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Atlantis

Titel: Atlantis
Autoren: Hans Dominik
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beginnen sich zu füllen. Da drüben links… der Botschafter des Europäischen Staatenbundes… da tritt er eben ein… Seine Exzellenz Dührsen, wenn Sie’s interessiert… oder kommen Sie nicht aus dem alten Europa?«
    »Richtig geraten…«
    Jäh brach die Musik ab, und ebenso jäh verstummte das lebhafte, schwatzende Publikum. Alle Blicke richteten sich auf die Hofloge, in die soeben der Oberhofmarschall getreten war.
    Dreimaliges Aufstoßen seines Stabes. Aufpeitschende Rhythmen der afrikanischen Nationalhymne…
    Mit einem Ruck erhob sich das Publikum und stimmten die Melodie ein.
    Die Türen im Hintergrund der Hofloge flogen auf. Inmitten eines glänzenden militärischen Gefolges trat der Kaiser in die Loge. Schritt nach vorn, blieb an der Brüstung stehen und dankte mit leichtem Kopfneigen für die Ovationen des Publikums. Erst als die Nationalhymne verklungen war, ließ er sich nieder, und das Publikum folgte seinem Beispiel.
    »Sankt Pauli is gor nix dagegen«, brummelte Uhlenkorts Nachbar beim Niedersetzen vor sich hin. Diese Worte, die in unverfälschtem Hamburger Dialekt sein Ohr trafen, ließen Uhlenkort den Kopf wenden.
    »Auch von Hamburg?«
    »…auch?«
    Der drehte sich nun voll um und sah Uhlenkort prüfend an. »…auch Hamburg… freut mich riesig. Waterkant hatte ich ungefähr taxiert. Trifft man sich nicht am Jungfernstieg, dann sieht man sich in Timbuktu.«
    Mit freudig blitzenden Augen reichte er Uhlenkort die Rechte, und vergnügt lachend schlug der ein.
    »Das nenne ich Glück. Kommt Klaus Tredrup mit drei Tagen Urlaub von dem Höllenschacht am Tschadsee und trifft gleich am ersten Tag einen Landsmann.«
    »Meine Freude ist nicht minder groß, einen Hamburger zu treffen, der hier Bescheid zu wissen scheint.«
    »So etwas, Herr Nachbar…«
    »Uhlenkort.«
    »Uhlenkort? Jacob Jeremias Uhlenkort & Söhne? Ah…!«
    *
    Lebhafter Beifall unterbrach ihr Gespräch. Sie sahen noch eben eine blonde Panneaureiterin in den Sand springen und mit lächelndem Gesicht und Kußhänden für den Beifall danken.
    »Schweinerei, verdammte! Man möchte am liebsten dem ganzen Dreck den Rücken kehren. Müssen die armen Luder hier ihr weißes Fleisch zur Schau stellen… und dann noch mit Kußhänden dafür danken, daß sie Gefallen gefunden haben in den Augen der…«
    »Pst! Nicht so laut, Landsmann«, unterbrach ihn Uhlenkort.
    Unwillkürlich zuckte Klaus Tredrup zusammen. »Verdammt! Sie haben Recht! Die deutsche Sprache ist hier nicht so unbekannt, wie mancher denkt – und Spione gibt es mehr als genug.«
    Ein paar Clowns kugelten in die Arena und entfesselten ein Freudengewieher der schwarzen Zuschauer.
    »Noch ein Wort, Herr Uhlenkort. Bleiben Sie noch etwas in Timbuktu?«
    Uhlenkort nickte.
    »Heute Abend frei?«
    Abermals ein zustimmendes Nicken.
    »Ausgezeichnet! Verschieben wir unser Palaver bis nach Schluß der Vorstellung.«
    »Meinetwegen schon nach der ersten Pause.«
    »Recht so! Ich schlage vor beim Obermoser. Da gibt’s ein Pschorr, gut gekühlt und frisch vom Fass.«
    Die vierte Nummer des Programms war jetzt an der Reihe. Die Schulreiterin Miss Arabella Simson auf einem wundervollen Vollblut, das ein Stallmeister am Zügel in die Manege führte.
    Klaus Tredrup schien von der Reitkunst dieser Dame nicht über die Maßen begeistert zu sein. Mit einer Bemerkung auf den Lippen wandte er sich an seinen Nachbarn und sah, daß dieser seine Brieftasche auf den Knien entfaltet hatte, daß seine Augen zwischen einer kleinen Fotografie und der Schulreiterin hin- und hergingen. Er unterdrückte, was er sagen wollte, und wartete.
    Mit jähem Ruck schob Uhlenkort das Bild in die Brieftasche zurück.
    »All right, mir soll es recht sein!«
    *
    Gerade als die beiden Hamburger sich von ihren Plätzen erhoben, trat ein anderes weißes Paar in eine schräg gegenüberliegende Loge ein. Ein Herr und eine Dame, beide in großer Abendtoilette.
    Der Herr, Ende der Dreißiger, eine hoch gewachsene Gestalt, groß und mager, mit einem schmalen, langen Gesicht. Die dünnen, rotblonden Augenbrauen wölbten sich über hellgrauen Augen. Ein nervöses Blinzeln ließ die Augen sich häufig schließen. Um die schmalen, dünnen Lippen lag ein leises Lächeln.
    An den Börsen von New York und Chikago kannte man dieses stete Lächeln, und man fürchtete es. Auch Klaus Tredrup wäre nicht so seelenruhig, wie er es jetzt tat, aus dem Zirkus geschritten, wenn er diese Züge noch erkannt, seinen alten Widersacher und Rivalen Guy
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