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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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damit sie in einer schwierigen Zeit bei ihrem Vater wohnte – hatte sie knapp viertausend Dollar gespart. Aber bei 109  Dollar pro Nacht, plus Essen, plus lächerliche neununddreißig Dollar pro Tag, die sie für eine Klapperkiste von Mietwagen berappen musste, würde sie das Geld ziemlich schnell verbrennen.
    Kurz und gut: Sie durfte keine Zeit verschwenden.
    Nur hatte sie vor lauter Eifer, die Zulassung für ihre Semesterarbeit zu bekommen, in einer Notlüge Zuflucht gesucht. Na ja, vielleicht mehr als nur einer Notlüge. Sie hatte Carbone und dem Fakultätsausschuss mitgeteilt, sie habe die Genehmigung, die menschlichen Überreste zu untersuchen: absolut freien Zugang. Tatsächlich waren ihre zahlreichen E-Mails an den Leiter der Polizei in Roaring Fork, der, wie sie festgestellt hatte, befugt war, ihr die Zugangsgenehmigung zu erteilen, unbeantwortet geblieben, und auf ihre Anrufe hatte auch niemand reagiert. Nicht, dass jemand unhöflich gewesen wäre – es war nur eine Art freundliche Nichtbeachtung.
    Indem sie am Vortag in die Polizeiwache hineinspaziert war, hatte sie endlich einen Termin mit Polizeichef Stanley Morris ergattert. Jetzt betrat sie das Gebäude und ging auf den Empfangstresen zu. Zu ihrer Überraschung war er besetzt, aber nicht von einem stämmigen Cop, sondern von einer jungen Frau, die anscheinend noch jünger war als sie selbst. Sie war ziemlich hübsch, hatte einen sahnigen Teint, dunkle Augen und schulterlange blonde Haare.
    Corrie schritt auf sie zu; die junge Frau lächelte.
    »Sind Sie, äh, Polizistin?«
    Die junge Frau lachte und schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    »Was dann – die Empfangsdame?«
    Noch einmal schüttelte sie den Kopf. »Ich mache in den Winterferien hier in der Wache ein Praktikum. Heute ist zufällig der Tag, an dem ich am Empfang Dienst tue.« Sie hielt inne. »Ich möchte später bei der Polizei arbeiten.«
    »Dann sind wir schon zwei. Ich studiere am John Jay.«
    Die junge Frau machte große Agen. »Echt?«
    Corrie streckte ihr die Hand entgegen. »Corrie Swanson.«
    Die andere schüttelte sie. »Jenny Baker.«
    »Ich habe einen Termin bei Polizeichef Morris.«
    »Ach ja.« Jenny konsultierte ihren Terminkalender. »Er erwartet Sie schon. Gehen Sie einfach rein.«
    »Danke.« Das war ein guter Anfang. Corrie bemühte sich, ihrer Nervosität Herr zu werden und nicht daran zu denken, was geschehen würde, falls der Chief ihr den Zugang zu den sterblichen Überresten verweigerte. Ihre Semesterarbeit hing davon ab, mindestens. Außerdem hatte sie bereits ein Vermögen ausgegeben, um hierherzukommen, nicht erstattungsfähiges Flugticket und alles.
    Die Tür zum Büro des Polizeichefs stand offen, und als Corrie eintrat, erhob der Mann sich von seinem Schreibtisch, trat darum herum und streckte ihr seine Hand entgegen. Sie wunderte sich über sein Aussehen: ein kleiner, rundlicher, fröhlich wirkender Mann mit strahlendem Gesicht, Glatze und knittriger Uniform. Mit dem Sammelsurium alter, bequemer Ledermöbel und einem Schreibtisch, der auf angenehme Art ein wenig unordentlich mit Papieren, Büchern und Fotos der Familie übersät war, entsprach das Büro vollkommen Corries Vorstellung von Ungezwungenheit.
    Der Polizeichef ging mit ihr hinüber zu einer kleinen Sitzecke, wohin eine ältere Sekretärin ein Tablett mit Pappkaffeebechern, Zucker und Sahne brachte. Corrie, die zwei Tage zuvor eingetroffen war und noch ein bisschen unter Jetlag litt, bediente sich und verzichtete auf die üblichen vier Teelöffel Zucker – nur um festzustellen, dass Chief Morris nicht weniger als fünf Löffel in seinen Becher häufte.
    »Also«, sagte Morris und lehnte sich zurück, »das klingt ja so, als hätten Sie hier ein höchst interessantes Projekt laufen.«
    »Vielen Dank«, sagte Corrie. »Und danke auch, dass Sie mich so kurzfristig empfangen.«
    »Die Vergangenheit von Roaring Fork hat mich schon immer fasziniert. Die Grizzly-Morde sind Teil der örtlichen Folklore, zumindest für diejenigen, die die Geschichte kennen. Heute trifft das aber nur noch auf wenige von uns zu.«
    »Dieses Forschungsprojekt bietet eine fast einzigartige Gelegenheit«, sagte Corrie und legte mit ihren sorgfältig memorierten Gesprächspunkten los. »Es bietet eine echte Chance, die forensische Kriminologie voranzubringen.« In enthusiastischem Tonfall redete sie weiter, während Chief Morris, das Kinn nachdenklich auf eine seiner weichen Hände gestützt, aufmerksam zuhörte. Corrie

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