrüßen, drehte sie sich um und schaute dumm in die Luft. So etwas Eingebildetes kann ich sowieso nicht ausstehen, und so sprach ich mit ihr auch kein einziges Wort. Dann servierte der »Caporal« das Essen sowie eine Flasche Rotwein, die er irgendwo hergezaubert haben mußte, denn es war nicht gerade ein billiger Wein. Während dem Essen wurde fast kein Wort gewechselt, außer, daß der
    »Caporal« ab und zu seine Bettschwester fragte, ob es ihr schmecke.
    Diese aufgedonnerte Ziege, dachte ich dann immer, denn sie tat, als wenn sie die Königin von weiß Gott was wäre. Dabei war sie nur die Wärmflasche für den »Caporal«.
    Als wir fertig waren, stand sie auf und ging in die Küche. Der
    »Caporal« folgte ihr, und ich hörte die beiden sprechen. Aber ich verstand kein Wort, da sie sich ziemlich leise unterhielten.
    Später kam der »Caporal« wieder zurück, aber diesmal ohne diese dämliche Ziege. Er sagte mir gleich, daß sie nach Hause gegangen sei. Während ich den Tisch abräumte, telefonierte er mit seiner Frau, der er eine Story reindrückte, als wenn er für die Lügerei Geld bekommen würde.
    Als er fertig war mit telefonieren und ich mit dem Tischabräumen, setzten wir uns vor den Fernseher, der auch im Zimmer stand. Dort unterhielt ich mich mit dem »Caporal«, und wir soffen ein Bier nach dem anderen. Ich verstand mich auf einmal ganz gut mit ihm, denn er war an und für sich kein so übler Kerl, wie ich anfangs gedacht hatte. Gegen zwei Uhr nachts war ich ziemlich angeheitert und der »Caporal« schon besoffen, denn er war schon den ganzen Tag wie ein Loch am Saufen. Er schien langsam seinen Moralischen zu kriegen und fing an, mir über seine Probleme zu berichten. Er hatte alle möglichen Probleme, nur keine, die wirklich ernst waren, die er selber aber sehr schlimm nahm und bald ein Drama daraus machte.
    Erst spielte er mir den knallharten Kerl vor, und dann saß er da und heulte mir die Ohren voll, weil er zuviel getrunken hatte. Ich hörte mir sein Gelaber an und goß mir ein Bier nach dem anderen in die Kehle. Gegen vier Uhr morgens hatte ich einen Rausch im Gesicht, und mir war alles scheißegal. Wir gingen dann zu Bett, damit wir wenigstens noch ein bis zwei Stunden Schlaf bekamen, da wir spätestens um sieben Uhr wieder auf den Beinen sein mußten. In einem Nebenraum waren ein paar Betten aufgestellt, in denen die, die sich neu gemeldet hatten, schlafen konnten. Der »Caporal« schlief in einem anderen Zimmer, und so war ich alleine. Ich warf mich in das erste Bett, das dort stand und schlief sofort ein, denn meine Lider waren schwer wie Blei. Ich sollte am nächsten Morgen nach Straßbourg gebracht werden, da dort eine Art Hauptquartier sein mußte.
    Gegen sechs Uhr morgens weckte mich der »Caporal« schon.
    Ich fühlte mich wie gerädert und hatte einen Kater, der schon ziemlich ausgewachsen war, denn ich brachte meinen Arsch kaum aus dem Bett. Der »Caporal« war sehr freundlich, was mich sehr wunderte, denn er war doch auch besoffen. Wie man nach solch einem Rausch, wie er ihn hatte, schon so früh auf den Beinen sein konnte, ging mir einfach nicht in den Schädel.
    Ich war noch so gut wie besoffen, als ich aufstand. Meine Knie waren wackelig, und hundeübel war es mir ebenfalls.
    Ich ging an das Waschbecken und wusch mich schnell, denn der »Caporal« rief, daß ich zum Kaffeetrinken kommen solle.
    Als ich in das Zimmer kam, in dem wir am Abend so gesoffen hatten, stand schon eine Kanne dampfender Kaffee auf dem Tisch. Daneben stand ein Glas, in dem ein undefinierbares Getränk war. Der »Caporal« saß am Tisch und winkte mir fröhlich zu. Er mußte ein richtiger Quartalssäufer sein, dachte ich mir. Ich setzte mich an den Tisch und schenkte mir eine Tasse Kaffee ein. Bevor ich aber den Kaffee ansetzen konnte, schob mir
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