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Atlantis

Titel: Atlantis
Autoren: Hans Dominik
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den Fluten gestiegen war.
    In langsamer Fahrt, immer wieder lotend, umsteuerte das Schiff das neue Land. Tausend Quadratkilometer waren, wo vordem hundert Quadratkilometer aus der See ragten. Sie kamen nach Wibehafen zurück und berichteten, was sie gesehen hauen. Und dann begannen Radiosender und Telegraf zu spielen und meldeten der Welt, was geschehen war.
    *
    Überraschend war das Bild, das sich den Augen Walter Uhlenkorts bot, als er in das Riesenrund des Zirkus trat. So überraschend, daß er stehen blieb, ohne den harrenden Logenschließer zu beachten.
    Wohl war es in der Sache das gleiche, was er schon in so manchem anderen großen Zirkus der Welt gesehen hatte. In den Logen die beste Gesellschaft, stark durchsetzt mit Offizieren in glänzender Uniform. Im ersten Rang das bessere Bürgerpublikum, in den weiteren Reihen nach oben hin abstufend Mittelstand und schließlich die Galerie zum Brechen überladen…
    Wären nur nicht die schwarzen Gesichter des Publikums gewesen. Eine vieltausendköpfige schwarze Menge, in der die wenigen Weißen fast völlig verschwanden. Gewiß… er konnte hier in Timbuktu, der Haupt- und Residenzstadt des schwarzen Kaisers Augustus Salvator von Zentralafrika, kaum ein anderes Publikum erwarten. Immerhin blieb ein Eindruck, der für sein Europäerauge ans Groteske grenzte. Diese Hypereleganz der nach neuestem amerikanischen Schnitt gekleideten Logenbesucher… die gold- und silberstrotzenden Uniformen der Offiziere… die kostbaren Abendtoiletten der ebenholzfarbenen Damen in den Logen… und dann mit zunehmender Sitzhöhe abnehmende Bekleidung, die schließlich an der Galerie beim Lendenschurz endete… das alles gab ein Bild, das gleichzeitig verblüffend und erheiternd auf ihn wirkte. Minuten verstrichen, bevor er sein Auge von dieser Szenerie lösen konnte.
    Die plötzlich einsetzende Lichtflut des Pressedienstes gab seinen Augen eine andere Richtung. An der Decke über der mächtigen Arena erschienen in feurigen Buchstaben die neuesten Nachrichten aus aller Welt. Automatisch las er die leuchtenden Texte.
    *
    »Spitzbergen, den 18. März. Jubiläum des zwanzigjährigen Bestandes der Vereinigten Arktischen Kohlengruben. Seit der Eröffnung verzehnfachte Ausbeute. Förderung in der ersten Hälfte des März zum ersten Mal fünfundzwanzig Millionen Tonnen…«
    »London, den 18. März, 6 Uhr abends. Aus Anlaß der von Amerika beabsichtigten Großsprengung einer neuen Kanalroute in Panama ist es in mehreren schottischen Städten zu Demonstrationen gekommen…«
    »Tschadsee, den 18. März, abends 6 Uhr 20. Die Arbeiten am Kaiser-Augustus-Schacht sind in den letzten Tagen so gefördert worden, daß man am 20. März die bisher nie erreichte Tiefe von 6.000 Meter anfahren wird.«
    *
    Nachdrängendes Publikum nötigte Walter Uhlenkort, seine Blicke wieder dem Boden zuzuwenden. Er schritt den Rundgang weiter entlang zu seiner Loge. Ein Schließer überreichte ihm Theaterglas und Programm. Zwischen zwei schwarzen Gentlemen hindurch, welche die beiden hinteren Plätze der Loge einnahmen, trat er zu dem freien Platz vorn rechts, grüßte mit leichtem Kopfnicken den weißen Nachbarn zur Linken und vertiefte sich mit Interesse in das Programm…
    *
    »Grand Circus Webster Brothers
     
    Timbuktu, den 18. März
     
    Große Gala- und Eröffnungsvorstellung
    Auftreten sämtlicher Künstler und Spezialitäten
     
    Die berühmtesten Artisten der Welt! Erstklassiges Pferdematerial.
    Großartige Raubtierdressuren in nie gesehener Vollendung…«
    *
    Uhlenkorts Blick zuckte über die einzelnen Nummern des Programms und blieb bei der vierten haften: »Miss Arabella Simson, die beste Schulreiterin der Welt, auf ihrem englischen Vollbluthengst Cohinor…« Er ließ das Blatt sinken und starrte sinnend in die leere Manege. Die rauschenden Klänge der eben einsetzenden Zirkusmusik rissen ihn aus seinem Nachdenken. Noch einmal wanderten seine Augen über das exotische Publikum des Zuschauerraums. Dann betrachtete er seinen Nachbarn zur Linken. Ein hageres, bartloses Gesicht, tief gebräunt von der afrikanischen Sonne.
    Walter Uhlenkort schaute auf seine Uhr und warf einen Blick auf die leere Hofloge.
    »Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige… aber hierzulande sind sie noch nicht soweit«, klang es leise in englischer Sprache aus dem Mund seines Nachbarn. »Es scheint so«, gab Uhlenkort mit leisem Lächeln zurück.
    »Wird aber wohl nicht mehr lange dauern, taxiere ich, die Diplomatenlogen
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