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Atlantis

Titel: Atlantis
Autoren: Hans Dominik
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stünde einer hinter ihnen, der ihnen glückliches Leben, glückliches Gedeihen ihres Geschlechts wünschte, prophezeite. Ein Schauer durchrieselte sie. Die fremde Stimme, gleichzeitig hatte ihr Ohr sie vernommen, dieselben Worte. Die Worte, die einer dort drüben im alten Kloster zu dem hundertjährigen Greis sprach, der an seiner Seite saß, ihm, dessen Hände zu schwach, das Bild des Festes vors Auge zauberte.
    Der sah den Freund, die Geliebte mit ihm vereint, beide im höchsten Glück. Glück! Er hatte es nie gekannt, menschliches Glück… Diener des Schicksals von Geburt an bis jetzt, da die Seele im Begriff stand, die sterbliche Hülle zu verlassen, dorthin zu wandern, wo ewige Ruhe war.
    Die bleichen, schmalen Hände legten sich über der Brust zusammen. Die drei Ringe am Finger… verschwunden, genommen das Symbol der Macht, jetzt, da das Werk getan.
    Weiter ging das frohe Hochzeitsfest in Hamburg. Das Fest der beiden alten Handelshäuser, das Fest gleichzeitig des wiedererstehenden Hamburg.
    Ein neues Jahrtausend seiner Geschichte, neuer Blüte. Die letzte Völkerwanderung, die seine Mauern gesehen, war kaum verebbt. Eine neue angebrochen.
    Atlantis hieß das Ziel derer, denen der heimische Boden zu eng, zu fremd geworden war.
    Atlantis! Der Schrei ging durch die ganze Welt. Neues Land! Neues Leben! Hin zu ihm! Kaum konnten die Schiffe die Massen fassen, die herandrängten zu dem Land, das der Menschheit neu geboren. Neuland für Millionen. Neue Stätten für die Menschheit!
    Wer als erster kam, war ihr Besitzer. Herrenloses Land, das da lag, keiner Weltmacht untertänig. Frei… Beute der ersten, die da kamen, die Hand darauf legten, die Flagge hißten.
    Die Parlamente der Welt… noch schüttelten sie die weisen Köpfe beratend. Der Hamburger Kaufmann faßte die Gelegenheit beim Schopf. Das Haus Uhlenkort. Mit einem Sprung in der Organisation Europas für die flutenden Massen. Die Organisation… in der Hand der Staaten ein schwerfälliges Ding… in seiner Hand ein Werkzeug höchster Leistung.
    Noch ehe die Welt sich besonnen, waren sie da, die Wikingerschiffe aus dem Norden, sprang die Mannschaft an den Strand des neuen Landes, ergriff Besitz davon. Kein Boden mehr für andere, wo Warägerfuß getreten.
    Die Schiffe des Kaisers Augustus Salvator kamen zu spät. Der sechste Erdteil war in weißer Hand, fest in weißer Hand. Neu-Hamburg nannte man die Stätte, wo das Schiff Klaus Tredrups landete, das alte Atlantia unter seinen Füßen. Er war vom hohen Bord des Schiffes an Land gesprungen, hatte, sich nieder neigend, die Hand aufs neue Land gelegt. »Neu-Hamburg sollst du heißen! Eine Stätte für alle, die in der Alten Welt vergeblich neuen Boden suchen.«
    Aus den Quadern der Paläste, die die wogenden Fluten aus dem Schlick spülten, errichtete er sein Haus. Der alte Hafen des versunkenen Königssitzes war wiedererstanden zu seinen Füßen. Schiffe, von allen Teilen der Welt kommend, legten an. Neues Land, neues Leben!
    Wann würde sie kommen, die er erweckt hatte zu neuem Leben, jetzt frei von der Hand des Feindes… Juanita, die Neugeborene? Frei von der Kette, vergessen die dunkle Zeit? Ein freier Mensch an seiner Seite?
    Juanita war in Hamburg, stand an der Wiege des jüngsten Uhlenkort. Ihr Blick ging über den schiffberstenden Hafen, ihr Blick ging zu dem neuen Land.
    Die Kette war von ihr abgefallen. Ein neuer Mensch, den es drängte zu neuem Leben, zu neuer Liebe… zu ihm. Vom alten Land zum neuen Atlantis!
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