Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
eine Körpervisite. Dann öffnete er die Tasche und fing an, meine Kleider auf den Tisch zu legen. Dabei schaute er jedes Stück genau an und filzte es durch. Der glaubte anscheinend, daß ich wirklich so ein Ding in der Tasche hätte, sonst hätte er sich nämlich nicht soviel Mühe gemacht. Oder er war scharf auf die Waffen anderer Leute. Als er fertig war, schaute er mich ganz enttäuscht an und sagte:
    »Okay! Du bist sauber.«
    »Habe ich doch gesagt!«
    »Ich bin schon zu lange dabei, um alles zu glauben, was man mir sagt, denn ich habe schon einige Sachen erlebt. Das kann ich dir sagen!«
    »Das ist aber immer noch kein Grund, jedem zu mißtrauen.«
    »Wenn man nicht jedem mißtraut, dann hat man nicht lange zu leben. Du hast nur ein Leben, und wenn dir einer die Kerze ausbläst, dann ist es vorbei.«
    »Naja, so kann man es auch sehen!«
    »Hast du dich schon einmal bei der Legion gemeldet?«
    »Nein.«
    »Okay, dann setz dich dort hin, denn ich muß schnell telefonieren, und wenn ich fertig bin, dann machen wir uns etwas zu essen. Hast du schon etwas gegessen?«
    »Nein, ich hab noch nichts gefuttert.«
    »Also wart, ich komm gleich wieder.«
    Er nahm meine Papiere vom Tisch und verschwand aus dem Zimmer. Ich holte mir eine Zigarette aus der Tasche und steckte sie mir an. Mir war ganz flau in der Magengegend.
    Nach einem tiefen Lungenzug fing ich gleich an, mich besser zu fühlen. So ganz geheuer war mir der Soldat und das ganze Drum und Dran nicht. Irgendwie hatte ich Angst vor der Zukunft.
    Man kann dieses Gefühl gar nicht richtig beschreiben, da man sich dessen nicht so richtig bewußt ist, aber dennoch ist es da. Wenn ich doch nur gewußt hätte, was ich zu erwarten hatte, denn die Ungewißheit macht einem auch ein bißchen fertig.
    Mit ausgestreckten Füßen und brennender Zigarette saß ich da, als der Soldat wieder zurückkam.
     
    »Also Maxe, du bist sauber.«
    »Was soll das heißen?«
    »Daß du dich noch nie beworben hast. Deshalb habe ich in Straßbourg angerufen und nachgefragt.«
    »Was wäre gewesen, wenn ich mich schon mal beworben hätte?«
    »Dann hätte ich dich sofort rausgeschmissen.«
    »Warum denn das?«
    »Ist ganz einfach. Wenn du dich schon einmal gemeldet hättest, wärst du bei uns eingetragen. Solltest du vor dem Abschluß des Vertrages den Schwanz eingekniffen haben und wärst abgehauen, dann wirst du nie wieder bei der Legion aufgenommen. Du könntest auch ein Deserteur sein, dann müßte ich dich sofort verhaften. Das ist alles nur wegen der Sicherheit.«
    Ich hatte zwar nur Bahnhof mit Bratkartoffeln verstanden, aber das war egal.
    »Hast du Dreck am Stecken, daß du zur Legion willst?«
    »Nur ein bißchen. Kaum der Rede wert.«
    »Oder hast du einen umgelegt?«
    »Nein, das habe ich jedenfalls nicht.«
    »Dann ist alles in Ordnung. Wenn du einen niedergemacht hättest, dann müßte ich dich auch rausschmeißen. Aber alles andere ist unwichtig.«
    »Also, da kannste ganz beruhigt sein, denn umgelegt habe ich niemanden.«
    »Dann ist alles im Butter und wir können uns etwas zu essen machen.«
    Der Soldat fing in der Küche an zu kochen. So wie er gesagt hatte, machte er Gulasch aus der Dose und Nudeln dazu. Ab und zu hörte ich ihn fluchen, aber ich bot ihm nicht meine Hilfe an. Meiner Meinung nach hatte er eine große Schnauze, und so sollte er auch seinen Scheißdreck selber machen. Es roch sehr gut aus der Küche, und ich freute mich auf ein anständiges Essen, auch wenn es nur aus der Büchse war. Ich deckte den Tisch, so wie es mir der Soldat befohlen hatte.
    Komischerweise mußte ich für drei Personen decken, obwohl wir nur zwei waren. Ihn danach fragen wollte ich nicht, da er sonst vielleicht gedacht hätte, ich sei neugierig, was ich auch war. Aber ich würde noch früh genug erfahren, wer die dritte Person war, dachte ich mir.
    Das Essen brodelte gemütlich vor sich hin, wie man hören konnte, und der Soldat setzte sich zu mir an den Tisch. Er hatte zwei Biere in der Hand, wovon er mir eines anbot.
    Dann sagte er mir, daß ich ihn »Caporal« nennen sollte, und daß die dritte Person eine Frau sei, die noch mit uns essen würde. Ich konnte nicht so recht glauben, daß eine Frau mit uns essen würde, denn ich fragte mich, was eine Frau in diesem Laden wollte. Er erklärte mir, daß diese Frau seine Freundin sei, und daß er später noch seine Gattin anrufen müßte, da er über Nacht nicht nach Hause ginge. Es wunderte mich, daß er mir soviel von sich erzählte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher