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Atemlos

Titel: Atemlos
Autoren: Bagley Desmond
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gemeinsam. Aber wir haben nicht einmal abgestimmt.«
    »Allerdings nicht«, sagte Charlie scharf. »Du hättest ihn ja leicht überstimmen können. Du hast einundfünfzig Prozent. Aber ich habe nur vierundzwanzig gegenüber seinen fünfundzwanzig Prozent.«
    Ich seufzte. »Okay, Charlie. Mein Fehler. Aber letzte Nacht, im Bett, da ist mir die Muffe gegangen. Was ich gestern verpaßt habe, das hat mir einen verdammten Schock versetzt. Vor allem die Vorstellung, wie ich jetzt vor mir selber dastehe. Ich habe doch diesen Laden nicht auf die Beine gestellt, um mir von jedem dahergelaufenen Milliardär auf der Nase herumtanzen zu lassen. Und deshalb sage ich dir: Wir müssen uns von Brinton trennen, wenn es nur irgendwie möglich ist. Und deshalb mußt du dich jetzt nach alternativen Finanzquellen umsehen. Wir sind jetzt groß genug. Wir müßten überall kriegen können, was wir brauchen.«
    »Da ist was dran«, meinte Charlie. »Aber ich glaube trotzdem, daß du grundlos Amok läufst, Max.« Er zuckte die Achseln. »Aber ich schau mich nach Fremdgeld um. Damit du nicht ganz durchdrehst.« Jetzt sah er die Zeitungsausschnitte auf meinem Schreibtisch. »Was ist das da?«
    »Ein Artikel über den Vater von Paul Billson. Du weißt schon – der verschwundene Buchhalter von der ›Franklin-Technik‹.«
    »Und wie steht die Sache?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Zuerst dachte ich, Paul Billson hat einfach nur eine Macke. Aber allmählich kriege ich doch das Gefühl, daß da was faul ist.«
    »Na ja, darüber brauchst du dir ja nun keine grauen Haare mehr wachsen lassen. Franklin gehört ja zur Wensley-Gruppe.«
    Jetzt riß es mich doch fast vom Stuhl. »Ach, so ist das …!« Das war mir irgendwie nicht aufgefallen.
    »An deiner Stelle würde ich das nun alles dem ehrenwerten Sir Andrew McGovern mit einem hübschen Bändchen drumherum auf den Tisch legen, aufrichtige Segenswünsche inklusive.«
    Ich dachte eine Weile darüber nach, dann schüttelte ich den Kopf. »Nein, Billson ist während unserer Vertragszeit in der Versenkung verschwunden – und bis Monatsende haben wir noch ein paar Tage.«
    »Ein Fall von überentwickelter Berufsethik«, fand Charlie.
    »Meine Suppe. Selber eingebrockt, wird auch selber ausgelöffelt. Dieser Sache gehe ich persönlich nach. Jack Ellis soll mich solange vertreten. Wird ja auch Zeit, daß er mehr Verantwortung bekommt.«
    Charlie nickte zustimmend. »Meinst du wirklich, daß hinter Billsons Verschwinden mehr steckt – ich meine, in bezug auf Sicherheitsprobleme bei der Franklin …?«
    Ich lachte nur. »Wahrscheinlich ist er mit einer fremden Frau durchgebrannt. Wär mir gar nicht unrecht, wenn's McGoverns Frau war …!«

5. Kapitel
    Ich ging die Fleet Street runter und suchte nach Michael English. Das war der Journalist, der den Report über Peter Billson verbrochen hatte. Die Redaktion hatte gemeint, er säße wahrscheinlich im Presseklub. Im Presseklub hieß es, ich sollte es mal im El Vino versuchen. In einem Pub in der Nähe vom Strand fand ich ihn dann.
    Er war groß, schlaksig, blond und mißfiel mir auf den ersten Blick. Aber meine Sympathien waren da wohl durch den Billson-Artikel getrübt. Er zockte mit ein paar anderen Journalisten und sah mich zweifelsträchtig an, als ich ihm meine Visitenkarte vor die Nase hielt.
    »Ein Sicherheitsdienst!« sagte er. Ein bißchen nervös war er schon. Ich gab ein verbindliches Lächeln von mir. »Ich möchte mich einmal mit Ihnen über Billson unterhalten.«
    »Der kleine Schelm! Was hetzt der denn jetzt Sie auf mich?« Besorgnis umwaberte ihn wie Londoner Nebel.
    »Sie sind ihm kürzlich begegnet?«
    »Und ob! Er kam in die Redaktion und hat einen Riesenwirbel veranstaltet. Und mit Prozessen gedroht.« English lachte schnaubend, aber unfroh. »Unser Anwalt hat ihn natürlich elegant abgeschmettert.«
    Ich gab mich begriffsstutzig. »Es überrascht mich, daß er Sie behelligt haben sollte. Wenn die Fakten in Ihrem Report stimmen, riskiert er doch ein paar Jahre Zuchthaus. Allerdings dürfte ihn sein weißes Haar wohl heute davor bewahren, nehme ich an.«
    English blickte überrascht. »Doch nicht der Alte! Jemand, der sich als Sohn ausgab – der sich Paul Billson nannte. Hat eine ziemliche Show abgezogen.«
    Ich sah mich um und entdeckte einen unbesetzten Ecktisch. »Ich möchte mal mit Ihnen über alles reden. Da drüben ist es einigermaßen ruhig. Was trinken Sie?«
    Erst zögerte er, dann zuckte er die Achseln.
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